Fluglärm und anderer Krach

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  • Die Anekdote: Vergangen Sommer in Sauldorf-Boll. Beim Studium der Anflugkarte fällt mir die Position "B" in Bietingen auf. "Unter keinen Umständen überfliegen" heisst es da. Es ist eine Position, die innerhalb einer lärmsensiblen Zone nochmals extra hervorgehoben ist. Vermutlich steht dort ein altes, verrostetes Flakgeschütz, das bei zuviel Lärmbelastung, aufgrund der Vibration, zu feuern beginnt.

    Am Platz selbst frage ich, bei ausserordentlich guten Butterbretzeln und bestem Kaffee, was es mit der Position "B" auf sich habe. Ja, das sei eigentlich überholt, da wohnte mal einer, der sei sehr empfindlich gewesen, und deshalb habe man das mal speziell aufgeführt. Die Empfindlichkeit habe bis zu kompletten Ortsversammlungen geführt. Mit Bürgermeister und allem drum und dran. Schliesslich führte man eine Lärmmessung durch, wie stark die Belastung durch den UL-Platz denn wirklich sei. Diese fiel allerdings gewissermaßen ins Wasser, da sich herausstellte, dass jeglicher Fluglärm von anderen Geräuschen überlagert wurde. Vorbei fahrenden Autos etwa, bellende Hunde und in der Ferne feuernde alte Flakgeschütze.

    Soviel also zu einem Problem, das heute jeder mit einer App auf dem Smartphone selbst (er)messen kann.


    Das Faktum: "[N]ach einer Lärmkartierung des Umweltbundesamt [sind] deutlich mehr Menschen von Straßen- und Schienenlärm betroffen als vom Krach der Flughäfen. Ganztägig mehr als 55 Dezibel (dB) seien in deren Umgebung nur 800 000 Menschen ausgesetzt. Straßengeräusche störten in diesem Maße aber 8,7 Millionen, der Zugverkehr weitere 6,4 Millionen Menschen. In der Summe seien 19 Mal mehr Menschen von Straßen- und Schienenlärm betroffen sind als von Fluglärm. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft verweist zudem darauf, dass Flugzeuge immer leiser würden. So hätte der Lärmpegel eines Flugzeugs in den vergangenen sechs Jahrzehnten um 88 Prozent oder 30 dB reduziert werden können." (Neues Deutschland 17.1.19)

    Ich will nicht sagen, dass in einer entsprechenden Situation, das Empfinden von Anwohnern von Flugplätzen einfach zu vernachlässigen ist, aber andererseits könnte es auch Situationen geben, in denen man gewinnbringend ein solches Faktum anbringen kann.    

  • Ich sag nur:
    Bei uns hat sogar schonmal jemand ein Segelflugzeug wegen Lärmgelästigung angezeigt. Die K 8 war im Gegenanflug zu laut.

    Meine Meinung dazu:
    Den meisten Leuten geht es gar nicht um den Lärm sondern darum den "Besserverdienenden", die sich eben die Fliegerei leisten können, eins auszuwischen. Das ist also das gleiche Problem wie mit den Leuten, die oberlehrerhaft auf der Autobahn immer auf der linken Spur fahren, um allen hinter ihnen das Tempolimit von 100km/h näherzubringen.

  • Das ist ein schwierieges Thema. Ich hatte schon genug Ärger mit Anwohnern an meinem Unternehmen wegen irgendwelcher Anlagen.

    Ich könnte vier lustige Geschichten erzählen, will es aber nur einem kleinem kurzen Beispiel erzählen.

    extrem gekürzte Fassung: Ein Anwohner war der Meinung, dass er wegen einer Anlage nicht schlafen könne. Die haben schon die Schlafzimmer gewechselt, schliefen sogar deswegen schon getrennt, würden am liebsen wegziehen, aber die Enkel wohnen nebenan und das Haus sei so ja nichts mehr Wert wegen des Lärms.

    Anlage hatte kleinen defekt und wegen der damaligen Gesamtsituation lief sie nur Tagsüber oder gar nicht. Anwohner war halbwegs zufrieden.

    Dann war die Anlage einige Wochen später wieder 24/7 in Betrieb. Keine Rückmeldung über Wochen durch Anwohner. Nach 3 Monaten bekomme ich einen Anruf: Herr ... wir sind gestern nacht spät aus dem Theater gekommen und konnten sehen, die Anlage läuft wieder nachts. Seit vorgestern können wir auch nicht mehr schlafen, was die letzten Wochen kein Problem gewesen sei. Seid ich denen erzählt habe, dass die Anlage aber schon seid Wochen lief, habe ich nichts mehr von Ihnen gehört.Trotzdem habe ich die Anlage ein Jahr Später auf meinem Gelände versetzt, des Frieden wegen.

    Was ich damit sagen will, ist dass die ganze Lärmgeschichte so subjektiv ist. Meistens steigern sich Leute da unbewusst hinein. Und ich mache den Leuten keinen persönlichen Vorwurf. Die meinen das selten persönlich böse, sondern die sind so psychisch fertig. Einer hat sogar sein Haus völlig unterm Wert in einem Panikverkauf abgestoßen. Das fällt dann so lange auf einen zurück, bis sich rumspricht, dass er in neuen Ort das gleiche Geräusch hört. Derjenige tat mir einfach leid. Zumal der eine oder anderer "Gutachter" den armen Rentner vorher ausgenommen hat und im Umkreis von !!6km!! alle Potentiellen Anlagen mit ihm abgefahren ist um alle zu messen :-(

    Mein persönliches Fazit aus den ganzen Geschichten:

    Auch wenn ich nachweislich im "Recht" bin, nehme ich mich jeder Beschwerde grundsätzlich ernsthaft an, weil im ersten Moment will der jenige einem nichts böses. Der steigert sich gerade nur in was hinein. Erst in einem zweiten Schritt entsteht ein Missgunt. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

  • Hallo,

    >
    > ...Was ich damit sagen will, ist dass die ganze Lärmgeschichte so subjektiv ist.
    >

    Volle Zustimmung!

    Am alten Wohnort war ich genervt von Hundegebelle in der Nachbarschaft.
    Nach einem Umzug (mit neuem Nachbarhund) Habe ich mir gesagt: Cool, mglw.
    verhindert das Hundegebelle einmal, dass irgend ein Depp versucht, in unser
    Haus einzubrechen.
    Jetzt macht es mir nichts mehr aus.

    Würde die Fraport in Frankfurt jedem Fluglärmgegner ein paar Aktienanteile
    überschreiben und dafür eine Dividende zahlen, dann hätten wir in EDDF
    wohl 24 Stunden Dauerflugbetrieb ohne eine einzige Beschwerde  ;-))

    Zuviel Lärm ist nicht gut - und in der Tat auch psychisch schädigend.
    Aber seeeeehr viel des "Lärm-Miss-Empfindens" ist in der Tat auch
    nur ein "Hineinsteigern"...

    BlueSky9

  • Ich würde auch immer versuchen mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Man kann ein subjektives Empfinden nicht mit einer objektiven Lärmmessung weg zaubern aber ein freundliches Gespräch hilft oft weiter. 

  • BlueSky9 schrieb:
    Zuviel Lärm ist nicht gut - und in der Tat auch psychisch schädigend.
    Wobei "zuviel Lärm" nicht unbedingt mit großen Dezibel-Werten übereinstimmen muß. Ich empfinde z.B. sehr hochfrequenten Lärm absolut nervtötend, auch wenn er bei einem Meßgerät nicht so hohe Ausschläge verursacht wie anderer niederfrequente Lärm.

    Also z.B. bei Motorrädern "hochdrehende 4 Zylinder Sportmaschine" contra "1-Zylinder". Die Auspuffschläge des Singles verursachen bei einem Meßgerät extreme Werte. Gemessen ist der 4-Zylinder bei >20.000 U/min leiser. Aber das hochfrequente Sirren der Nähmaschine ist mit Abstand nerviger als die Auspuffschläge eines 1-Zylinders.

    Bei Kinderlärm ist es ähnlich. Wenn sie spielen, kein Problem. Aber das hochfrequente Kreischen, das manche Knirpse drauf haben, wenn sie ihren Willen nicht bekommen... *aua* :-(

  • Hallo,

    noch eine kleine Anmerkung zur Anflugkarte von oben:
    Ich halte dort Formulierungen wie

    "Unter keinen Umständen überfliegen"

    für nicht sehr geschickt gewählt.

    Es besteht dort eben _keine_ ED-R oder ED-P oder TRA sonst ein
    "Luftraum mit Beschränkung".

    Eine Sichtanflugkarte sollte darauf hinweisen, dass ein solches
    Gebiet bitte aller Moglichkeit nach nicht überflogen werden
    sollte. Aber ein "unter keinen Umständen" ist hier mehr als fehl
    am Platz.

    Denn die "Umstände" im Luftraum G oder E kann erstmal nur einer bestimmen: Der Pilot.
    Eben nach den Regeln für VFR Flug im Luftraum G oder E  ;-)

    ...nur mal so ein Gedanke....


    BlueSky9

  • BlueSky9 schrieb:

    Eine Sichtanflugkarte sollte darauf hinweisen, dass ein solches
    Gebiet bitte aller Moglichkeit nach nicht überflogen werden
    sollte. Aber ein "unter keinen Umständen" ist hier mehr als fehl
    am Platz.
    Das sehe ich auch so.

    Gruß

    Gerd

  • BlueSky9 schrieb:
    Denn die "Umstände" im Luftraum G oder E kann erstmal nur einer bestimmen: Der Pilot.
    Eben nach den Regeln für VFR Flug im Luftraum G oder E  ;-)
    Ich habe mal in Bonn Hangelar geschleppt. Damals war in der südöstlichen Ecke der Platzrunde die Ecke abgeschnitten.

    Es gab damals regelmäßig Streß mit den Anwohnern (Seniorenheim oder Krankenhaus oder sowas). Jedenfalls war der Platz damals berüchtigt für Bußgelder, wenn man den Strich nur um 50 m verfehlt hatte. 

    In der AIP stand damals "Platzrundenführung und Flughöhe sind im Rahmen der der flugbetrieblichen Möglichkeiten unbedingt einzuhalten".

    Die RP-Behörde akzeptierte ein versehentliches Abweichen von der Linie nicht als flugbetriebliche Möglichkeit und hat munter kassiert.  Ich meine mich zu erinnern, dass es sogar Diskussionen um ein "geeichtes" Fernglas, dass irgendjemand  angeschafft hatte um die Flughöhe zu bestimmen, gab.

    Vielleicht liest ja hier jemand aus Hangelar mit, der erzählen kann wie die Sache eigentlich ausgegangen ist.

    Tom

  • Zack wie immer, eine Bemerkung die nix mit dem Thema zu tun hat und schon ist der ganze Trööt fürn Popo.

    Aber so ist nun mal der Deutsche, vor Allem wenns um Sachen geht die völlig belanglos sind und wie hier eigentlich nicht mehr existieren.

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