Hello zusammen,
vor ein paar Tagen hatte ich meine augenärztliche Erstuntersuchung für das LAPL Medical. Leider hat mich der Augenarzt dabei ziemlich verunsichert. Im Abschlussgespräch teilte er mir mit, dass er das Tragen einer Gleitsichtbrille als verpflichtende Voraussetzung für die Tauglichkeit eintragen werde. Gleichzeitig sagte er jedoch, dass ich mir keine großen Hoffnungen machen solle, damit tatsächlich fliegen zu können. Seiner Meinung nach sei die Eingewöhnung an Gleitsichtbrillen sehr langwierig, die seitliche Sicht deutlich eingeschränkt, und es könne sein, dass ich beim Anflug nicht richtig einschätzen könne, ob ich korrekt zur Landung ansetze. Außerdem prophezeite er mir mit hoher Wahrscheinlichkeit Nacken- und Rückenprobleme und wenn die Brille nicht richtig sitzt und ein Unfall passiert, könne man sich versicherungstechnisch gleich die Kugel geben, vorausgesetzt man überlebt. Dieser Monolog hat mich dezent verwirrt. Ich frage mich seither ehrlich gesagt, warum er mir die Brille überhaupt verordnet, wenn er gleichzeitig so deutlich davon abrät damit in die Luft zu gehen. Ich bin Ende 40, meine Werte sind, zumindest aus meiner Sicht, nicht dramatisch: Altersweitsichtigkeit, seit kurzem eine dezente Unschärfe in der Ferne und eine Hornhautverkrümmung rechts.
Seit dem Gespräch bin ich ziemlich desillusioniert und frage mich, ob ich überhaupt noch zur eigentlichen flugmedizinischen Untersuchung gehen soll, andererseits kann mir der Fliegerarzt ja vielleicht noch einmal eine andere Einschätzung oder hilfreiche Tipps geben.
Daher meine Fragen in die Community:
Gibt es hier jemanden, der mit Gleitsichtbrille fliegt und damit gut zurechtkommt?
Müssen es unbedingt Gläser von Zeiss sein - also high end?
Und ist so eine Brille im Alltag (z. B. im Büro oder beim Autofahren) ebenfalls sinnvoll, oder wird das eine reine Speziallösung fürs Cockpit?
Falls ich tatsächlich eine zweite, identische Brille als Ersatz brauche, würde mich das ja auch finanziell interessant.
Ich freue mich über jeden Erfahrungswert oder Tipps, das würde mir wirklich weiterhelfen.
Cheers
Sardi
Abgesehen davon, dass ich Gleitsichtbrillen nicht mag, das ist absoluter Käse.
Er kann max. eine Sehhilfe vorschreiben, aber nicht welcher Art sie sein soll. Ich nutze z.B. eine bifokale Brille, welche all die angesprochenen Nachteile nicht hat. Sehr viele Piloten nutzen trotzdem Gleitsichtbrillen und sind happy damit.
Gab mal einen lange Diskussion hier dazu:
https://www.ulforum.de/ultraleicht/forum/1_allgemeines-und-aktuelles/10014_brillen--empfehlungen-
Chris
Klar, an eine Gleitsichtbrille muß man sich erstmal gewöhnen,
meine Erste habe ich damals nach 3 Tagen und einem Sturz auf einer Gartentreppe erstmal vor Wut zertreten.
Mein damaliger Fehler beim Kauf war allerdings, daß ich so doof war und falls ich damit nicht zurecht komme was Billiges gekauft hatte und mich niemand, auch nicht der Optiker drüber aufgeklärt hat, daß es verschiedene Möglichkeiten für den Nahbereich gibt und da wiederum die bessere Variante eben auch etwas Geld kostet.
Ich trage seit 20 Jahren eine Gleitsichtbrille und seit 14 Jahren fliege ich damit und komme bestens damit aus.
Das es eine von Zeiss sein muß ist völliger Quatsch und das man beim Landeanflug Probleme damit hat ist absoluter Blödsinn, wenn das alles was Du schreibst ein Augenarzt gesagt hat, dann ist der Typ für mich einfach nur ein Trottel, sonst nichts.
Danke für eure Antworten, bin jetzt ein wenig beruhigter und mit etwas Abstand fand ich den "Auftritt" des Docs teils schon übergriffig und kontraproduktiv. - werde das der Augenarztpraxis mal spiegeln. Er war nahezu persönlich beleidigt, als hätte ich mir die Sehschwächen absichtlich zugefügt und meinte zu jedem Flugbezogenen Thema das Wort Geld mit einzubringen zu müssen, nach dem Motto: Wer ein Flugzeug fliegen will, der kann und sollte selbstverständlich auch Geld schei*en.
Sachen gibts ...
Ich wurde erst mit der 2. Gleitsichtbrille glücklich. Wg Fliegen u Autofahren hab ich mir den Fernsichtbereich vergrößern lassen u nur ganz wenig Lesebereich. Die untere Mitte auf Entfernung zum Cockpit eingestellt u nun komm ich super damit klar. Fürs Büro hab ich extra Gleitsicht, welche überwiegend zum Abstand Monitor eingestellt ist.
Soll heissen, einen guten Optiker suchen der sich viel Zeit nimmt u alles individuell an dich u deine Anforderungen anpasst.
Mein jetziger ist auch Pilot, da klappte die Verständigung gut.
Mfg Markus
Im von Chris verlinkten Thread steht eigentlich alles, was man dazu sagen kann.
Ob Zeiss oder nicht, auch andere Mütter haben sicher hübsche Töchter, muss man halt aktuell checken. Ich hab Zeissgläser, sowohl für normales Wetter (mit Blaufilter, brauch dadurch die Sonnenbrille erst später) und die gleichen Gläser im gleichen Gestell getönt und nicht polarisiert als Sonnenbrille. Sind nicht billig, aber ihr Geld wert für mich. Warum? Weil sie die augenblicklich beste Lösung des Hauptproblems der Gleitsichttechnik am besten minimieren (nicht lösen), nämlich den Eieruhr Effekt im Schärfebereich. D.h. in der mittleren Distanz ist die Sehschärfe seitlich eingeschränkter als bei Nah- und Fernsicht. Und dieser Effekt ist bei den Zeiss Gläsern eben sehr viel kleiner. Mir war es das eben wert. Schon deshalb, weil ich das Teil den ganzen lieben langen Tag auf der Nase habe und dann will ich mich nicht ständig ärgern, dass ich wegen paar 100 Euro über eine Tragezeit von ca 4 Jahren nicht die Sehfähigkeit habe, die möglich ist.
Aber das muss jeder selber wissen. Gibt ja Spezialisten, die meinen der 10er Pack Aldi Lesebrillen bringst. Auch gut, wenn es zur Wahrnehmung passt.
Grundsätzlich gibt es eine Eingewöhnungsphase, aber die ist meistens nicht allzu lang.
Achso, ich fliege seit 10 Jahren mit Gleitsicht und bin immer heil wieder runter gekommen. Auch mit der jetzt verschärften, fliegerischen Anforderung mit meinem Spornrad Oldtimer klappt das sehen wunderbar. Die Landungen so mittel :-) , aber das liegt wohl an mir....
Thomas
Hello Sardi,
ich fliege von Beginn an mit einer Gleitsichtbrille, ohne jegliche Probleme.
Die benötige ich natürlich auch im Alltag - im Büro, beim Autofahren usw. - und bin ohnehin daran gewöhnt.
Dein Augenarzt maßt sich Aussagen an, die ihm nicht zustehen. Letztlich wird der Fliegerarzt feststellen, ob Du mit der mitgebrachten Brille ausreichend gut siehst und Dir eine Auflage (z.B. VML) in Dein Medical schreiben.
Nach einigem Herumprobieren habe ich mich für Zeiss- oder Essilor-Gläser entschieden. Ob man diese (teureren) benötigt, hängt aber von der jeweiligen Person ab. Meine Erfahrung: je stärker die Korrekturwerte, desto eher empfiehlt sich ein Glas der Oberklasse.
Obacht: Du must eine geeignete Ersatz-Brille im Flieger "mitführen", Du kannst also direkt 2 Brillen kalkulieren ... ca. 1600 EUR.
Was ich mir inzwischen erspare ist die Sonnenbrille als Gleitsichtvariante. Stattdessen verwende ich meine Alltagsbrille und eine gute, nicht polarisierende Überbrille (Marke Zurich).
Grüße,
Robert