Falsche Landerichtung

Forum - Unfallprävention
  • mag sich blöd und anfängermäßig anhören. bei der flugvorbereitung mache ich mir immer 2 pfeile in den gegenanflug der anflugkarte mit pistennummer. damit kann man sich eigentlich kaum vertun, auch wenn unvorhersehbares passiert und das adrenalin etwas höher ist. das selbe natürlich erst recht bei ausweichplätzen, hier ist die wahrscheinlichkeit ja sogar etwas höher, dass der anflug mit etwas stress verbunden ist und man den platz auch nicht kennt.
  • Ich liebe aus diesem Grund den Kurskreisel (oder das elektronische Equivalent). Wenn es dann sogar noch Makierungen bei 12, 3, 6 und 9 auf dem Instrument gibt, dann ist das eine super Stütze für die Landerichtung und auch für das richtige Einkurven in der unbekannten Platzrunde.

    Mit dem "Schnapskompass" ist mir in der Ausbildung mal ein falscher Anflug passiert. Der Lehrer hat mich gefragt, ob Landerichtung und Flugrichtung im Gegenanflug das gleiche sein sollen. War eine gute Erfahrung...

    Tilbo
  • Ich wage nochmal nachzuhaken. Vielleicht, oder soagar wahrscheinlich unterliege ich hier einem furchtbaren Denkfehler aber ich würde trotzdem gern wissen ob es nicht normal ist bei einem unkontrollierten Platz erstmal drüber wegzufliegen und sich den besagten Windzack anzugucken. Der Flugleiter interessiert doch hier eigentlich überhaupt nicht, oder? Was mache ich falsch?

    Gruss Stephan
  • Falsch rum gelandet bin ich auch schon. Passiert...
    Nichts, worum es sich lohnt ein Drama zu machen.

    Auch schonmal falsch rum zum Start gerollt (also zum falschen Rollhalt, nicht rueckwaerts! ;) ), trotz Blick auf den Windsack uebrigens, den hatte ich irgendwie komplett falsch rum interpretiert. Fragt mich nicht... ;)


    Chris
  • In den mehr als 10 Jahren die ich jetzt fliege sind mir auch schon einige Situationen passiert, auf die ich nicht stolz bin. Aber das waren Erlebnisse, die sich sehr tief eingebrannt haben und dadurch nachhaltig lehrreich waren. Der Lerneffekt war nachhaltig, in den letzten Jahren ist so gut wie nichts (schwerwiegendes) mehr passiert. Eines meiner heftigsten war dieses:
    Hochsommer, in Zell am See übernachtet und schlecht gefrühstückt. Deshalb großer Hunger. In Kempten dann bei 30°C zum Mittag ein Schnitzel mit fettiger Sättigungsbeilage reingepfiffen. Es hat richtig gut geschmeckt, aber wir waren hinterher sowas von müde und unkonzentriert. Den Vorflugcheck glatt vergessen und gleich in den Flieger zum Weiterflug nach Konstanz. Nach dem Start stellen wir fest: keine Karte im Cockpit, alles hinten im Gepäck gelassen. Aber die Pink war in Kempten zu Gast und es war viel Verkehr. Also den Stress nicht mehr geben durch Umkehr sondern und auf die beiden GPS Geräte an Bord verlassen. Dann kommen wir langsam an Friedrichshafen ran und wir brauchen bis 5000ft einen Xponder. Haben wir nicht. Kommt unseren müden Gehirnen die glorreiche Idee, einfach über 5000ft zu fliegen, dann sind wir ja oberhalb. Also entsprechend beim Lotsen gemeldet. Der fragt nach unserem Transponder. Wir ganz stolz: "Negativ, aber wir sind über 5000 ft". Er bekommt hörbar einen Kollaps und jagt uns auf derektem Weg wieder aus seinem Herrschaftsbereich. Wir sind völlig erschrocken bei der Erkenntniss über unseren neuen kapitalen Fehler und es geht uns die Düse. Dabei merkt mein Kumpel, wie Montezuma ihm das Schnitzel schon wieder hinten raus drücken will. Ich also die "Next airport" Option am GPS gedrückt und auf direktem Weg zum nächsten Platz. Sofort per Funk gemeldet und Landerichtung nachgeplappert ohne nachzudenken. Die Piste war schnell in Sicht, also runter und drauf zu ohne die Landerichtung mal mit dem Kompass abzugleichen. Ich will gerade das Endteil melden, da kommt mir auf direktem Kollisionskurz eine Springer-Absetzmaschine entgegen die gerade abgehoben hat. Ohne nachzudenken drehe ich sofort nach links ab und stelle fest, daß ich mittlerweile am zittern bin und nicht mehr klar denken kann. Erst mal beruhigen, dann die Platzrunde im GPS ansehen. Ich stelle fest, ich bin durch mein Ausweichmanöver mitten im Segelfliegeranflugbereich, also auf der falschen Seite der Piste. Wieder Stress und nichts wie raus da. Meinem Kumpel verfärbt sich das Weisse in den Augen langsam auf braun und zwischen den zusammen gepressten Lippen kommen nur schwer verständliche Laute. Also schnellstens auf die andere Seite über der Piste gewechselt und noch mal richtig im Gegenanflug gemeldet. Darauf der Platz: Sorry, wegen der zu erwartenden Springer zur Zeit keine Landung! Auch auf meine dringende Bitte bleibt er hart. Ich wäge zwischen der Not meines Kumpels und der Gefahr durch Springerbetrieb ab und entscheide mich für meinen Kumpel. Beim Aufsetzen sehe ich den einen und anderen Springer zum Glück etwas entfernt neben der Piste landen. Ich war noch nicht ausgerollt, da ist mein Kumpel auch schon raus und auf rennt auf direktem Weg Richtung Toilette. Prompt alles belegt bei den Herren. In seiner Not überholt er zwei erstaunte Frauen mit ähnlichem Bedürfniss und schliesst sich im Damenklo ein. Als er wieder raus kam, hatten sie sich schon zum Spiessrutenspalier aufgestellt. Ich bin dann hoch zum Turm zum zahlen und stelle fest, das der liebe aufgeregte Türmer vor lauter Standpauken an andere Piloten nicht mal mitbekommen hat, daß ich entgegen seiner Anweisung einfach gelandet bin. Also gezahlt und getrollt.
    Wir haben dann bei einer Apfelschorle mal etwas reflektiert und das Adrenalin aus den Adern gezittert. Je mehr wir nachdachten, um so mehr Fehler sind uns aufgefallen. Irgendwann haben wir uns gewundert, daß wir am Ende dieser langen Kette von schweren Fehlern noch am Leben waren und der Flieger keine Beschädigung hatte.
    Ich habe bei mir selbst und bei Anderen noch andere Nummern erlebt. Manches einfach lustig, manches Haarsträubend und knapp an der Katastrophe vorbei. Wenn so etwas passiert, dann bloss nicht peinlich wegdrücken und nicht drüber reden sondern analysieren und lernen.

    Gruß
    Achim
  • @ Achim, willkommen im Club...
  • Hi Stephan,

    nein, grundsätzlich machst Du nichts falsch. Wenn man einen Grasplatz in grüner Landschaft sucht ist das auch sinnvoll erst mal drüber zu fliegen und dann auch den Windsack zu beobachten.  

    Sonst brauchst Du es allerdings in Deutschland nicht mehr,  denn der Türmer schaut ja für Dich schon 5 Minuten vor der Landung auf den Windsack :).

    Den Überflug kannst Du somit sparen .

    Hat doch was der Service in BRD

    Grüße

    Peter   

  • Aber anscheinend stimmt "dessen Windrichtung" nicht immer unbedingt wie beschrieben. Sprechende Windsäcke waren eh noch nie so mein Fall. Ich glaube ich mach lieber so weiter wie bisher... :-)) 
    Ob ich auch mal meinen Mist schildern soll? Obwohl, das hab ich schon so oft gemacht... 

    Gruss Stephan
  • Ja Stephan,

    in France findest du auch so wenig sprechende Windsäcke, so dass dein Verfahren
    sehr sinnvoll ist und von mir ebenso angewand wird.

    Dennoch können sich auch kritische Situationen ergeben :
      - bei Windstille
      - Wind quer zur Piste
    also beide Richtungen möglich wären.

    Aber durch Nennen der Absichten und Positionen können sich andere Flieger auf dich
    einstellen. Sollte es dennoch zu Unklarheiten kommen, wird das in France lediglich
    ohne gross Theater hingenommen.

    Gruss
    Norbert

    PS: Mist schildern... nur zu, wir wollen doch was lernen...
  • Wieso geht der Zitieren-Button her nicht?


    Chris
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