Drehmeier = sinnvolle Anschaffung?

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  • Ist wohl so, dass da jeder seinen eigenen Weg finden muss, oder? Ist eine der tollen Seiten an der Fliegerei, jeder kann da so seine Vorlieben ausleben, z.B. "technischer Typ" vs. "Nostalgiker". Ich gehöre vermutlich zu Letzteren :) Vermutlich deswegen auch mein Hang zu Doppeldeckern, auch wenn eine FK12 meine fliegerischen und finanziellen Möglichkeiten zunächst noch übersteigt, vgl. den von mir geöffneten Thread dazu...
  • Ich bin da etwas zwiegespalten. Navigation gehörte schon in der Ausbildung nicht zu meinen Favourits. Ich wollte doch einfach nur Fliegen... . Ich habe kein Winddreick mehr gemalt, seid ich den Prüfungsflug hatte. Und trotzdem ärgere ich mich manchmal ein bisschen, dass ich dafür kein wirkliches Interesse entwickelt habe. Denn die, die es richtig drauf haben, denen macht das offensichtlich richtig Spaß.
    Den Strich auf der Karte gibts bei mir trotzdem. Und der Finger wandert auch mit. Auf der anderen Seite geben mir iPad und Co mehr Zeit zum Genießen. Ich mags halt bequem. Und das ist es halt mit Navi. So einen Dreh-Eimer habe ich selber noch nie zu Gesicht bekommen. Wenn ich mal jemanden damit treffe lasse ich ihn mir aber gerne mal zeigen. Is bestimmt spannend. Momentan aber nicht soo spannend, dass ich dafür ein "Ich hab nen Wunsch bei meiner Freundin frei" dafür opfern würde. ;)

    Beste Grüße
  • Man kann den Wind  bzw die daraus resultierende Abdrift auch prima im Kopf berechnen. Die Faustformel lautet ja Windgeschwindigkeit/TAS * 60 * sin(Windeinfallswinkel)  (Genau genommen müsste anstatt der 60 eine 57, irgendwas stehen, aber das macht nur etwa 5% Unterschied aus und ist vernachlässigbar.) 

    Wenn man immer mit dem gleichen Flugzeug fliegt, kann man bisschen zusammen fassen. Nehmen wir an, wir fliegen immer nur C42 und fliegen immer mit einer TAS von 150Km/h, dann würde die korrekte Formel lauten: 
    Windgeschwindigkeit *0,4 * sin (Windeinfallswinkel) Die Multipplikation mit 0,4 könnte man vereinfachen z.B. so:   /10*4


    Wenn man davon ausgeht, dass der Wind auf dem ganzen Flug aus der gleichen Richtung und der gleichen Stärke kommt, kann man weiter vereinfachen: Nehmen wir an, die Windstärke würde in unserer gewählten Höhe laut Flugwetter 30 Km/h betragen. Dann wäre die Abdrift =30Kmh/150Kmh*60 * sin(Windeinfallswinkel)  = 12° * sin(Windeinfallswinkel)  Den Sinus vom Windeinfallswinkel kann man sich näherungsweise errechnen, wenn man paar wichtige Eckwerte nimmt, und die linear extrapoliert. Günstige Eckpunkte Z.B. Sin(0) = 0  Sin (30°) = 0,5   Sin(45°) = 0,7  Sin(65°)=0,9. 


    Nehmen wir an, der Wind käme relativ zu unserem Groundtrack genau aus 90°, dann wäre der Vorhaltewinkel= 12°*sin(90°) = 12°. Käme er von schräg von vorne aus sagen wir mal 60°, dann wäre der Wert für Sin(65°) =0,9 der Naheliegendste. Ich würde dann einfach 10% von den 12° abziehen und weiß jetzt, dass ich mit ungefähr 10,8° oder etwas drunter, sagen wir einfach mit 10° rechnen muss. 

    Nochmal kurz die Vorgehensweise ohne Herleitungsgedöhnse: 
    1. gewünschte TAS festlegen
    2. Windgeschwindigkeit recherchieren
    3. mit der Formel Wind/TAS*60 die Abdrift für exakten Seitenwind berechnen 
    4. diesen Wert dann über den Daumen gepeilt mit sin(Windeinfallswinkel) korrigieren. 

    Damit ist man immer genauer unterwegs, als man vom Kompass her überhaupt fliegen kann. Das klingt jetzt bisschen kompliziert, aber die Methode klappt nach paar Beispielrechungen innerhalb von paar Sekunden - schneller als die meisten die Daten in einen Rechner eingeben können. Hatte mir damals sogar mal überlegt, das in Wetten-Dass vorzuschlagen, aber diese Rechnerei ist zu speziell, als das irgendjemand der normalen Zuschauer überhaupt verstanden hätte, was ich da tue. 
  • Also solche Rechnereien stellst du im Kopf waehrend des Fluges auf? Alle Achtung! Klar, wenn man ein paar Sinuswerte im Kopf hat, dann koennte das klappen... Respekt!
  • Nun, vielliecht solltest Du mal einen Gedanken entwerfen, wozu man das Ganze eigentlich braucht? Das erklärt dann auch, wie sinnvoll das Eine oder das Andere wirklich ist und wieviel Nostalgie in einem Cockpit Platz hat.

    Ruhige Luft, Blue Skies und eine C24, da kann man herrlich Karten ausbreiten und sich Besteck hierhin und dorthin deponieren. Zum Drehmeier gehört dann übrigens wenigstens ein Zirkel, sonst nützt das alles nichts.

    Die Luft wird rauher, die Sicht schlechter? Damit steigt primär die Aufgabenlast auf dem Sitz. Neben dem "Wo bin ich?" kommt in hopsigem Wetter nun auch noch "Was ist mein Kurs?" Dazu und "IAS/GS". Karte, Zirkel und Drehmeiser müssen nun Einhand bedient werden, denn die Andere brauchst Du, damit sich der Vogel nicht auf den Rücken dreht.

    Kannst Du dir das vorstellen? Kommen da die ersten Fragezeichen? Gut.

    Und nun setzen wir da noch einen Drauf und versuchen das in einem Ein-Mann/Tandem Cockpit in einer FK-12, die garnicht geradeaus fliegen kann!

    Ich würde vorschlagen: Erstmal einen Flugplatz finden und vielleicht mal eine Schnupperstunde machen. Dann den Schein, dann die Überland Stunden zur Pax_Berechtigung und dann können wir das Thema ja nochmal diskutieren. Die Nostalgie steckt nicht nur in den Vorstellungen zur Ausrüstung. Übrigens differenziert die Ausrüstung nicht so sehr zwischen "technischer Typ" und "Nostalgiker", sondern zwischen "einfachem Grafik-User-Interface" zu einer "komplexen, mathematischen Lösung, die auf guter, lageunabhäniger Feinmotorik beruht".

    Pete
  • Peter Wille schrieb:
    ...

    Übrigens differenziert die Ausrüstung nicht so sehr zwischen "technischer Typ" und "Nostalgiker", sondern zwischen "einfachem Grafik-User-Interface" zu einer "komplexen, mathematischen Lösung, die auf guter. lageunabhäniger Feinmotorik beruht".

    Pete

    Sachlich korrekt sowie rhetorisch mein Geschmack! Herrlich!


    Eric




  • Der Windvektor war übrigens immer ein großes Problem für die Enterprise! Aber Spock hatte ja
    einen Drehmeier dabei und beide Hände frei für dessen Bedienung. Den Navigationscomputer,
    den wir damals schon eingebaut hatten, hat er kategorisch abgelehnt.
  • Das soll jetzt nicht rechthaberisch klingen, aber die Vorderseite war ein Touch-PC, der mit einer 2,5D Gestensteuerung bedienbar war. 0,2 und 0,3D wegen des Schiebers und des Bedienrings, mit der man - navigatorisch - einfacher in Parallel-Universen wechseln konnte. Weil interstellare Navigation mit 2,5D nur begrenzt möglich war, fand sich diese Technik 76 Folgen später in einem Haushaltsgerät für weibliche Flugangestellte wieder. Das ist ein wenig wie die frühen Eisenbahn-Fahrkartencomputer in Japan um 1989.

    Peter
  • Peter Wille schrieb:

    Und nun setzen wir da noch einen Drauf und versuchen das in einem Ein-Mann/Tandem Cockpit in einer FK-12, die garnicht geradeaus fliegen kann!

    Ich würde vorschlagen: Erstmal einen Flugplatz finden und vielleicht mal eine Schnupperstunde machen. Dann den Schein, dann die Überland Stunden zur Pax_Berechtigung und dann können wir das Thema ja nochmal diskutieren. Die Nostalgie steckt nicht nur in den Vorstellungen zur Ausrüstung. Übrigens differenziert die Ausrüstung nicht so sehr zwischen "technischer Typ" und "Nostalgiker", sondern zwischen "einfachem Grafik-User-Interface" zu einer "komplexen, mathematischen Lösung, die auf guter. lageunabhäniger Feinmotorik beruht".

    Pete
    FK12 = kann nicht geradeaus fliegen? Das erzähle ich mal dem Peter Funk, wenn ich ihn das nächste Mal sehe - mal sehen, was er dazu meint :)
    Über das Schnupperstunden-Stadium bin ich hinaus. Eigentlich wollte ich nur wissen, was erfahrene Piloten zum Thema Drehmeier sagen. Warum reagieren manche User leicht gereizt, wenn ein Flugschüler Fragen stellt? Oder kommt mir das nur so vor?
    Dass die ganze Diskussion um die richtige Kursberechnung sehr akademisch ist, zeigt ein Blick auf den tanzenden Magnetkompass, bereits bei nur leichter Thermik.
  • Gereizt? Ach das ist doch noch harmlos ;-)

    Ich denke das Deine Frage vielleicht nicht präzise genug formuliert war.
    Wenn Du den im Flug nutzen möchtest --> eher nicht
    Wenn Du ihn zur Flugvorbereitung unter nicht Nutzung von elektronischen Hilfsmitteln benutzen willst -->eher ja

    Es ist so wie Peter schrieb. Im Cockpit an sich wird das etwas sperrig wenn Du da noch die Karte auf dem Kniebrett hast, den Drehmeier ablesen, zum fliegen raussehen und gleichzeitig noch IAS und Kurs ablesen willst...
    Bei böigem Wetter wirds dann besonders spannend :-)
    Du mußt daran denken das die Dingerr in einer zeit konzipiert wurden als es auf vielen Maschinen noch einen Navigator gab....

    Am Boden ist das eine interessante Sache.

    Praktisch benutzt habe ich ihn seid dem Ende der Ausbildung nicht mehr.
    Wozu auch? Ich fliege nach GPS, immer schön auf dem Strich...
    Da brauche ich keinen Vorhaltewinkel etc. und die ETA wird mir auch angezeigt und mein Progrämmchen rechnet mir sogar den Spritbedarf aus.

    Und wenn ich mal kurz umdisponieren möchte gehe ich auf "Direkt to" und fliege den Strich anders ab....

    Meine Frau übt sich dann derweil im Kartenlesen...
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