Ich denke man muss unterscheiden zwischen angemessener Zivilcourage und Denunziation. Die Grenze muss jeder für sich selber setzen. Für mich ist die Grenze da, wo Allgemeingut oder die Sachen bzw. die Gesundheit Dritter (bzw. von Menschen die die Konsequenzen nicht absehen können) gefährdet werden. Die Selbstkontrolle in der Gesellschaft oder in einer Community ist auch dahingehend wichtig, weil die Sozialkontrolle nach der Selbstkontrolle ja die zweite Instanz der Kontrolle ist, noch weitaus vor Kontrolle durch irgendwelche Obrigkeiten. Ohne Sozialkontrolle ist die Durchsetzung von Regeln quasi unmöglich. Dort, wo niemand "hinschaut" haben Regelbrecher ein leichtes Spiel. Und je besser die Sozialkontrolle, desto geringer das Bedürfnis nach externer Kontrolle.

Im vorliegenden Fall könnte man als Kriterien hinzu nehmen:
Wo finden die waghalsigen Manöver statt (Drittgefährdung)?
Sind sich die Passagiere des Risikos bewusst?
Wird der Flieger ausschließlich von dem Piloten geflogen?
Was für ein Flieger, wie ausgebildet der Pilot?

Ich würde immer die Direktansprache vorziehen, gerade innerhalb einer Community. In der Ansprache ist der Ton sehr wichtig. Man muss sich in den "Täter" hinein denken, seine Motivation verstehen, aus seiner Richtung argumentieren und Verständnis erzeugen. Und auch eine Lösungsalternative aufzeigen. Dabei muss man selber ruhig bleiben, eigene Emotionen hinten an stellen. Meckern, Konfrontation bringt garantiert nichts. "Ich weiss, Du willst ABC, ich weiss, Deine Sicht in Deiner Erfahrung ist DEF. Aber schau mal, es ist auch GHI. Mit JKL hast Du genau den Spaß ABC, aber ohne GHI". Meine Erfahrung in einer anderen (leider nicht ganz seltenen) Situation ist, dass das nicht immer klappt, aber der Unterschied schon wie zwischen Tag und Nacht sein kann.

Wenn keine Einsicht da ist, würde ich es noch mal probieren, vielleicht über weitere Bekannte, um Sozialdruck aufzubauen. Wenn rote Linien überschritten sind würde ich trotzdem zunächst noch mal direkt ansprechen. "Schau, das geht so nicht, aus Gründen XYZ. Ich will es nicht, aber wenn Du weiter so machst, dann muss ich Dich anzeigen, ich lass Dir die Wahl". Am Ende kommt es ohnehin raus, gerade in einer kleinen Community. Und da ist es besser wenn man mit offenem Visier arbeitet. Hinten rum mag niemand, aber einen Gegner der offen für etwas einsteht respektiert man durchaus.

Hängt auch alles davon ab, ob ich selbst involviert bin. Ist es in meinem Umfeld, oder irgendein Youtuber den ich zufällig gesehen habe? Im direkten Umfeld würde ich die Sozialkontrolle enger ansetzen als bei einem unbekannten Dritten. Im Verein würde ich durchaus sagen, wenn jemand Kunstflug mit einem UL macht ist er grds. nicht mehr willkommen.

MtCenis schrieb:
Die Grenze muss jeder für sich selber setzen.

Nur schon dass er hier nachfragt zeigt doch, wie unsicher er sich ist und dass sich das (schlechte) Gewissen regt. 

Chris_EDNC schrieb:
Nur schon dass er hier nachfragt zeigt doch, wie unsicher er sich ist und dass sich das (schlechte) Gewissen regt. 

Im Gegenteil, er ist entschlossen und das erfordert Mut! 

Chris_EDNC schrieb:
Nur schon dass er hier nachfragt zeigt doch, wie unsicher er sich ist und dass sich das (schlechte) Gewissen regt. 

Naja, die Unsicherheit ist doch meistens eher, dass die Gründe dafür sprechen, einzuschreiten, aber man halt kein Denunziant sein will. Für mich wäre das Vorgehen, für mich selbst zu überprüfen ob ich da nur emotionalisiert/sauer bin, oder die rationalen Gründe dafür sprechen. Die Überprüfung kann in die eine oder andere Richtung gehen. Ärgert mich das blos aus Prinzip, weil da jemand eine Regel bricht, oder ist da wirklich ein Problem. Dann aber über den eigenen Schatten springen und wie beschrieben vorgehen.Kleine Story am Rande für den Weg der Anzeige: Ich hatte neulich die Polizei gerufen, weil ich auf dem Heimweg eine Sachbeschädigung an Gemeingut beobachtet hatte. Für mich ein no-go, und eine Situation wo Sozialkontrolle den Unterschied macht, Ansprache einer Gruppe allein nachts im Park ist eher ungünstig. Hatte aber überlegt, ob sich die Polizei für solch "Bagatellen" interessiert, will mich halt nicht zum Denunzianten-Horst machen der bei der Polizei als notorische Querulant geführt wird. Es kamen zwei nette Streifenpolizisten, die die Sache durchaus ernst nahmen. Eine halbe Stunde später der Rückruf, dass Verdächtige geschnappt wurden die auf die Beschreibung passen, danke noch mal. Ein paar Wochen später rief mich die Kriminalpolizei an, dass ich doch bitte noch mal zur Aussage kommen soll, weil die Sache in einem größeren Schema drin hängt wo die Polizei eine spezielle Ermittlung tätigt und meine Aussage relevant ist.

Anderes Beispiel, Weg der konstruktiven Ansprache: An einem Pass hatte mich (Rennrad) eine Gruppe Hobby-Rallyfahrer ziemlich übel geschnitten. Oben auf dem Pass freundlich und konstruktiv mit den Leuten geredet, nach dem Motto wir wollen ja beide hier unseren Spaß haben. "Alles klar", kein Problem und am nächsten Pass hatten die mich nett in sicherem Abstand überholt. Sind halt keine Unmenschen, sondern einfach nur so in ihrem Ding drin. Zugegeben, so ruhig bin ich nicht immer und so kritikfähig ist auch nicht jeder.

Gurkenschneider schrieb:
Du hast es nicht verstanden.

Wenn Du meinst.

Chris_EDNC schrieb:
Aber niemals denunzieren!! Dass man sowas überhaupt schreiben muss…

Das ist keine Denunziation, überprüfe mal Deinen Sprachgebrauch

francop schrieb:
Und um ehrlich zu sein glaube ich, dass wir alles wissen über wen wir hier reden ...

Ähm, nö. Klärst Du uns auf?

francop schrieb:
Der Kunstflug an sich wäre aber glaube ich nur eine Ordnungswidrigkeit

Das hast Du über die LuftVO geklärt, was natürlich eine Ordnungswidrigkeit darstellt (die LuftVO ist ja eine Verordnung, wie ihr Name schon sagt ;-)
Hier liegt aber keine Verletzung von §14 LuftVO vor, wir reden eher von LuftVG §60 grob pflichtwidriges Verhalten mit Gefährdung oder §60 Führen eines Luftfahrzeuges ohne Berechtigung .

Das Führen eines Luftfahrzeuges ohne zugehörige Berechtigung ist eine Straftat.
Kunstflug mit ULs ohne Kunstflugberechtigung für ULs ist das dann wohl ziemlich eindeutig auch.

Und mit Verlaub: es gibt genügend Fälle wo Flugzeuge nach unsachgemäßem Gebrauch Schäden hatten, die dem nachfolgenden Piloten zum Verhängnis hätten werden können und welche wo es dazu kam.

Daher werdet ihr verstehen, dass ich da keinen großen Gnadensspielraum habe.
Einen Kunstflieger mit einem nicht privaten UL würde ich ein Gespräch suchen und wenn das nicht fruchtet vielleicht noch eine klare Ansage machen, was passiert wenn er das nochmal macht.

Da das dann nicht anonym ist, wäre es auch keine Denunziation.

Steffen_E schrieb:
Einen Kunstflieger mit einem nicht privaten UL würde ich ein Gespräch suchen und wenn das nicht fruchtet vielleicht noch eine klare Ansage machen, was passiert wenn er das nochmal macht.

Auch ein Privatflugzeug wird sehr sicher irgendwann verkauft. 

Steffen_E schrieb:
Kunstflug mit ULs ohne Kunstflugberechtigung für ULs ist das dann wohl ziemlich eindeutig auch.

Könnt man jetzt in jeder Richtung argumentieren....ist aber müssig, letzlich müssten die LaLuBe′s entscheiden, ob sie das als OW handeln können/wollen/dürfen, oder der Staatsanwalt aktiv wird.

Wir sind uns aber sehr einig, dass das eine selten dumme Aktion ist KF ohne Berechtigung und ohne aktuelle Erfahrung solo zu machen. Zeigt schon die Darstellung.

Hab dir per PN das Video geschickt, möchte dem Typen keine Bühne bieten, weil ich glaube, dass der das schon ganz geil findet, wenn drüber geredet wird

Himmelsstuermer schrieb:
Unabhängig davon, ob der Pilot eine Kunstflug-Ausbildung hat und das UL bau- und motor-technisch dies abkann: es ist schlichtweg verboten. Zudem wird hier auch noch ein Passagier involviert. 

Bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege: Da ist also ein Pilot, der mit seinem Flieger und manchmal auch Passagier "Kunstflug" macht.

Mal eine platte Frage: Was geht das dich an? Bist du oder deine Angehörigen _direkt_ betroffen bzw. irgendwie gefährdet? Ich vermute mal nein. Also was soll das dann? Und nein, "Der schadet aber der UL-Szene" oder "Der könnte mir schliesslich mal irgendwo auf dem Kopf fallen" oder "Aber das Flugzeug könnte Schäden davontragen, und wenn dann wer anders den Flieger kauft..." bedeutet nicht direkt betroffen.

Jemanden anzeigen für etwas, was einen selber nicht betrifft ist schlichtweg Denunziantentum. Das reiht sich ein in die Liste der Typen, die durch die Stadt rennen und Falschparker anzeigen. Denunzianten sind auch immer ganz gut darin, ihr Verhalten zu rechtfertigen (der schadet der UL-Szene, der Falschparker könnte eine Mutter mit Kinderwagen blockieren, etc. pp.). Es sind und bleiben Denunzianten.

In den USA gibt es den schönen Begriff des "standings". Eine Anzeige wegen eines Sachverhalts, der einen selber nicht unmittelbar betrifft, wird generell nicht zugelassen, weil: "Bist du betroffen? Nein? Also was geht dich das an?". Dort muss der unmittelbar betroffene Anzeige erstatten. Hier in diesem Fall wäre das z.B. der Passagier. Oder die Behörden werden aktiv, wenn sie darauf von selber auf etwas Aufmerksam werden.

Wie hier schon gesagt: Der grösste Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.

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Chris

Chris_EDNC schrieb:
Jemanden anzeigen für etwas, was einen selber nicht betrifft ist schlichtweg Denunziantentum

Mhh ...

also war es danna uch falsch denjenigen anzuzeigen den ich letztens gesehen habe,
wie er ein parkendes Auto angedittscht hat und dann abgehauen ist ?

Higgy schrieb:
also war es danna uch falsch denjenigen anzuzeigen den ich letztens gesehen habe,
wie er ein parkendes Auto angedittscht hat und dann abgehauen ist ?

Das soll der Halter des beschädigten Autos erledigen. Du könntest z.B. einen Zettel an Windschutzscheibe heften, dich als Zeuge zur Verfügung stellen.

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Chris