Ist der Horten-Nurflügel nicht so ein Stealth-Technologie-Relikt aus dem Nationalsozialismus?
Vielleicht können die aerodynamischen Amateure (Modellbauer) hier Forum mir als aerodynamischen Laien einmal erklären, worin eigentlich der Vorteil einer Nurflügler-Konstruktion liegt. Die Nacheile sind ja offensichtlich: durch das Fehlen von Seitenleitwerk und Seitenruder verringert sich die Stabilität und Steuerbarkeit um die Hochachse erheblich. Zudem fehlen auch Höhenleitwerk und Höhenruder, somit dürfte auch die Stabilität und Steuerbarkeit um die Querachse ebenfalls schwierig sein. Und dafür habe ich auf der anderen Seite welche Vorteile?
Auffällig ist doch, dass es trotz vieler Entwicklungmilliarden der US-Militärs nur ein Modell in die Serienfertigung gebracht hat, die Northrop B-2. Hier hat man die aerodynamischen Nachteile zugunsten der Stealth-Eigenschaften in Kauf genommen. Zu den aerodynamischen Eigenschaften der B-2 steht in Wikipedia: „Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Konstruktion ist die B-2 ein Flugzeug mit negativer statischer Stabilität (auch als „aerodynamisch instabil“ bekannt). Das bedeutet, dass sie ohne permanente computergenerierte Steuerbefehle unkontrollierbar wäre und sofort abstürzen würde. Daher verfügt die B-2 über ein digitales und vierfach redundantes Fly-by-wire-System, das die Eingaben des Piloten interpretiert und daraus die benötigten Steuersignale erzeugt.“ Wenn ich das lese habe ich doch eher wenig Lust, mich in ein Nurflügler-UL zu setzen.
BTW: sind Hängegleiter und Trikes nicht eigentlich auch Nurflügler.
...schöner Flieger, schönes Video, sieht alles sehr harmonisch aus,
wird bestimmt nicht einfach, die PUL10 mit einer Neukonstruktion zu toppen.
scheint als wenn das Gewicht in der UL Version ein Problem war.
Vor- und Nachteile Nurflügler... das dürfte Seiten füllen....
Nur ein Beispiel....Ein Nurflügel ist effektiver. Ein Flugzeug mit Höhen-Leitwerk hinten erzeugt am Flügel 110% Auftrieb und am Leitwerk -10% Abtrieb.... macht zusammen 100% also bleibt der Flieger in der Luft. Der erzeugte Widerstand ist aber entsprechend hoch, weil der Flügel mehr Auftrieb erzeugen muß als bei 100% Auftrieb und das Höhenruder (eigentlich Tiefenruder) für den Abtrieb auch Energie verheizt. Effektiver sind z.B. auch Entenflügler, weil da das Höhenruder wirklich einen positiven Beitrag zum Auftrieb leistet.
Wenn man Deltakonfigurationen mit rein nimmt, gibt es übrigens viele Nurflügeljets.
Wieso werden die Nurflügler als Tiefdecker gebaut ? Ein exzellenter und stabiler Nurflügler ist der Hängegleiter. Er ist deswegen Stabil, weil der Schwerpunkt sehr tief ist. Es ist nicht hilfreich wenn ein Flugzeug in der Luft bei 38 Knt stallt, (Anflug 50 Knt), um dann mit Bodeneffekt erst bei 30 Knt aufsetzt. Dies alles bei exzellenter Gleitzahl und ohne Flap.
...ich durfte mir 2000 eine sehr interessante Maschine in Stralsund anschauen, aus meiner Erinnerung hatte diese folgende Eckdaten:
Deltaflügel, Doppelsitzer side by side, Hirthmotor trieb 2 Radialgebläse an, pumpte Luft in bespannten Rumpf und Flächen über eine flache Schubdüse ca. 70cm breit 7cm hoch wurde die Luft wieder entspannt. In der Schubdüse waren ca. 8 kleine Ruder als Seitenruder.
....man verzeie mir meine stark vereinfachte Darstellung.
Der Flieger sah aus wie eine kleine Raumfähre, Dreibeinfahrwerk, für Straßentransport konnten die Flügel angeklappt werden.
Meiner Meinung nach lief die Zulassung über den DULV, u.a. wurden Fahrten auf dem Messwagen absolviert, welche dem Deltaflügel gute Kritiken brachten.
Kennt jemand den Stand des Projekts?
Der Nuri hat zwar nicht den zusätzlichen Widerstand des Leitwerks und ausgedehnten Rumpfs, dafür müssen aber Kompromisse beim Flügel eingegangen werden, um aerodynamische Stabilität zu gewähtleisten. Die Flügel müssen druckpunktfest sein, weil sie keine stabilisierende Höhenflosse haben. Dazu verwendete druckpunktfeste Profile, z.B. S-Schlag, sind aber aerodynamisch weniger effizient als Normalos. Außerdem muss die Auftriebsverteilung zu Lasten der Effizienz so zurechtgebogen werden, dass das negative Wendemoment verschwindet (z.B. Glockenauftriebsverteilung), denn es gibt ja keine stabilisierende Seitenflosse und auch kein Seitenruder, mit dem man koordinieren könnte. Höchstens Friese-Querruder, starke Differenzierung oder Bremsklappen an den Flügelspitzen, aber was das für die aerodynamische Effizienz bedeutet, dürfte klar sein.
Was der Nuri also an kompakterer Bauweise an Vorteil gewinnt, macht die schlechtere Aerodynamik des Flügels idR wieder wett. Man kann aber nicht pauschal sagen, dass Nuri-Konzepte besser bzw. schlechter sind also konventionelle. Je nachdem, welche Leistungsanforderungen man hat und welche Kompromisse man eingehen will, kann das eine oder das andere vorne liegen.
EDXJ schrieb:Kann geil aussehen (siehe Northrop N-9M),
Und dafür habe ich auf der anderen Seite welche Vorteile?
muss aber nicht (siehe PUL10)... *grins*
Mir geht dabei dabei spontan Musik durch den Kopf: "FLASH - waa-aaah - savior of the universe"... *breitgrins*
Gruß Lucky
Villeicht gehts ohne S-Profil, Glockenauftrieb, Friese Querruder und Bremsklappen zum Kurven.
onkelmuetze schrieb:Gerne: ... und also aus dem vollen deutschen UL-Leben:
Dann lass uns doch mal an dieser Antwort teilhaben...
Alexander Dewalt hatte ja bekanntlich die Rechte für den oder die SUNNY erworben, war Musterbetreuer und produzierte - meist Bausätze - in einer geräumigen Industrie-Halle in Bad Schönenborn, die er auch per 1. Wohnsitz bewohnte (komfortable und praktische 2 Zimmer auf der "Empore").
Bei einem Besuch erzählte er uns, daß er beabsichtige, einen 4-Mot.-SUNNY zu bauen - mit Hirth-Motoren, die er sehr gut kenne. Begründung: Reiner Spaß an der Freude und dem zu erwartenden Sound - schließlich sei er gelernter Autoschlosser - und außerdem stände nichts Entgegenstehendes in den UL-Vorschriften. Daraufhin fiel das LSGB beim Einreichen der Zulassung nahezu in Ohnmacht und schaffte sofort ein Verbot für mehrmotorige UL.
...und das gilt noch heute. Begründung: Anwendung und Vereinigung von zwei der bekannten *DREI* obersten dt. Verwaltungs-Grundsätze, die da lauten:
1. Hamwa immer so jemacht.
2. Hamwa noch nie so jemacht.
3. Da könnte ja jeder kommen...
hob
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