Kollision im Landeanflug

Forum - Unfallprävention
  • https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.schwaebisch-hall-zwei-tote-bei-zusammenstoss-von-kleinflugzeugen.d444734c-376e-4c7d-a389-490f9b001673.html

  • Aufgrund der "ausführlichen und sachlich gründlich recherchierten Sachlage" in dem Artikel (Schleudersitze und aussagekräftiger Fotoserie) dürften sich zu diesem tief traurigen Anlass wieder interessante Beiträge ergeben....

  • Dieser (weitere) Fall sollte die Bereitschaft zur Einruestung eines Kollisionswarners bei denjenigen erhoehen, die noch keinen drinnen haben.


    Chris

  • Chris_EDNC schrieb:
    Dieser (weitere) Fall sollte die Bereitschaft zur Einruestung eines Kollisionswarners bei denjenigen erhoehen, die noch keinen drinnen haben.
    Oder, um es für die Charterkunden mal zu formulieren:

    Dieser Unfall sollte dazu führen, daß Kollisionswarner per Gesetz Vorschrift werden, genauso wie es Rettungsgeräte sind, damit man auch Maschinen mit entsprechender Ausrüstung chartern kann. Warum, wenn nicht aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, sollte sonst ein Vercharterer sowas einbauen?

    Womit für mich auch die Frage nach: "Warum brauchen wir in D so viele Gesetze?" beantwortet wäre. Weil man bei bestem gesunden Menschenverstand manche Dinge einfach nicht selber entscheiden kann.

  • Moin,

    geht das Theater wegen diesem Teil jetzt hier auch schon los?

    Den Angehörigen zeuge ich mein Beileid.

    Stefan

  • Ich glaube jeder normale UL-Pilot wird bei so einer Nachricht selber nachdenklich. Es ist auch richtig so. Es ist gar nicht der erste Zusammenstoß im Landeanflug, an den ich mich spontan erinnern kann. Ich würde allerdings jetzt auf die Besprechung von diesem konkreten Fall verzichten, weil a) Menschen heute gestorben sind und b) noch zu wenig zu den Umständen bekannt ist und schreibe stattdessen über meine eigene Erfahrung, die durchaus ähnlich schlimm ausgehen konnte. An einem schönen Tag am Wochenende startete ich mit meinem ULF-2 von einem kleinen Verkehrsflugplatz. Rechte Nordplatzrunde war im Betrieb, direkt südlich des Platzes waren Falschirmsprünge. Hinter mir am Rollhalt war bereits noch eine Maschine, wir warteten auf einige Landungen. Als die Bahn endlich frei war, habe ich ca 30 s die Wirbel abklingen lassen und startete sofort. Ulf-2 steigt mit ca. 90 km/h und 2 m/s. Hinter mir war die weitaus kräftigere Maschine. Als ich die erste Rechtskurve begann, schoss sie direkt vor meinem Propeller von hinten rechts an mir vorbei. Hat der Pilot mich gesehen? Ich hoffe es, jedenfalls gesagt hat er nichts. Wer hat hier falsch gehandelt? Ich stieg in der Platzrunde wie ich konnte, was ist daran falsch? Er flog auch wie er konnte, war aber eben schneller (E-Maschine) und musste mich rechts überholen. Auch richtig so. Trotzdem war es irgendwie knapp und ich war ziemlich erschreckt. Noch unter Schock flog ich im rechten Gegenanflug in der Platzrundenhöhe. Ich musste nach Süden, aber direkt südlich des Platzes waren die Fallschirmsprünge. Mir blieb also nichts übrig als die Platzrunde langsam steingend weiter zu fliegen. Mittlerweile meldete sich eine weitere vom Süden kommende Maschine, die auf dem Flugplatz landen wollte. Wegen Fallschirmbetrieb konnte sie nicht über dem Platz in die Nordplatzrunde fliegen, also hat sie sich zwangsläufig mehr oder wenigen in den linken südlichen Queranflug kanalisiert. Ich war schon im rechten nördlichen Queranflug derselben Bahn, und die niedrige Sonne im Herbst blendete erheblich, das Verkehr war nicht zu sehen. Mir war völlig klar dass wir einander entgegenfliegen, so begann ich so genau wie möglich meine Position zu beschreiben. Ich habe gesagt dass ich genau über der Autobahn nach Süden weiterfliege, die Flughöhe so und so ab jetzt nicht mehr ändere, und das anfliegende Verkehr nicht in Sicht sei. Darauf war der "Flugleiter" unten sehr nervös und hat mir mitgeteilt dass mein Befinden im Anflugbereich  weder richtig, noch sinnvoll noch sicher sei. Mittlerweile eskalierte sich die Lage, für Diskussionen mit dem "Flugleiter" war gerade keine passende Zeit. Dann habe ich in ein Paar Hundert Meter links und etwas tiefer eine Maschine in ihrer steilen Rechtskurve bemerkt. Die Gefahr war vorbei. Nach so einem Abflug war ich recht deprimiert. Zwei near misses in 10 Minuten, ich weiss nicht was ich falsch gemacht habe, und dann noch vom "Flugleiter" beschimpft... Ich wollte ihn nach der Landung anrufen, doch war der Startflugplatz nach meiner Landung kurz nach dem Sunset bereits geschlossen. Die Geschichte ist schon mittlerweilwe Monate her, aber ich fühle dass ich mit ihr immer noch nicht fertig bin. Auf eure Kommentare bin ich mal gespannt :)

  • Nur kurz dazu:

    Im Fall 1 lag der Fehler ganz klar beim hinteren Flieger.

    Im Fall 2 hast Du absolut vorbildlich Deine Position und Absichten mitgeteilt. Der Flugleiter hat da ueberhaupt nicht dazwischen zu quatschen und die Frequenz zu blockieren! Man spricht sich vielmehr mit den anderen Piloten direkt ab.

    Also soweit alles korrekt. Tipp: Kollisionswarner einbauen.

    Chris

  • Sehe ich genauso wie Chris.

    Und Btw: Ganz ähnlich schon häufig erlebt. Bist damit nicht allein. Ist wie beim Motorradfahren, immer für die Anderen mitdenken....

    Thomas

    PS. Und ruhig mal die Verdächtigen Kandidaten anfunken, ob die dich auf dem Schirm haben.

  • Hallo,

    >
    > Der Flugleiter hat da ueberhaupt nicht dazwischen zu quatschen und die Frequenz zu blockieren!
    >

    100% Zustimmung!

    Ich würde da sogar noch einen Schritt weiter gehen:

    Ein "Flugleiter" an einem unkontrollierten Platz
    (so wie in Deutschland praktiziert)
    hat garnicht erst zu existieren!


    Man kann sich kaum davon frei machen:
    Nach dem ersten Funkspruch hat man
    - wenn auch unterbewusst (!) - schon einen
    Teil der Verantwortung an den "Flugleiter"
    "abgeladen" - und das ist der ganz große
    Fehler im System!

    Die deutsche Flugleiterpflicht kostet Menschenleben.

    Nein, ich habe nichts persönlich gegen die Menschen, die
    da sitzen und diesen Job** machen! - Jedoch die irrsinnige "Verpflichtung
    zum Vorhandensein eines Flugleiters" verurteile ich aufs Schärfste.


    BlueSky9

    **
    Manche machen ihn besser, manche machen ihn schlechter,
    Manche machen ihn richtig gut und manche versagen total,
    wenn sie denken, sie müssten z.B. Leute aus irgend einem
    Grund erstmal über Funk "beschimpfen" o.Ä.

  • Wenn ich nachdenke, dann komme ich zum Schluss dass einige Unfälle sich daraus ergeben, dass jeder Pilot im Gespräch mit dem "Flugleiter" steht, anstatt direkt andere Maschinen anzusprechen. Die "Infostelle" immer meint dass sie die Frequenz "besitzt" und jede Pilotenmeldung primär an sie bestimmt ist und eine Antwort verlangt. Diese Sichtweise ist aber sehr-sehr-sehr falsch und eigentlich schädlich.

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