Moin,
ich arbeite ja auch in der Branche, in der alles nur mit Zulassung, Prüfung und ner Menge Papier geht. Und das ist häufig auch gut so. Wenn ein UL aufgrund eines sehr unwahrscheinlichen Defekts des Flarm einen Unfall hat, interessiert das kaum jemanden, weil es auch um überschaubare Summen geht. Fällt der 10-Millionen-Heli runter, wird sehr viel genauer geschaut und auch sehr viel genauer nach der Verantwortung gesucht. Für ne Klitsche wie Flarm ist das finanziell riskant, wenn Bell nachweisen will, das das Flarm den Heli gestört hat. Um diese Optionen auszuschließen, werden ne Menge Seiten bedruckt. Ohne diese Rückversicherung gibt es kein Hightech, weder in Autos noch in Fliegern oder sonst wo. Dafür ist viel zu viel Geld im Spiel. Und diese komplexe Form der Absicherung dauert halt. Und kostet. Deswegen ist in meinem Airbus weniger fähige Avionik als in jedem UL mit Ipad. Aber nu so bekommt man Projekte finanziell gesichert zum laufen. Ist in BER genau das gleiche. Niemand unterschreibt für die möglichen Forderungen, wenn die Entrauchung nicht zu 100% auf dem Papier und den daraus folgenden Tests besteht. Weil derjenige dafür haftet. Ohne die Haftungsabsicherung läuft nix, weder bei Juristen noch Politikern noch bei den Finanzunternehmen. Schon mal nen Haus gebaut? Da passiert genau das mehrfach, gegenüber der Bank, dem Bauträger, dem Schonsteinfeger etc. Aber ohne diese Sicherung gäbe es kein Hausbau, keine Finanzierung und am Ende auch kein ULs...
Gruß Raller
raller schrieb:Das bedeutet, dass sinnvolle technische Neuerungen durch diese Haftungsprobleme so sehr ausgebremst werden (wie z.B. damals das Stormscope, welches in der GA schon "üblich" war, aber den Weg in die gewerbliche Fliegerei lange nicht fand).
Weil derjenige dafür haftet. Ohne die Haftungsabsicherung läuft nix,
Ob es sich lohnt, diese innovationsfeindliche Judikatur mal zu durchzuforsten?
Denke dabei auch an folgende Haftungsproblematik: wenn ein Unfall deshalb passiert, WEIL der rechtzeitigere Einbau wegen dieser "Haftungsabsicherungsverfahren" verzögert (verhindert) wurde. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz.
Moin,
solange alle Parteien nachweisen, den Zulassungskriterien etc entsprochen zu haben, ist niemand schuld, keine bessere Technik verwendet zu haben. Deswegen ja die Behörden, die die Vorgaben ( 600 kg ?! ) so ausgestalten, das Innovation möglich wäre. In der Wirtschaft geht es nur um Geld, sonst nix. Sonst hiesse es auch nicht Wirtschaft. Flarm bekommt kein Geld für verhinderte Unfälle, haftet aber indirekt an Unfällen mit, zumindest im gewerblichen Bereich. Das rechnet sich niemals, weil am Ende auch Flarm nur funktioniert, wenn es genug Geld generiert. Deswegen die Gebühren, das Format etc. Die sind nicht altruistisch. Genau das aber müssten sie sein, um deiner Idee der Durchforstung der Juris zu entsprechen. Bell auch. Und Airbus. Und die Politik. Aber egal wie du dich der Sache näherst, du endest immer an der Verantwortung und somit Geld. Solange du nicht ein besseres System der Welt in petto hast, kommst du nicht weiter. Ist aber auch nicht schlimm, denn in deiner Verantwortung für dich und deinen kleinen Teil der Welt kannst du ja Flarm einbauen und rausschauen.
Gruss Raller
Nachtrag: genau aus dem Grund gibt es kaum neue Flugmotoren. Reine Haftungsgeschichte. Für die paar tausend Flugzeuge mit dem Potenzial an Schäden wärst du irre, Geld in die Hand zu nehmen. Aber: glückliche UL-Welt, da darf man das...
raller schrieb:Weshalb ich mich auch in diese Welt der noch vorhandenen fliegerischen Selbstbestimmung begeben habe.....
glückliche UL-Welt, da darf man das...
Nochmal kurz zum BER: das ist doch die Perversion des Systems. Nichts läuft mehr ohne diesen Rattenschwanz von Behörden, Juristen, Politikern usw. Gerade dieses Extrembeispiel, welches weltweit zur Lachnummer eins mutiert ist, sollte doch zum Nachdenken anregen.
Nö,
BER zeigt, was passiert, wenn die Systematik der Verantwortung an einer Stelle, in diesem Fall in der Politik, aus Selbstgefälligkeit ignoriert wird. Mehr ist da nicht passiert.
Ist am Ende halt nur teuer...
Gruss Raller
raller schrieb:Aber offensichtlich wurde diese Hürde ja genommen, sonst hätte man inzwischen nicht 3 Eurocopter des ÖAMTC mit Flarm ausgerüstet. Dass die anderen Heli′s noch warten müssen, dürfte wohl an einer internen Club-Entscheidung liegen. Von der wissen aber die bei uns stationierten Piloten gar nichts, doch das Zusatzrisiko dürfen sie inzwischen selber tragen.
Flarm bekommt kein Geld für verhinderte Unfälle, haftet aber indirekt an Unfällen mit, zumindest im gewerblichen Bereich. Das rechnet sich niemals, weil am Ende auch Flarm nur funktioniert, wenn es genug Geld generiert.
raller schrieb:Und die modernen Motoren, die es geschafft haben, verschwanden gleich wieder vom Markt. Ich denke da nur an den Porsche PFM 3200. :-(
Nachtrag: genau aus dem Grund gibt es kaum neue Flugmotoren. Reine Haftungsgeschichte. Für die paar tausend Flugzeuge mit dem Potenzial an Schäden wärst du irre, Geld in die Hand zu nehmen.
cbk schrieb:Tja, dieser "Markt" ist leider kein großer, daher sind für Neuentwickler wohl die Entwicklungskosten, Haftungsprobleme sowie Gewährleistungsansprüche kaum zu bewältigen. Da noch einen Gewinn zu erzielen, dürfte nicht möglich sein und ohne diesem gibt es keine Initiative, wie Raller sinngemäß schon richtig erwähnte.
verschwanden gleich wieder vom Markt
Bei uns sagt man: ohne Geld ka Musi (ohne Geld keine Musik).
cbk schrieb:Die haben sogar Prämien bezahlt, wenn die Leute einen "Lyco-Conti" einbauten, weil dann einer weniger vorgehalten werden mußte.
Und die modernen Motoren, die es geschafft haben, verschwanden gleich wieder vom Markt. Ich denke da nur an den Porsche PFM 3200. :-(
hob
hob schrieb:Ja,
Die haben sogar Prämien bezahlt, wenn die Leute einen "Lyco-Conti" einbauten, weil dann einer weniger vorgehalten werden mußte.
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