Turbulenzen im Endanflug: Querrudereinsatz?

Forum - Pilotenausbildung (SPL)
  • Irgendwo wurde neulich die Frage aufgeworfen, ob man zur Korrektur von unerwünschten Querlagen infolge von Turbulenz im Endanflug Querruder einsetzen könne, oder die Querlage sicherer mit SR-Einsatz korrigiert werden sollte.

    Hinter dem Gedanken steckt die Wahrheit, dass es in der Nähe der Stall-Speed zu einer Umkehrung der Querruderwirkung kommen kann: das nach unten ausschlagende QR bringt die ohnehin kritische Strömung am hängenden Flügel endgültig zum Abreißen und der hängende Flügel sackt weiter durch, statt sich zu heben. Diesen Effekt gibt es bei manchen Maschinen durchaus. Allerdings bei allen Flugzeugmustern, die ich kenne, nur sehr nahe oder an der Stall-Speed.

    Man kann eine absinkende Fläche durch gefühlvollen SR-Einsatz anheben, ohne das QR einzusetzen. Mit reichlich Sicherheitshöhe lässt sich das auch nahe an der Stall-Speed oder im Sackflug ausprobieren. Die sich daraus ergebenden Flugzeugbewegungen sind allerdings sehr schwammig. Ja, die Fläche hebt sich, aber ...

    Für den Endanflug ist das meiner Meinung nach kein Thema. Wenn man den Grundsatz "Flieger laufen lassen" beherzigt (eigener Thread), spricht alles für einen beherzten QR-Einsatz zur Querlagenkorrektur.

    Unser Flugplatz Höxter-Holzminden (EDVI) liegt auf einem Plateau und wir haben häufig Crosswind. Der Anflug, insbesondere auf die 31 durch die Waldschneise, ist oft sehr turbulent. Ich habe es schon erlebt, dass mir ein Luftwirbel im kurzen Endanflug überraschend gefühlte >45grd Querlage beschert hat. Das Querruder war schneller auf Vollausschlag dagegen, als ich denken konnte, und das war genau gut so. Bei ausreichend Fahrt haben die QR volle Wirkung und es besteht m.E. keine Gefahr für den QR-Umkehreffekt. SR-Einsatz zur Korrektur der Querlage ist in einer solchen Situation viel zu träge und eher gefährlich als hilfreich. Das SR dient im Endanflug nur noch dazu, die Flugzeuglängsachse schön in der Richtung zu halten, die die Bahn hat.

    Herzlich grüßt Techbär

  • Vielen Dank Techbär, damit ist meine Frage aus deinem ersten Thread beantwortet. Gruß Flyit

  • Moin Techbär,

    Danke für Deine Gedanken und Tipps. Wie Du vieleicht weisst fliege ich erst 4 Jahre. Auch wenn ich mittlerweile 500 Flugstunden unfallfrei hinter mir habe fühle ich mich immer noch als Anfänger. Es ist noch so viel zu lernen. Und oft genug habe ich erst im Nachhinein begriffen, dass ich gerade mal wieder einfach nur Glück hatte. Deshalb finde ich Deine Threads so wichtig und angenehm. Es ist infach notwendig und wichtig, die physikalischen und technischen Bedingungen unseres Sports immer wieder zu durchdenken und zu üben. Bitte weiter so Techbär.

    Deshalb sei mir gestattet einen Vorschlag zu Deinen Ausführungen zu machen. Ich würde nicht von einer Ruderumkehr sprechen wollen, denn die Ruderwirkung kehrt sich ja nicht um, sondern die Strömung reisst ab und der fehlende Auftrieb lässt die Fläche absacken. Der Begriff "Ruderumkehr" führt bei mir zumindest deswegen in die falsche Richtung, weil ich ohne Wissen eine komplizierte aerodynamische Wirkung am Ruder vermuten würde. Was ja garnicht der Fall ist. 

    Sorry, mein einer Cent dazu.

    Herzlichen Gruß

    Gerd

  • Techbär schrieb:
    Hinter dem Gedanken steckt die Wahrheit, dass es in der Nähe der Stall-Speed zu einer Umkehrung der Querruderwirkung kommen kann

    Techbär schrieb:
    spricht alles für einen beherzten QR-Einsatz zur Querlagenkorrektur.
    Sehr interessant und ich moechte darauf etwas eingehen: Ohne es zu wissen (ich habe nur sehr rudimentaere Erfahrungen mit Grenzflugzustaenden) denke ich, dass bei einer ploetzlichen und unerwarteten Aenderung der Querlage das Seitenruder reflexartig in die Gegenrichtung gegeben werden sollte, ganz egal ob die Aenderung aufgrund von Turbulenzen oder eben wegen Stall geschieht. Wenn dieser Reflex nicht da ist, wird er auch nicht da sein, wenn es irgendwann mal wegen Stall passiert sondern es wird genau das gemacht, was man bisher ja immer bei einer unerwarteten Aenderung der Querlage gemacht hat: Querruder entgegen der Drehrichtung. Mit fatalen Folgen.

    Was meinst Du dazu?


    Chris

  • Techbär schrieb:
    das nach unten ausschlagende QR bringt die ohnehin kritische Strömung am hängenden Flügel endgültig zum Abreißen und der hängende Flügel sackt weiter durch, statt sich zu heben. Diesen Effekt gibt es bei manchen Maschinen durchaus. Allerdings bei allen Flugzeugmustern, die ich kenne, nur sehr nahe oder an der Stall-Speed.
    Dazu habe ich mal eine Frage:

    Wie verhält es sich beim Seitenrudereinsatz nahe der Stallspeed? Prinzipiell können wir mit dem Seitenruder ja ein Rollen um die Längsachse bewirken, da die Fläche an der Kurvenaussenseite durch das Gieren beschleunigt wird, mehr Auftrieb als die innere Fläche erzeugt und sich dadurch "hebt".

    Wenn ich mir diesen Einsatz allerdings nun nahe der Stallspeed vorstelle und durch das Drehen um die Hochachse ja nicht nur die Fläche an der Kurvenaussenseite beschleunige, sondern gleichzeitig auch die Fläche der Kurveninnenseite verlangsamen müsste (ist das so?), sollte doch auch bei SR-Einsatz die Gefahr bestehen, dass die Strömung zumindest an der Fläche der Kurveninnenseite abreißen _könnte_, oder?

    Kann auch sein, dass ich gerade auf dem Schlauch stehe...

  • @sukram

    Ja, sehe ich auch so. Bei SR-Einsatz nahe der Stallspeed hebt sich zwar eine hängende Fläche, gleichzeitig ist es aber möglich, dass dann die Strömung auf der anderen Seite schwächelt. Nun will man zwar die Rollbewegung in diese Richtung haben, aber bitte nicht zu heftig.

    Deswegen darf der SR-Einsatz nicht übertrieben werden. Man kann es in Sicherheitshöhe ausprobieren. Dabei sollte man wohl eher nicht voll ins SR treten, sondern schön gefühlvoll, außer man möchte gerne Abkippen erleben.

  • @Chris-EDNC

    Ich weiß nicht so recht, SR zur Korrektur von Rollbewegungen voll in Gegenrichtung?

    Du hast recht: zum Ausleiten eines beginnenden Trudelns braucht man genau das. Ein QR-Einsatz in dieser Situation könnte das Abkippen/Drehen sogar noch verstärken und sollte besser unterbleiben. Wer sich absichtlich in diese Grenzbereiche begibt, der denkt die notwendigen Reaktionen am besten voraus, probiert sie aus und trainiert sie in die reflexbestimmten Reaktionsschemata ein - für dieses Szenario.

    Im turbulenten Endanflug ist es gesünder den "Flieger zu laufen lassen". Weit weg von der Stallspeed ist ein beherzter QR-Einsatz sicherer und zielführender, als das SR zur Querlagenkorrektur einzusetzen.

    Es ist vielleicht etwas anders zu betrachten, wenn man sich in Buschfliegermanier dicht an der Stallspeed Richtung Schwelle hungert. Aber das ist ein anderes Thema.

    Gruß Techbär

  • Techbär schrieb:
    Irgendwo wurde neulich die Frage aufgeworfen, ob man zur Korrektur von unerwünschten Querlagen infolge von Turbulenz im Endanflug Querruder einsetzen könne, oder die Querlage sicherer mit SR-Einsatz korrigiert werden sollte.
    Was ist das den für eine Frage??

    Wer im Endanflug, ob turbulent oder nicht, mit Stallspeed fliegt, sollte sich eher Gedanken um sein Testament oder die Ausgestaltung der eigenen Trauerfeier machen!

    Michael

    PS: Kann es sein, dass Du krampfhaft nach Themen suchst, um hier als Fluglehrer zu glänzen? Aber sei beruhigt, den Titel "Gröflaz"* hat Wasnichalles schon für sich beansprucht!

    *) in Anlehnung an A.H., der bekanntlich der größte Feldherr aller Zeiten (Gröfaz) war, ist Wasnich eben der größte Flieger aller Zeiten = Gröflaz

  • @ Flying Dentist:

    Unnötige Bemerkung. Falsch im Ton und argumentativ ohne Nährwert.

    Gerd

  • Hallo,

    ohhweia - das war ja mal wieder mit allerfeinstem
    diplomatischen Gespür von FD formuliert...   ;-)))


    Aber ich denke, man kann es auf eine ganz einfache
    Formel zusammenpacken:

    Je langsamer man fliegt, desto vorsichtiger muss man
    mit Seiten *und* Querruder umgehen.

    Bin ich an der Vs, dann kann ich natürlich

    a) mit zuviel SR den kurveninneren Flügel zum Stall bringen,
       (der Flügel wird zu langsam)

    aber ebenso auch

    b) mit dem QR den "kurven"äusseren.
       (der Flügel bekommt mit QR zuviel Anstellwinkel)


    "a" ist dann der "zu eng in den Endanflug drehen wollen" Unfall.

    "b" ist das Abkippen, wenn der Sackflug probiert wird und
        dann aber mit den QR reflexartig versucht wird zu
        korrigieren.

    Beides geht "in die Hose"  ;-)


    Im Endanflug sollte ich aber in der Tat soweit von
    der Vs entfernt sein, dass natürlich weder die QR Korrekturen
    bei Turbulenzen noch ein Slip zum Höhenabbau (unkoordiniertes Fliegen)
    oder eine Korrektur nur mit SR ein Problem darstellen können.


    BlueSky9





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