Dauer einer Konsultation beim LBA

Forum - Fliegerische Tauglichkeit
  • Belchman schrieb:
    Ich habe nach meinem Problem mit meinem Fliegerarzt gesprochen und alle notwendigen Untersuchungen/Befunde eingeholt.
    Warum? 

    Ich würde über offensichtliche Dinge sprechen (z.B. mein linker Arm fehlt auf einmal), aber sonst fällt mir nix ein... ;)


    Chris

  • Ich denke, dass man das ganze etwas differenzierter betrachten sollte:

    Es gibt bekanntlich diesen Katalog der EASA (Zusammenfassung auf deutsch), in dem detailliert aufgelistet ist, bei welchen Vorerkrankungen Piloten (und anderes Luftfahrtpersonal) als untauglich, tauglich mit Auflagen oder tauglich eingestuft werden. Für die Beurteilung der LAPL-Tauglichkeit ist nur der Fliegerarzt ohne Einbeziehung des LBA zuständig.

    Wer beurteilt denn auf welcher Grundlage, ob ein Verunfallter in einem 120-kg-Flitzer zum Zeitpunkt des Unfalls fit ist/war?

    Ich glaube, soviel Verantwortungsbewusstsein sollte jeder Freizeitpilot mitbringen, ab wann man eine Gefährdung für sich und andere darstellt - und man auch keinen 120-kg-Flieger mehr bewegen sollte. Der DVLL schreibt zur Flugtauglichkeit: "Ein LL-Pilot muss natürlich flugtauglich sein - nur ist er dafür selbst verantwortlich. Denn auf einen Nachweis wird verzichtet."

    Ich verstehe das so, dass ich selbst für mich beurteilen soll, ob ich mich für flugtauglich halte oder nicht.

    Und diese Selbsteinschätzung kann und darf meiner Überzeugung nach durchaus von einer fliegerärztlichen Beurteilung hinsichtlich der Flugtauglichkeit gem. Medical-Vorgaben abweichen. Genau das ist doch der Freiraum, der mit dieser Klasse eingeräumt wird. Es gibt keine fliegerärztliche Untersuchung für LL, deshalb kann ein Fliegerarzt auch keinen Patienten für diese Klasse als flugtauglich oder flugutauglich beurteilen.

  • Finisher schrieb:
    soviel Verantwortungsbewusstsein sollte jeder Freizeitpilot mitbringen
    Dafür kenne ich zu viele Alkoholiker die durch ihre Verschwiegenheit an ein Medical gekommen sind und auch gebrechliche Piloten, die es kaum mehr in ihr (französisch registriertes) UL schaffen.  

    Aber du schreibst es richtig, es sollte... 

    Dazu kommt, man muss sich im Alter vielleicht eingestehen, dass man seine kognitiven und motorischen Fähigkeiten nicht mehr richtig einschätzen kann. Eine fatale Wechselwirkung... 

  • Finisher schrieb:
    "Ein LL-Pilot muss natürlich flugtauglich sein - nur ist er dafür selbst verantwortlich. Denn auf einen Nachweis wird verzichtet."
    Und genau das ist der richtige Ansatz, aber nicht nur für 120 kg, sondern für UL ganz genauso. 
    Finisher schrieb:
    Ich verstehe das so, dass ich selbst für mich beurteilen soll, ob ich mich für flugtauglich halte oder nicht.
    Im Zweifel bleibt man am Boden, so einfach ist das. Und wer gerne eine zweite Meinung möchte, kann zu seinem Hausarzt gehen.

    Wenn man die Fremdgefährdung zum Massstab nimmt, wie hier bereits angedeutet, und ein Medical das auf wundersame Weise senken könnte, dann müsste man um ein Auto fahren zu dürfen _mindestens_ ein Medical Klasse 2 (eher höher) haben, und zwar egal ab welchem Alter. Im Auto fährt man auf einer ordinären Landstrasse alle paar Sekunden in wenigen Zentimetern an einem anderen, im Zweifel mit 5 Personen/Familie besetzten Auto vorbei. Mit 200 km/h Relativgeschwindigkeit! Fehlertolerenz nahe Null oder es knallt so richtig und eine Familie ist ausgelöscht. Das schaut dann z.B. so aus (7 Tote):


    Chris

  • Chris_EDNC schrieb:
    Das schaut dann z.B. so aus:
    Dein whataboutism belegt doch, dass alle ein Medical bräuchten, und nicht alle keins! 
  • ronnski schrieb:
    Dein whataboutism belegt doch, dass alle ein Medical bräuchten, und nicht alle keins! 
    Entweder alle, um ein Auto, Motorrad, Motorboot, E-Bike, UL, Gleitschirm etc. pp. führen zu dürfen oder keiner. 

    Ich bin für keiner, weil ein Medical keinen Unfall verhindern kann. UL-Piloten müssten sonst in Frankreich reihenweise vom Himmel fallen. Umgekehrt gibt es immer wieder Unfälle wegen Herzinfarkt, wo die Piloten ein gültiges Medical bei sich trugen.


    Chris

  • Chris_EDNC schrieb:
    UL-Piloten müssten sonst in Frankreich reihenweise vom Himmel fallen.
    UL haben in Frankreich einen schlechten Ruf und ja, dort passieren viele Unfälle.
    Chris_EDNC schrieb:
    Umgekehrt gibt es immer wieder Unfälle wegen Herzinfarkt, wo die Piloten ein gültiges Medical bei sich trugen.
    Es gibt auch Gefälligkeitsmedicals. Die Autopsieberichte belegen das und die Streitigkeiten die im Nachgang laufen, werden selten öffentlich.
  • ronnski schrieb:
    UL haben in Frankreich einen schlechten Ruf und ja, dort passieren viele Unfälle.
    Nenne mir einen, der durch ein Medical verhindert worden wäre.

    BTW: UL haben in Deutschland einen schlechten Ruf und ja, dort passieren viele Unfälle.

    ronnski schrieb:
    Es gibt auch Gefälligkeitsmedicals.
    Gefälligkeitsmedicals in der Linienfliegerei? Na wenn das da schon soweit ist, was soll dann ein Medical für ULer wert sein? ;)

    Die einfache Wahrheit ist: Ein Herzinfarkt lässt sich nicht bei einer oberflächlichen Untersuchung vorhersagen. Er lässt sich vielmehr überhaupt nicht vorhersagen! Es gibt festzustellende Risikofaktoren, mehr nicht. Und dann?

    Und deshalb holt der Sensemann die Jungs im Liniencockpit, während sie in den Sonnenuntergang fliegen, ganz genauso wie überall sonst auch. Mit oder ohne Medical im Fliegerkoffer. Beneidenswerter Tod übrigens.


    Chris

  • Chris_EDNC schrieb:
    Warum? 

    Ich würde über offensichtliche Dinge sprechen (z.B. mein linker Arm fehlt auf einmal), aber sonst fällt mir nix ein... ;)

    Wenn dich der Notarzt abholt und du am anderen Tag in der Kardiologie dinge in deinen Körper geschoben werden .....
    Finisher schrieb:
    Für die Beurteilung der LAPL-Tauglichkeit ist nur der Fliegerarzt ohne Einbeziehung des LBA zuständig.
    Leider nicht ganz richtig. Die Vorschrift sagt nur fit oder unfit Auflagen sind dort leider nicht geregelt. Wenn der Fliegerarzt dir eine Auflage außer Brille und verkürzte Tauglichkeit bescheinigen will immer LBA und nur die können das dann auch aufheben. Also z.B. ohne Passagiere oder so Zeugs wie nur mit zweitem Piloten kann der Fliegerarzt dir nicht eintragen. Und auch bei LAPL kann der Fliegerarzt wenn er sich unsicher ist eine Konsultation beantragen. Ob das LBA dein Medical online mitlesen kann steht außer Frage und ich glaube die könnten theoretisch auch den Fliegerarzt überstimmen, kommt drauf an was er alles einträgt.  

    Übrigens ist die Sky Doc Liste schon ein Hinweis, was alles Fraglich ist. Überall wo k.A. steht kann der Fliegerarzt entscheiden ob er das LBA fragt. 

    Edit: Und bitte nicht mit Autofahren vergleichen. Das ist Unfug, Fliegen ist vielleicht sicherer wenn man nach reinen Zahlen geht aber mehr auch nicht oder genau deswegen.

  • Chris_EDNC schrieb:
    Und deshalb holt der Sensemann die Jungs im Liniencockpit, während sie in den Sonnenuntergang fliegen, ganz genauso wie überall sonst auch.

    Humbug ist das. Linie fliegt kaum einer alleine! Herzinfarkt heißt nicht, das du gleich Tot bist und auch eine "sudden incapacitation" bei einem NSTEMI Infarkt steht in keinem Buch als Folge.

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