Nordseepilot schrieb:Bei den deutschen Strompreisen stimmt das leider nicht. Mein Audi A3 nimmt sich bei Autobahnfahrt mit Tempo 140 km/h ca. 6 Liter Diesel, abhängig von Windrichtung, Licht und Regenwasser vor den Rädern mal etwas mehr oder weniger. Bei gleicher Fahrweise schluckt ein Elektro a3 ca. 20kWh.
Minimale Verbrauchskosten
6 Liter Diesel kosten aktuell 6€, 20kWh Strom geladen zuhause 6–7€, geladen an der Schnellladesäule bis zu 15,50€. Beim Verbrauch rechnet sich ein E–Auto einfach nicht, weil wir in Deutschland die weltweit höchsten Stromkosten haben, wenn man nicht gerade in einer Industrie arbeitet, die von der EEG–Umlage befreit ist.
CSS schrieb:Der Vergleich hinkt. Du musst vergleichen: Energieträger <=> Energieträger, Behälter <=> Behälter
Nun ja - Der Energieträger Erdöl ist nach dessen Verbrennung unbrauchbar (dessen Produkte der Umwandlung fallen eher unangenehm auf)Bei den Akkus bleiben (mittlerweile) sehr gut recyclebare Wertstoffe übrig und stünden der erneuten Verwendung zur Verfügung.
Das entspricht dann: Benzin <=> elektrische Ladung, Akku <=> leerer Benzintank
Dazu würd ich gern realistische, nicht marketing- und fanboygeschönte Rechnungen sehen. Wie gesagt, wäre es aus sich heraus wirtschaftlich dann bräuchte es keine Förderung um Käufer zu finden. Aber alle Protagonisten hier rechnen wie selbstverständlich die Förderung als gegeben ein, und sich damit in die Tasche.Das größte Problem bei den Akkus und deren Verwertung ist jedoch: Die Dinger halten 500.000 km und länger. Dies zum Teil sogar garantiert ;-)
Und zur zitierten Verkäuferin im Supermarkt. Wenn sich diese Käuferschicht einen Neuwagen zulegt, so ist dieser doch in den meisten Fällen geleast. Finanziell betrachtet ein Irrsinn (als Privatperson), aber die Automobilindustrie hält sich doch so am Leben.
Das macht keinen Unterschied. Die höheren Anschaffungs- und Unterhaltskosten müssen finanziert werden, beim Leasing-Modell dann eben durch höhere Leasingraten.
Nordseepilot schrieb:Das ist Aufgabe privater Investoren, nicht des Steuerzahlers.
Fast jede neue Technologie benötigt eine Anschubfinanzierung, bevor sie wettbewerbsfähig wird.
wosx schrieb:Ein E-Auto wird nicht nur aus Preisgründen von jemandem nicht gekauft. Da gibt es viele andere Gründe (Reichweitenangst, was der Bauer nicht kennt, keine Lademöglichkeit daheim, etc pp). Auch wenn ein E-Auto in der Anschaffung billiger wäre, würden sie Verbrenner nicht sofort verdrängen. Sowas braucht viel viel Zeit. Und vor allem eine funktionierende Infrastruktur, weswegen ich im Moment nichts anderes als Tesla empfehlen würde. Das Chaos mit 20 verschiedenen Ladekarten, nicht funktionierenden Ladesäulen etc. muss man sich nicht antun, das geht garnicht.
Wie gesagt, wäre es aus sich heraus wirtschaftlich dann bräuchte es keine Förderung um Käufer zu finden.
Chris
Chris_EDNC schrieb:
Da gibt es viele andere Gründe (Reichweitenangst, was der Bauer nicht kennt, keine Lademöglichkeit daheim, etc pp).
Ich habe bewusst nicht mit fehlender Infrastruktur argumentiert, weil mir natürlich die Gegenargumente "Das ist ne Frage der Zeit, das Tankstellennetz musste auch erst aufgebaut werden" klar sind. Allerdings ...
Sowas braucht viel viel Zeit.
Ja, aber 150 Jahre sollten reichen oder? Ungefähr so lange gibt es nun Elektroauto und Benziner, und wer von beiden sich ohne staatliche Hilfe durchgesetzt hat, und für welches von beiden daher die Infrastruktur mitwuchs. wissen wir. Es ist seitdem nichts bahnbrechend Neues passiert das die Karten neu gemischt hätte, außer einem politisch gewollten Hype in den letzten paar Jahren.
Sagt jetzt bitte nicht "Aber der Tesla ist so ein hypermodernes Gefährt, den kann man gar nicht mit den elektrischen Kastenwagen des 19. Jahrhunderts vergleichen". Das ist nur alter Wein in neuen Schläuchen, das physikalische Grundprinzip Elektromotor + Akku an Bord ist unverändert, und die daraus erwachsenen technischen und wirtschaftlichen Vor- und Nachteile sind die gleichen wie vor 150 Jahren; alles das gilt für den Benziner natürlich ebenso. Das Neue am Tesla besteht im Ausstattungs-Schnickschnack. Heutige Benziner-Autos sind auch keine Ford Model Ts mehr, sondern haben in der Luxusklasse all diesen Ausstattungs-Schnickschnack.
Chris_EDNC schrieb:Moin,
Ein E-Auto wird nicht nur aus Preisgründen von jemandem nicht gekauft.
dann können wir hier doch einmal die Gründe auflisten warum das E-Auto von uns nicht gekauft wird. Ich bin auf Eure Argumente gespannt.
Meine Argumente gegen ein E-Auto:
Zwischenzeitlich hatte ich mal mit einem ID.3 mit großem Akku geliebäugelt, aber dank fehlender Anhängerkupplung ist der raus. Zuhause könnte ich mit 32A Drehstrom (=22kW) laden.
cbk schrieb:Das ist ja eine schöne Milchmädchenrechnung, die du hier aufmachst. Wenn man Fahrzeuge bzgl. Verbrauchskosten allgemein vergleichen will, dann muss man selbstverständlich Durchschnittswerte über alle Nutzer ansetzen. Und im durchschnittlichen Fahrmix ist der Anteil der Autobahnfahrten sehr gering. Fakt ist, dass der ID3 im WLTP-Mix 15kwh braucht. Und dieser Verbrauch wird durch mehrere unabhängige Vergleichsfahrten bestätigt. Da komme ich für den ID3 bei 29ct je kwh auf 4,35€ Verbrauch auf 100km.
Bei den deutschen Strompreisen stimmt das leider nicht. Mein Audi A3 nimmt sich bei Autobahnfahrt mit Tempo 140 km/h ca. 6 Liter Diesel, abhängig von Windrichtung, Licht und Regenwasser vor den Rädern mal etwas mehr oder weniger. Bei gleicher Fahrweise schluckt ein Elektro a3 ca. 20kWh.6 Liter Diesel kosten aktuell 6€, 20kWh Strom geladen zuhause 6–7€, geladen an der Schnellladesäule bis zu 15,50€. Beim Verbrauch rechnet sich ein E–Auto einfach nicht, weil wir in Deutschland die weltweit höchsten Stromkosten haben, wenn man nicht gerade in einer Industrie arbeitet, die von der EEG–Umlage befreit ist.
Und für deinen Diesel solltest du selbstverständlich nicht den derzeitigen coronabedingten Diesel-Tiefpreis von 1€ ansetzen, sondern das langfristige Mittel. In 2019 lag der durchschnittliche Dieselpreis bei 1,26€ und in 2018 bei 1,28€. Da kosten 100km dann 7,68€. Hinzu kommen die erheblich höheren Wartungskosten des Verbrenners und die Steuerbefreiung des Stromers. Fazit: Auch bei Strom zu Versorgerpreisen lohnt sich der Umstieg auf das E-Auto für die allermeisten Nutzer sofort.
Auch 6 Liter Diesel sind leider kein Durchschnittswert. Der Tiguan meiner Frau braucht real 9 Liter. Da liege ich dann bei 1,40 je Liter (mehrjähriges Mittel) und bei 12,60€ auf 100km. Da ist der Umstieg auf das E-Auto wirklich ein No-Brainer, wie Chris sagen würde. Und mit eigener PV-Anlage macht es natürlich richtig Spaß.
wosx schrieb:Das stimmt nicht. Natürlich hat sich eine ganze Menge getan. Ein Li-Ionen Akku mit Thermalmanagement und 100 kw/h Kapazität, welcher in knapp einer Stunde komplett geladen werden kann, gab es vor 150 Jahren nichtmal im entferntesten. Sicher, es ist nach wie vor irgendeine Batterie, welche irgendwas mit Strom zu tun hat, aber das war es dann auch schon an Gemeinsamkeiten.
Es ist seitdem nichts bahnbrechend Neues passiert das die Karten neu gemischt hätte, außer einem politisch gewollten Hype in den letzten paar Jahren.
Teslas Autos sind ja nicht das Produkt eines politischen Willens, sondern wurden von einer kleinen Klitsche einfach so gebaut und parallel dazu ein Ladenetzwerk geschaffen. Dass die Politik sich da mittlerweile reinmischt, wäre garnicht nötig. Der Erfolg käme auch so, es würde eventuell länger dauern.
wosx schrieb:Das Auto ist vollkommen wurscht. Es ist die Akkutechnologie und das Ladenetz, was den Unterschied macht.
Sagt jetzt bitte nicht "Aber der Tesla ist so ein hypermodernes Gefährt, den kann man gar nicht mit den elektrischen Kastenwagen des 19. Jahrhunderts vergleichen"
cbk schrieb:Das schaffen einige Modelle problemlos.
Ich habe täglich 240km Fahrt vor mir. Entsprechend muß das Fahrzeug 250km auch mit ausgelutschten Batterien (nach tausenden Ladezyklen) im Autobahntempo unter Worst-Case-Bedingungen schaffen.
cbk schrieb:Aber es gibt sie und es werden mehr.
Es gibt kaum E-Autos mit einer Anhängerkupplung an der man auch wirklich einen Anhänger betreiben und nicht bloß einen Fahrradträger montieren darf.
cbk schrieb:Mit 3-Phasenanschluss problemlos möglich.Mir ist es ehrlich gesagt etwas peinlich, dass ich nun gegen meine früheren Argumente argumentiere.... ;))))
Innerhalb von 6 Stunden muß ich zuhause den Wagen komplett aufladen können für weitere 250km unter Worst-Case-Bedingungen.
Chris
Nordseepilot schrieb:Ich habe jetzt für meine persönliche Rechnung einfach mal meine persönlichen Real-Verbräuche als Grundlage für die Rechnung genommen. In den Papieren steht besagter Audi a3 Diesel mit 5,3 Litern, real bewege ich ihn mit 6 Litern. Der ID.3 steht mit knapp 16kWh in den Papieren, auf einer Probefahrt genehmigte er sich 20kWh.
Wenn man Fahrzeuge bzgl. Verbrauchskosten allgemein vergleichen will, dann muss man selbstverständlich Durchschnittswerte über alle Nutzer ansetzen.
Auch habe ich nicht den Durchschnittsmix von Innerstädtisch/Landstraße/Autobahn angenommen sondern das, was ich selber fahre, nämlich 85% Autobahn, 10% Landstraße, 5% Innerstädtisch. Zudem bin ich von einer freien Autobahn ausgegangen, wie ich sie auf meinen Fahrten (morgens 5.45-6.50 Uhr sowie abends 21.00-22.05 Uhr) zumeist vorfinde.
Aus dem Ende der abendlichen Heimfahrt, der sich mit Stau nach einem Verkehrsunfall auf 23 Uhr verschieben kann und der Anforderung am nächsten morgen um 5.30 Uhr wieder voll aufgeladen dastehen zu müssen, habe ich auch die Anforderung "muß in 6 Stunden komplett aufgeladen sein" hergeleitet.
Du siehst, ich habe die Rechnung für mich gemacht. Andere Fahrer werden ganz andere Rechnungen aufmachen, zumal sie wahrscheinlich auch keine Jahresfahrleistung von 60-65tkm haben werden. Ach und: Bisher haben alle meine Fahrzeuge die 500tkm mit dem ersten Motor geschafft. Ähnliches erwarte ich da auch von einem Elektro-Auto, wenn ich an das Wechseln der Akkus denke.
cbk schrieb:Man muss auch ganz klar sagen: Das gegenwärtig verfügbare E-Auto kann nicht alle Szenarien abdecken. Deines ist schon ziemlich extrem und trotzdem würde es dafür heute schon reichen. Wer aber mit 200 auf der Bahn täglich 800km runterreissen muss, bleibt besser beim Diesel.
Du siehst, ich habe die Rechnung für mich gemacht.
cbk schrieb:Kein Wunder bei dem Fahrprofil, welches alles andere als Standard ist.
Ach und: Bisher haben alle meine Fahrzeuge die 500tkm mit dem ersten Motor geschafft.
Chris