Anflug fremder Platz nur mit Anflugblatt (Prüfung)

Forum - Pilotenausbildung (SPL)
  • Hallo zusammen,

    mich würde mal interessieren, wie man die Platzrunde an einen fremden Platz nur per Anflugblatt einhalten soll?

    Dabei geht es mir besonders um eure Erfahrungen und um die Anforderungen an den Prüfungsflug.

    Ich stelle mir nämlich folgende Fragen:

    Habe jetzt meinen ersten Solo gehabt welcher prima war, aber beim ersten Überlandflug hatte ich das Gefühl, dass ich gar nichts mehr kann. Der fremde Platz hatte dann auch keine wircklich markanten Merkmale in der Platzrunde, so dass mein Fluglehrer ständig korrigiert hatte. Wir hatten zwar VFR-Nav noch angemacht aber das war doch alles etwas hektisch und ungewohnt woanders. Also ich meine mit GPS/ VFR-NAV wird man das wohl hinbekommen aber mit den bloßen Anflugblatt sehe ich das als äusserst suboptimal an.

    Wisst ihr, welche Hilfen bei der Prüfung erlaubt sind? Ich komme mit der ICAO Karte für die Navigation gut zurecht, so dass ich eigentlichkeine zusätzlichen Hilfsmittel benötigen würde aber Platzrunde wird schwer gehen. Ich habe gelesen, dass es Untersuchungen gibt, die besagen, dass Piloten an fremden Platz ohne GPS Unterstützung bis zu +/- 500m horizontal und vertikal von der Platzrunde abweichen.

    Wie war euer Prüfungsflug? Hattet ihr den Platz vorher schon einmal angefolgen? Ist GPS Hilfe erlaubt? Wie genau wird da hingeschaut?

    Viele Grüße

    Alex

  • 1. es gibt keine Pflicht eine Platzrunde einzuhalten

    2. ein Prüfungsflug hat immer eine ausführliche Flugvorbereitung auf Papier

    3. ein Anflugblatt zeigt eine vom Platz gewünschte Platzrunde in der Regel ausreichend an, da muss man oft nur genau hinschauen = Waldkanten, Seen, Strassenkreuzungen, manchmal hilft auch die Platzrunde über Satellitenbilder zu legen und man sieht weswegen die so ist wie sie ist, wenn du die entsprechende Ausrüstung hast, kannst du auch in GoogleEarth schon mal die Platzrunde virtuell abfliegen und dir anschauen wie das ausschaut

    4. wenn man sich unsicher ist, ruft man den Platz vorher an ob es Geländemerkmale gibt und vor allem - in welchen Häusern sitzen die Stinkstiefel mit den Sofortanrufern (kann man in der Prüfung auch einfliessen lassen, freut den Prüfer: "da in dem weissen Haus sitzen welche die ein Problem sind also fliegen wir da rum")

    5. in der Prüfung sollte man ohne elektronische Unterstützung fliegen können

    6. alles gar nicht so wild und - vergiss den Platzrundenfetisch, Fliegen geht nicht mit cm-Präzision

  • Ich hatte mir "damals" zusätzlich zur AIP-Karte noch den gleichen Ausschnitt aus google earth gesucht und ausgedruckt. Google maps (Fotoansicht) ist auch möglich. Dann step by step die Blätter verglichen und die Platzrunde in den Fotoausdruck übertragen. DAS ist für die Prüfung sicher nicht verboten.

    Ferner haben viele Plätze auf ihrer homepage Anflugkarten mit besonderen (lärmsensiblen) Merkmalen aufgeführt. Einige haben sogar Anflugvideos eingestellt.

    Ein paar Tage vor der Prüfung bekommst du den anzufliegenden Platz von deinem Prüfer genannt. Dann wäre doch Gelegenheit, dir einen anderen Piloten oder Fluglehrer zu schnappen und die Sache aus der Luft zu begutachten :-)

    Ist alles zu schaffen!

    Ps: irgendjemand sagte mal: "wir fliegen Flugzeuge und keine Eisenbahnlokomotive!" Spielraum ist also durchaus drin!

    Gruss,

    Jürgen

  • Moin Alex.

    Bei der Flugvorbereitung für einen fremden Platz versuche ich, systematisch und strukturiert vorzugehen:

    Zunächst ist es häufig gerade bei kleineren Plätzen gar nicht mal nicht so einfach, den Platz überhaupt aus der Luft zu finden. Also ist mein erster Schritt in der Vorbereitung: welche besonderen Gebäude- oder Geländemerkmale liegen in der Umgebung des Platzes? Wie kann ich den Platz aus der Luft erkennen? (kleiner Spoiler: auch heute noch nach 8 Jahren aktiven Fliegens tue ich mich manchmal schwer, einen kleinen Sonderlandeplatz deutlich vor dem Erreichen der Platzrunde frühzeitig zu erkennen, hab mein Ziel bis jetzt trotzdem immer erreicht). Welche Gebäude- oder Geländemerkmale sollte ich aus dem Flugzeug wie und wo sehen, wenn ich aus einer bestimmten Richtung anfliege (z.B.: die kleine 3-Häuser-Siedlung müsste gleich links neben dem kleinen Wäldchen liegen, wenn ich aus Norden anfliege)?

    Danach dann etwas kleinräumiger: wie lautet die Platzfrequenz, wie hoch liegt der Platz, welche Platzrundenhöhe ist vorgegeben (die du zumindest zu Beginn des Gegenanflugs einhalten solltest, wenn nichts dagegen spricht, bzw. auch abhängig von der Platzrundenlänge), Gras- oder Asphaltpiste, gibt es Flugbeschränkungsgebiete in der unmittelbaren Umgebung wie z.B. Kunstflugboxen, andere Flugplätze oder -häfen in der Nähe, wo ich besonders aufpassen muss, um nicht vertikal oder lateral unbeabsichtigt bzw. unangemeldet in deren Kontrollzone einzufliegen? Gibt′s an dem Platz auch Segelflug, Fallschirmsprung etc., sodass ich einen entsprechenden Hinweis des Betriebsleiters erwarten könnte, den ich dann natürlich auch bestätigen müsste?

    Danach dann noch etwas fokussierter: wie ist die Ausrichtung der Piste? Wenige Stunden vor dem Flug kann man zB Windy oder andere Wetterapps nutzen, um die erwartete Piste in Erfahrung zu bringen (falls der Platz sie nicht auf seiner eigenen Homepage sowieso angibt).

    Und dann kommt die Platzrunde: welche besonderen Merkmale gibt es laut ICAO-Karte in der Platzrunde, wie sieht der Platz in echt aus (Google Maps)?

    Vielleicht kannst du uns ja verraten, welchen Platz du angeflogen bist, von dem du glaubst, dass er keine markanten Merkmale hat? Man lernt mit der Zeit (und viel Fliegen) auf Dinge aus unserer Perspektive im Luftfahrzeug zu achten, die einem Fußgänger nicht unbedingt auffallen würden.

    Bei allem, was zu deiner Frage bislang geschrieben wurde: wenn dein Fluglehrer dich für prüfungsreif hält, dann wird er dir ganz bestimmt auch zutrauen, den fremden Platz ohne elektronische Hilfsmittel mit der erlernten Flugvorbereitung zu finden :-)

    Gruß und weiterhin viel Spaß bei deiner Ausbildung

    Peter

  • OkeP schrieb:
    es gibt keine Pflicht eine Platzrunde einzuhalten
    naja, eine harte Pflicht nicht, aber sie ist nach Möglichkeit einzuhalten. Und da ist "mir doch egal" kein hinreichender Grund zur Abweichung. Es wurden auch schon Ordnungswidrigkeiten festgestellt, die nicht abgewehrt werden konnten.

    In einer Prüfung würde ich das ganz bestimmt nicht ignorieren.

    OkeP schrieb:
    vergiss den Platzrundenfetisch, Fliegen geht nicht mit cm-Präzision
    aber trotzdem innerhalb 100 Höhenfüssen und 150 Seitenmetern.
    AlexV schrieb:
    Ist GPS Hilfe erlaubt?
    Da es teilweise in Flugzeugen fest verbaut ist, kann es kaum verboten werden.

    Du musst natürlich eine gute Flugvorbereitung auf Papier haben, diese Fähigkeit ist ja in der Prüfung zu demonstrieren (wenn nicht anders besprochen). Aber ein GPS mitnehmen und auch dies gut vorbereitet zu haben, ist bestimmt nicht verboten, macht man im realen Leben ja auch so.

    Wenn der Prüfer das Thema aufbringt, ob man das nur mit GPS könne, kann man ja selbstsicher antworten, dass man das selbstverständlich kann, aber schlicht und einfach alle Hilfsmittel nutzt um die gesamte Durchführungssicherheit zu erhöhen.

    Darauf dürfte kaum ein Prüfer negativ reagieren.

    Vielleicht nimmt er Dir ein Handgerät mittendrin weg um zu sehen ob Du es wirklich ohne kannst, aber dann kann man ja erst recht damit glänzen, dass es auch ohne geht.

    Ein vernünftiger Prüfer macht aber keine unangenehmen Spirenzchen.

  • Moin,

    also bei uns am Platz ist ein Navi während der Ausbildung und bei der Prüfung verboten,

    egal mit welchem Spruch man da kommt.

    Ob das sinnvoll ist, ist eine andere Frage.

  • Postbote schrieb:
    also bei uns am Platz ist ein Navi während der Ausbildung und bei der Prüfung verboten,
    nicht mit den Dingen auszubilden, die nachher zum Werkzeug gehören, ist aber nicht gerade sinnvoll.

    Aber solche Betonköpfe gibt es immer noch, die meinen, man ist kein richtiger Segelflieger, wenn man nicht auf ASK13 und Ka8 geschult hat, oder mit einem modernen Kunststoff-UL...

    Bei uns sind alle Ausbildungs- und Prüfungsflüge mit GPS. Das EFIS kann man schlecht ausbauen, wenn dann die ganzen Motoranzeigen weg sind...

  • Steffen_E schrieb:
    aber trotzdem innerhalb 100 Höhenfüssen und 150 Seitenmetern.
    Eine derartige Präzision wäre deutlich größer als die besten Instrumentenanfluggeräte können ( GPS seitlich 0,3nm = 555m) und auch die 100 ft Höhenhaltung wird bei VFR niemand ernsthaft fordern können, alleine weil schon die Ungenauigkeit der Baros schon größer ist.
    Steffen_E schrieb:
    Es wurden auch schon Ordnungswidrigkeiten festgestellt, die nicht abgewehrt werden konnten.
    Das ist ausschließlich dem Umstand geschuldet, dass die mit den (wenigen) OWIs belästigten keine Lust auf ein Gerichtsverfahren hatten - das sie mit Sicherheit gewonnen hätten. Den Nüssewahnsinn hat ja glücklicherweise der Gully der Geschichte verschluckt.
  • OkeP schrieb:
    Eine derartige Präzision wäre deutlich größer als die besten Instrumentenanfluggeräte können ( GPS seitlich 0,3nm = 555m)
    nun, das ist ja wohl veraltet. Ein automatischer CAT3 Anflug ist deutlich genauer. Und differential GPS ist im Zentimeterbereich.
    OkeP schrieb:
    Das ist ausschließlich dem Umstand geschuldet, dass die mit den (wenigen) OWIs belästigten keine Lust auf ein Gerichtsverfahren hatten - das sie mit Sicherheit gewonnen hätten.
    nein, das stimmt nicht.
    OkeP schrieb:
    und auch die 100 ft Höhenhaltung wird bei VFR niemand ernsthaft fordern können, alleine weil schon die Ungenauigkeit der Baros schon größer ist.
    jetzt nicht Dein Ernst, oder?

    Du weisst ganz genau, dass es um 100ft Druckhöhe halten geht und nicht um 100ft geometrische Höhe. und wenn Dein Höhenmesser die Druckhöhe nicht auf 100ft genau anzeigt, brauchst Du einen neuen.

    Ist aber auch egal, wenn der Prüfer sehen will, dass man eine Platzrunde einhalten kann, dann muss man das machen, ob man das als rechtsverbindlich ansieht oder nicht.

  • Damit der Threadersteller als Anfänger hier jetzt keine Schweißausbrüche bekommt: die Diskussion um die Genauigkeit der Platzrunde ist jetzt schon etwas älter, deshalb aber nicht gleich verkehrt und in einem Fachforum wie diesem hier auch spannend für Leute, die sich für das Thema interessieren. Aber ich glaube, das ist für deine Ausgangsfrage weniger relevant.

    Auf dieses dünne Eis wird dein Prüfer dich nicht führen und von dir keine Abhandlung darüber verlangen, welche Abweichung jetzt rechtlich noch so gerade eben zulässig ist und was nicht.

    In deiner fliegerischen Praxis (d.h. im Prüfungsflug) wird es vermutlich wohl eher so laufen, dass entweder

    1. der Prüfer dich vor dem Abflug fragt, wie du dich vorbereitet hast und was es beim Anflug auf den Platz zu beachten gibt (wie z.B. Platzrundenhöhe, lärmsensible Gebiete/Krankenhaus etc.)

    2. Oder er sagt dir direkt "pass auf, wir fliegen jetzt zum Platz XY, aber denk bitte dran, da gibt′s die Ortschaft A in der Nähe der Platzrunde, die dürfen wir nicht überfliegen" und du solltest dann auch wissen, wo die Ortschaft liegt (z.B. etwa 2 km nördlich des Zielplatzes) und ob die Platzrunde links oder rechts daran vorbeiführt. Das genügt an Genauigkeit und Präzision vollkommen.

    Ich behaupte, ob du nun 50 oder 250 m dran vorbeifliegst, kontrolliert kein Mensch, interessiert auch niemanden, Hauptsache, du fliegst nicht drüber.

    Außer natürlich, dass es neben der Ortschaft A wieder irgendwas gibt, was du auch nicht überfliegen solltest, wie zB Ortschaft B. In dem Fall ist es normalerweise vollkommen in Ordnung, in deiner gewählten Flughöhe einfach irgendwo zwischen diesen beiden Punkten - Ortschaft A und B - hindurchzufliegen.

    So habe ich es jedenfalls vor dem Einsatz elektronischer Hilfsmittel immer gehandhabt und bereite mich so auch weiterhin auf mir unbekannte Plätze vor.

    Gruß

    Peter

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