BZF 1 Bremen - ein kurzer Bericht

Forum - Pilotenausbildung (SPL)
  • Guten Morgen liebes Forum,

    ich habe diese Woche meine BZF 1 Vollprüfung in Bremen abgelegt und wollte Euch einen kurzen Abriss hierzu geben. Ich habe genau 14 Tage vor der Prüfung mit Lernen angefangen und mich ganz genau 2 Wochen vorher angemeldet und gleich den nächsten Termin bekommen. Vorab hat mich eine nette Dame von der Bundesnetzagentur angerufen und mir die Prüfungstermine 9 Uhr oder 10:30 Uhr angenommen. Da ich noch eine Anfahrt vor mir hatte nahm ich den 10:30 Uhr Termin. Vorbereitet habe ich mich durch 4 Termine mit einem BZF-Prüfer vor Ort, dem DFS Sprechtrainer und dem Aircademy Buch Sprechfunk.

    Ich bin dann gegen 10 Uhr in den Räumen der Bundesnetzagentur, Bennigsenstraße, Bremen aufgeschlagen. Es gibt dort keinen Empfang o.ä., aber ein (elektronisches) Schild weist auf die Flugfunkprüfung im 1ten OG hin. Dort gibt es einen kleinen Warteraum mit 10 Sitzplätzen und Kaffee (Kaffeekanne mit 50 Cent Vertrauenskasse).

    Langsam füllte sich der Raum mehr und mehr mit eine größeren Gruppe (Segelflug)-Schüler im Teenager-Alter die alle die Prüfung abgelegen wollten. Die allermeisten BZF2. Dann kamen auch die 9 Uhr Prüflinge aus ihrer praktischen Prüfung und hatten alle rote Köpfe - da ging es wohl richtig zu Sache. Sehr ermunternd. Einige meinten dass es nicht gut gelaufen sei - verwiesen aber im gleichen Satz auf ihre eigene mangelhafte Vorbereitung.

    Naja. Gegen 10:30 Uhr sind wir dann mit 15 Leuten in die praktische Prüfung gegangen. 100 Fragen aus dem bekannten Fragenkatalog wurden gestellt. Die Antworten sind auf einem Antwortbogen anzukreuzen. Es gibt verschiedene Fragenkataloge / Antwortbögen so dass Abschreiben keinen Sinn macht. 1h hat man hierfür Zeit, aber die meisten Prüflinge waren in der Hälfte der Zeit durch. Lediglich ein Prüfling hat die 1h komplett ausgenutzt.

    Nach der theoretischen Prüfung kam der Prüfer zu uns und sagte dass zuerst die BZF2 Prüfung durchgeführt würde und die BZF1′ler eine Stunde Freizeit hätten. Also nochmal gut Zeit die eigene Nervosität aufzubauen...

    Nach ungefähr einer Stunde kamen dann die BZF2 praktischen Prüflinge aus dem Raum. Die waren alle sichtbar gut durchblutet - war wohl eine gewisse Aufregung zu spüren. Nach und nach hat dann der Prüfer, ein aktiver Lotse aus Hannover, die Prüflinge nochmal reingerufen und (wohl) die Prüfung nachbesprochen, wobei alle Personen die einzeln aufgerufen wurden durchgefallen waren. In dieser Gruppe von BFZ2′ler waren dass so ca. 6 Durchfaller und 2 Besteher. Hauptgrund: Missachtung von Höhenanweisungen: Wenn der Prüfer eine Ausflug auf 2.000 Fuss freigibt dann ist es blöd beim Pflichtmeldepunkt an der CTR-Grenze 1.800 Fuss zu melden. Diesen Fehler haben (nach eigenen Aussagen) mindestens 3 Leute an dem Tag gemacht: Die Ausflughöhe als "maximale Ausflughöhe" verstanden und nicht als genau festgesetzte Höhe.

    Dann waren wir 3 BZF1′ler dran. Abflug war in Englisch, Anflug auf Deutsch vorzunehmen. Wir bekamen allesamt Flugrouten im Norden zugewiesen. Meine war Hannover - Braunschweig. Die Prüfung war sehr fair ohne versteckte Fallen, aber auch sehr genau in Bezug auf die Anweisungen und Steuerkurse.

    Es handelte sich um eine Sonder-VFR Freigabe ab Hannover. Vom GAT ging es direkt auf die 27C - somit keine versteckten Fallen beim Rollen (wie z.B. die Rollhalte 09C oder 27C). Die Anweisungen waren nach Minuten / Höhe gestaffelt, z.b. "Nach dem Abheben geradeaus, steigen auf 1.500 Fuss, danach Rechtskurve 030 Grad, steigen auf 2.000 Fuss, danach Rechtskurve 090 Grad, beim Erreichen der Autobahn direkt Echo 1".

    Die Besonderheit hierbei: Nach dem Erteilen der SVFR Freigabe gab es nochmal einen Zwischenruf: "Bitte melden Sie 1.200 Fuss". Bei der Meldung von 1.200 Fuss wurde dann der Steuerkurs abgefragt (z.B. im obigen Beispiel 270 Grad), danach gab es gleich den nächsten "Meldepunkt" bei 1.700 Fuss. Auch dort wieder mit Abfrage des Steuerkurses. Auf diese Weise konnte der Lotse überprüfen ob man die Anweisungen auch Verstanden hat.

    Beim Anflug wurden sowohl auf dem Weg vom Pflichtmeldepunkt auf der VFR-Strecke als auch im Queranflug Steuerkurse abgefragt. Der erste Steuerkurs findet sich z.B. im VFR Anflugchart - die weiteren Kurse dann entsprechend der Anweisungen des Lotsen.

    Anweisungen durften maximal 2 mal wiederholt angefordert werden (benötigte ich nicht), und Abfragen des Lotsen durften jeweils 1x mit "Standby" beantwortet werden. Wer also etwas Zeit brauchte den richtigen Kurs zu bestimmen konnte sich mit "Standby" nochmal ein paar Sekunden Luft verschaffen. In diesem Fall ging die "Sprechreihenfolge" nämlich auf den nächsten Prüfling über da immer abwechselnd alle drangekommen sind.

    Wer die ganze Zeit räumlich orientiert war und hören und sprechen konnte, hatte so faire Chancen durch die Prüfung zu kommen. Wer ohne Erlaubnisse durch CTRs durch- oder reingeflogen ist oder Kurs / Höhenangaben nicht befolgt hat, hatte entsprechend Probleme. Falscher Kurs oder falsche Höhe bedeutete wohl zugleich durchgefallen. Das war sicher persönlich bedauernswert, allerdings bin ich andererseits auch ganz froh über eine solche Vorgehensweise.

    Von uns 3 BZF1′lern kamen 2 durch.

    Dann gab es noch den Englisch-Test der aus dem Vorlesen und Übersetzen eines englischen Textes bestand. Ich denke die Texte sind hinreichend bekannt. Hier sind noch weitere Prüflinge hinzugekommen. Mit gutem (Schul-) Englisch sollte das eigentlich kein Problem sein. Allerdings zeigte sich in der Prüfung das ganze Spektrum an Englischkenntnissen. Der Prüfer hat aber sehr nett geholfen wenn es einmal gehakt hat. Wenn es rund lief hat er auch schon einmal nach 2 Sätzen abgebrochen. Bei einem Mitprüfling gab es eine Totalblockade - er wollte gar nicht mehr antreten. Da haben der Prüfer und die Vorsitzende angeboten das nochmal nach hinten zu stellen und motiviert es doch wenigstens zu versuchen. Sie haben sogar angeboten die Englischprüfung jetzt nicht zu machen sondern erst den praktischen Teil abzunehmen und es dann anschließend nochmals zu versuchen. Empfand ich als sehr fair. (Ich weiss leider nicht wie es ausgegangen ist, da ich da schon mein BZF in den Händen hielt und nach Hause ging). Erstaunlich fand ich die Tatsache, dass der Prüfling mit Blockade ein ICAO Level 4 Zertifikat dabei hatten und so versuchte darumzukommen...

    Alles in allem eine faire Prüfung, die bei mir von 10:30 Uhr bis 14 Uhr gedauert hat - allerdings mit Wartezeiten zwischendrin. Keine Fiesigkeiten eingebaut sondern stattdessen ein Prüfungsteam welches nervösen Kandidaten durchaus helfen wollte. Aber auch "streng" in machen Gesichtspunkten so dass nicht gut genug vorbereitete Kandidaten richtig ins Schwitzen kamen. Von den ca. 15 Prüflingen am Vormittag sind ca. 5 durchgekommen, 10 mussten wiederholen. Trotzdem sollte man jetzt keine Angst vor "Bremen" als Prüfungsort haben - ich empfand das so alles als richtig, korrekt und fair.

    Wenn Ihr noch Fragen habt: Gerne. Ansonsten hoffe ich, dass Euch das hilft und etwas Anspannung vor der Prüfung nimmt.

  • Herzlichen Glückwunsch

    Fast genauso lief es bei mir in Bremen ab. Allerdings war die Durchfallqoute nicht ganz so hoch.

    Ein ganz wichtiger Tipp für SVFR Ab- und Anflüge: macht Euch für die Kurse eine Zeichnung mit Höhen-, Zeit und Kursangaben. Dann kann man mit dem Finger oder durch abhaken nicht durcheinander kommen und hat die Antworten sofort parat. Hat mir "mein" Controller verraten und es hat mir sehr geholfen. Es ist dann einfaches virtuelles Abfliegen.

    Gruss Gerd

  • Wow! Danke für den ausführlichen Bericht.

    Rein subjektiv betrachtet habe ich das Gefühl, dass die Prüfungen in den letzten Jahren immer schwieriger geworden sind. Früher war es eine seltene Ausnahme, dass mal jemand bei einer BZF-Prüfung durchgefallen ist. Mittlerweile hört man immer häufiger, dass der praktische Teil der Prüfung nicht bestanden wurde.

  • Hallo zusammen!

    Erstmal herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Bericht cb001!!!

    Eine Nachfrage hätte ich da noch, wäre nett, wenn Du mir da helfen könntest!

    ". . . dem Abheben geradeaus, steigen auf 1.500 Fuss, danach Rechtskurve 030 Grad, steigen auf 2.000 Fuss, danach Rechtskurve 090 Grad, beim Erreichen der Autobahn direkt Echo 1".

    Ist mit Rechtskurve 030 Grad die Kursänderung gemeint (hier von 270 plus 30 auf 300 Grad) oder ist 030 der neue zu steuernde mwKurs? Gleiches gilt dann analog wohl auch für die 090 Grad.

    Im voraus besten Dank für die Antwort

    Norbert

  • Hallo Norbert, die Anweisungen vom Lotsen sind immer Steuerkurse, also musst Dein Kompass 030 Grad anzeigen. 

    Viele Grüße Maxl

  • toller Bericht! Ich müsste endlich mal meinen A.... hochkriegen und das BZF1 in Angriff nehmen, dieser innere Schweinehund..... :-)

  • Danke für den Bericht. Ich bin am 29.03. in Köln dran. ;-)
  • expl0rer schrieb:
    Früher war es eine seltene Ausnahme, dass mal jemand bei einer BZF-Prüfung durchgefallen ist. Mittlerweile hört man immer häufiger, dass der praktische Teil der Prüfung nicht bestanden wurde.
    Kann ich nicht bestätigen. Meine BZF-1-Prüfung war 1997. Damals waren auch unzählige Wiederholer unter den Teilnehmern. Bei unserer Prüfung sind dann wieder mehrere Leute durchgefallen. Ich hatte den Eindruck, dass in erster Linie Segelflugschüler durchgefallen sind. Die hatten überhaupt keine Vorstellung, was in einer Kontrollzone passiert.
  • Generell denke ich, als ULer hat man es bei der Sprechfunkprüfung etwas leichter. Man kann entspannt nach Scheinerhalt schon fliegen, funkt mit der FIS und fremden Plätzen, und hört was andere so Funken. Das schult das Verständnis für gewisse Abläufe. 

    PPLer dürfen ja die Platzrunde erst verlassen wenn sie das BZF in der Tasche haben, dementsprechend sind viele zum Zeitpunkt der Prüfung einfach unerfahrener im Funken. Ebenso die Segelflugschüler.

    Möglicherweise wirkt sich das schon auf die Quote aus.

  • Ich war etwas erschrocken über die hohe Durchfallquote, bei meiner Prüfung damals fielen nur 2 von 10 durch, und die funkten absolut unterirdisch...Bei den restlichen Kandidaten waren einige grobe Schnitzer dabei, die aber nach Korrektur noch akzeptiert wurden. Einer wäre fast durchgefallen, weil er ständig "zwei" statt "zwo" gesagt hatte, bei der Landefreigabe hatte er dann die Piste und den Wind richtig zurückgelesen (den sollte er auf Anweisung auch zurücklesen, obwohl das sonst üblicherweise nicht gemacht wird), so dass er gerade noch sein BZF bekam. Die Prüfung war übrigens in Eschborn.

    VG. Maxl 

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