Frage 1: könnte ich ein UL C 42 als Experimental zulassen

Wenn Du sie zu mindesten 50% gebaut hast, warum nicht...


Chris

Hallo QDM,

"Experimental" hört sich erstmal etwas unsicher an, deshalb spricht man in Deutschland von "Einzelzulassung in der beschränkten Sonderklasse" ;-)

Ob dies besser oder kostengünstiger ist als die üblichen Alternativen, hängt sehr vom Einzelfall ab.
Zunächst mal muss ein Experimental in D ein Einzelstück sein und es darf nicht kommerziell gebaut sein, d.h. Du musst es selbst bauen. Oder ein bereits in dieser Weise gebautes kaufen. Damit scheidet die einfache Zulassung einer fertigen C42x in dieser Klasse schonmal aus. Automatisch hast Du auch keine andere MTOW, dies muss erst gerechnet und im Versuch belastet werden.

zu Frage 2:
Du kannst eigentlich als Pilot/Eigentümer auch an Echo-Maschinen ziemlich viel bis fast alles selbst machen - wenn Du sachkundig bist und bei komplexeren Arbeiten in Kooperation und evtl. Beauftragung durch eine CAMO/LTB. Es spielt dabei nicht die große Rolle, ob Standardklasse oder Experimental.
Wenn Du allerdings den Flieger selbst gebaut hast, ist es relativ klar, dass Du sachkundig bist ;-)
Ein Kostenvorteil von Experimentals ist, dass die meisten Teile nicht Luftfahrt zugelassen sein müssen (wie beim UL). Der Kostenpunkt Gesamtrettungssystem entfällt meist - die Funktion dann aber auch!

zu Frage 3:
Wesentliche Nachteile gibt es kaum, wenn man erstmal eine Verkehrszulassung hat. Vielleicht eines: Das LBA hat jedoch was gegen Nachtflug und IFR.

Frage 4:
Ja, es gibt hier noch nationales Recht, da Annex II. Wie auch bei UL, Oldtimern, Ex-Militärmaschinen...
Da das Recht in den Ländern verschieden ist, kann man auch Deine Frage nicht pauschal beantworten.
Nicht möglich ist jedenfalls die Ummeldung eines ausländischen Experimental nach D. Nach NL und SE scheint das noch zu funktionieren.

Meine generelle Meinung dazu:
Wenn Du eine gebrauchte kleine Echo günstig erwerben kannst  - egal ob Experimental oder Standardklasse - ist dies oft eine Alternative zum UL. Durch den LAPL ist es auch einfacher geworden. 
Wenn es Dich reizt, einen Flieger zu haben, den sonst keiner hat oder den es nicht fertig zu kaufen gibt, dann lohnt es sich, über einen Selbstbau nachzudenken und sich weiter zu erkundigen. Die OUV ist hier der richtige Ansprechpartner oder andere Selbstbauer.

Gruß
Andreas

Kann ich mit einer Adresse im Ausland, dort,  im Land mit den wenigsten Hindernissen, anmelden ?
Habe hier mal was von den Niederlanden gelesen. Gibt noch freundlichere Ausflaggungen? 

In den Niederlanden brauchst du selbst keine Adresse, jedoch einen Repräsentanten, der Post von der Behörde ggf. in Empfang nimmt (und an dich weiterleitet). Die CAA-NL möchte nicht ins Ausland versenden.

Freundlichere Ausflaggung als NL? Git es meines Wissens nicht. Auch Kommunikation mit der Behörde (Englisch) läuft i. d. R. äußerst pragmatisch und ergebnisorientiert; normalerweise erledigt das aber mein Repräsentant. Kosten pro Jahr für die Behörden: 81 EUR für die Verlängerung des beschränkten Lufttüchtigkeitszeugnisses und 120 EUR für die Luftfunkstelle, es dürfte kaum günstiger gehen.

Tag VFR gilt auch in NL. Ich glaube nur einige skandinavische Länder und England (auf Einzelfallbasis) sind liberaler, insgesamt aber m. E. auch aufwändiger.

Wichtig noch: Lärmzeugnis. Das wollen die Niederländer haben und stellen bei der Registrierung ein vorläufiges (in der höchten Lärmklasse) aus. Gibt es schon identische Flugzeuge (bei meiner Europa war das so), ist es relativ einfach und über eine sog. Gleichstellung möglich - Kosten: 330 EUR in meinem Fall für denjenigen von der niederl. Amateurbauvereinigung, der das bescheinigt. Andernfalls steht eine aufwändigere Lärmmessung an.

Am besten ist es natürlich, gleich in den Niederlanden sein Wunschflugzeug zu finden (es gibt nicht wenige im Experimentalbereich, z. B. bei Planecheck), dann entfällt der (überschaubare) Aufwand der Umregistrierung.

Repräsentant (deutschsprachig) kann ich übrigens im Bedarfsfall vermitteln, ist auch mein Rotaxmechaniker in Venlo.

VG Roland 

Vielen Dank für die ersten ausführlichen Antworten. 
Kurze Nachfrage  zum Verständnis:

Mehr als 50 % bauen
oder ein für sich passendes Experimental kaufen,  dann kommt man in den Genuss der Experimental Zulassung. 
Passagiere darf man doch mitnehmen. 
Weitere  Info OUV . Sind das die in Bad Dürkheim  immer ihr Treffen haben ? 

Grüße
QDM 

Passagiere darf man mitnehmen, kein Problem.

Die OUV hatte 2013 ihr Sommertreffen in Bad Dürkheim, 2014 in Offenburg - immer mal woanders.

Auf OUV.de findest du auch schon einige Infos.

@ QDM:

weil du nach einem Experimental als Alternative zum UL gefragt hattest:

aktuell wird eine Europa mit Turbo-Rotax und gerade 200 h sehr günstig (34.000 EUR) auf Planecheck angeboten, sogar schon mit niederländischer Reg. (!) http://www.planecheck.com?ent=da&id=25710

Wenn jemand Fragen hat - ich fliege auch eine niederländisch registrierte Europa.

VG Roland

...4 Jahre alt, 200 Stunde, 914, ich sag immer Flugzeuge sind Edelschrott, hoffentlich muß ich nie verkaufen....

Auch Jabiru Experimentals sind häufig recht günstig zu haben.

http://www.planecheck.com?ent=da&id=25174 

Das Modell ist sogar ein Viersitzer. In der Praxis zumindest ein Flieger für zwei Personen mit Gepäck.
Dass Experimentals auch national reguliert sind, sollte ja zumindest aus der UL-Perspektive kein Nachteil sein, eher wenn man das Experimental mit einer Echo-Maschine mit EASA-Zulassung vergleicht.

@pepino: 14 Jahre alt - trotzdem günstig.

VG Roland