Hallo SambaXXL,
der Flieger ist gebraucht, die Oberfläche ist vermutlich UP-Gelcoat (UP = ungesättigtes Polyester). Am Klebestreifen kann ich keine wesentlichen Risse feststellen. Der Klebestreifen hat die Oberfläche vor der Wittererung geschützt. Die Risse im Gelcoat sind meineserachtens der Verwitterung geschuldet, es sind keine Anzeichen einer strukturellen Überlastung.
Wenn der Flieger öfter im Freien stand sind solche feinen Risse eigentlich je nach Alter des Flugzeugs normal. Nicht schön und man sollte was machen aber nicht sicherheitsrelevant. Eben eine verwitterte Gelcoatoberfläche. Klar auch bei UP-Gelcoat gibt es Qualitätsunterschiede. Die Verwitterung hat nicht nur die Oberfläche mattiert sondern durch extreme Temperaturunterschiede auch das Gelcoat (welches nur eine UP-Schicht ist die nicht mit irgendwelchen Fasern verstärkt ist) geschrumpft sodaß die feinen Spannungsrisse der Oberflächenbeschichtung entstehen.
Also wenn du den Flieger wegschmeißen willst dann hole ich ihn kostenlos ab. Spaß beiseite. Keine Panik, ein gebrauchter Flieger ist nun mal nicht neu. Feine Spannungsrisse der Oberflächenbeschichtung (Gelcoat) ohne Strukturüberlastung sind unter normalbedingungen nicht sicherheitsrelevant. Ein Fachman sieht, ob das Spannungsrisse aus Überlastung der Struktur sind oder "nur" Oberflächenschäden.
Bei Segelflugzeugen denkt man bei Gelcoatschäden eher an eine Neulackierung, Segelflugzeuge sind halt Kunstwerke. Wäre die Flügelhaut aus reinem Glas wäre jeder noch so feine Riß eine Sollbruchstelle, nicht so bei Laminat welches aus mehreren Schichten Harz und vor allem Gewebe besteht.
Was kann man tun: 1. Wie schon u. a. auch von francop geschrieben eine Neulackierung (Gelcoat wird abgeschliffen und PU oder Acryl lackiert). 2. Wie beim Auto auch mit Lackpolitur drüber (Siliconfrei) um die feinen Risse zu verschließen damit keine Feuchtigkeit ans Laminat kommt. 3. Ignorieren - nicht gut. 4. Fachmann fragen - am Besten deinen Prüfer.
Es ist entscheidend wen du die Frage wie stellst. Ein LTB der fleißig auch lackiert, wird dir was anderes sagen als der Verkäufer des Flugzeugs. Der Hersteller hat wieder eine Meinung, deine Kumpels sowieso. Lass dich nicht Bange machen, schließlich gibt es die Prüfer die genau dafür da sind. Und wie beim Arzt bei negativem Bescheid eine zweite Meinung einholen, wenn die auch so ist, dann wird es wohl so sein. Aber auch beim Prüfer die Frage richtig stellen.
Hallo GonzoFlieger,
vielen Dank auch hier für deinen Input. So wie du es schreibst sehe ich es eigentlich auch. Und das Foto, welches ich gepostet habe, ist quasi etwas "zu gut" also da hat der Makromodus 1a funktioniert an der schlimmsten stelle und es sieht wilder aus als es ist. Für eine nicht fachkundige Person ist der Flügel makellos. Aber ich persönlich mag es halt irgendwie perfekt, als wäre es ein Segelflugzeug. Ich habe mal etwas herumtelefoniert. Ganz grob würde die professionelle Aufbereitung der beiden Vorderkanten ca (!!) 3k kosten. Es kann jedoch nicht garantiert werden, das der Farbton 100% getroffen wird und man ggf. doch einen zarten Übergang zur restlichen Fläche sieht. Zudem habe ich mal den Hersteller kontaktiert. Mal sehen wie es weiter geht.
Viele Grüße
Thomas
SambaXXL schrieb:Das ist für nur die Vorderkante aber ziemlich viel wenn ein ganzes Segelflugzeug mit Rumpf bei 10 losgeht. Und falls Du sowas machst, dann empfehle ich die Bereiche der Risse auf das Laminat zu schleifen, den Rest transparent schleifen und dann den ganzen Flügel zu lackieren.
Ganz grob würde die professionelle Aufbereitung der beiden Vorderkanten ca (!!) 3k kosten.
Hersteller die den Lack beim Einlackieren der Nase nicht korrekt verarbeitet haben, haben das beim Rest meistens auch nicht gemacht und der Rest des Flügels kommt dann eher über kurz als über lang mit Rissen hinterher.
Mit einem guten Betreuer, gutem Werkzeug und nicht zwei linken Händen kann man das auch selbst machen. Dann gibt man vielleicht 1k für Werkzeug aus.
Wir machen nächsten Winter mal wieder einen ganzen Flügel selbst. Das wird dann auch von T35 auf PU wechseln...
Ich würde sowas grundsätzlich sogar gerne machen, aber: Ich bräuchte jemand der mich genau anleitet und die Qualität überprüft... Und es braucht wahrscheinlich einigermaßen konstante Temperaturen nehme ich an...
Hallo,
das sind normale Alterserscheinungen beim Gelcoat, je nach Hersteller des Lacks und der Pflege die man ihn zukommen lassen hat.
Man kann die Risse etwas abschleifen, überlackieren und den Lack einschleifen, dann bleibt fürs erst nur der Farbunterschied zu sehen. Da die Risse mit hoher Wahrscheinlichkeit schon bis zum GFK gehen, würden die aber nach 2-3 Jahren auch wieder durchkommen.
Wir haben diesen Winter unseren Duo Discus (20m, Segelflug Doppelsitzer) zur Neulackierung in Polen gehabt. Der hat eine komplette Lage Gewebe bekommen, neuen Lack (T35) Kennzeichen lackiert und eingeschliffen, sowie Mylarbänder eingefräst. Hat insgesamt 12000€ gekostet. Wenn du nur die Nase machen lassen willst wird das so 1,5-2000€ kosten schätze ich.
SambaXXL schrieb:Du musst sowas eh unter Prüferbetreuung machen. Fang niemals an eine große Überholung ohne Prüfer durchzuführen. Dann ist der Flügel nämlich reif für die Tonne, weil die Nachweise der korrekten Arbeit fehlen.
Ich würde sowas grundsätzlich sogar gerne machen, aber: Ich bräuchte jemand der mich genau anleitet und die Qualität überprüft
Frage wäre wo Du in Deutschland steckst, dann könnte man ja ggf. Betreuung finden.
Werkstatt muss nicht dauerhaft temperiert sein, nur während der Lackierarbeiten und Trockenzeiten.
Alles andere ist nur Frage Deines Komforts...
Kurt C. Hose schrieb:12k ist aber recht günstig für einen Duo.
neuen Lack (T35) Kennzeichen lackiert und eingeschliffen, sowie Mylarbänder eingefräst. Hat insgesamt 12000€ gekostet.
Aber habt ihr echt T35 genommen? Kein PU/Acryl drüber?
Steffen_E schrieb:
12k ist aber recht günstig für einen Duo.Aber habt ihr echt T35 genommen? Kein PU/Acryl drüber?
12k netto war der Endpreis. Definitiv ein günstiger Anbieter, mit dem Endergebnis sind wir bisher zufrieden, aber das wird sich erst langfristig zeigen.
Ja wieder T35. Der ist fast 27 Jahre mit dem ersten Lack geflogen, jetzt war er aber wirklich fällig und wir haben uns für die günstigste Lösung entschieden, da er in den kommenden Jahren sowieso irgendwann verkauft werden wird. Normalerweise hätte man auf PU wechseln sollen, wenn man langfristig den Flieger behalten will.
Kurt C. Hose schrieb:Schade drum, ich glaube das Geld hätte man wiederbekommen.
und wir haben uns für die günstigste Lösung entschieden, da er in den kommenden Jahren sowieso irgendwann verkauft werden wird.
Zumal T35 von vielen so verarbeitet wird, dass es nach 10 Jahren den Bach runtergeht.
Steffen_E schrieb:
Schade drum, ich glaube das Geld hätte man wiederbekommen.Zumal T35 von vielen so verarbeitet wird, dass es nach 10 Jahren den Bach runtergeht.
Wenn′s nach mir gegangen wäre, hätten wir ihn mit altem Lack verkauft und dann in was neues investiert. Duo′s gab es zuletzt relativ wenige am Markt, sodass selbst für etwas baufällige Exemplare noch stolze Summen gezahlt wurden.
Wir werden sehen was die Zeit bringt.
Ich denke gerade im UL Bereich ist mangelnde Pflege (keine Anfeindung gegen irgendjemand hier im Forum) des Gelcoat ein Problem. Wenn überhaupt wird nach dem Flug gewaschen und das war′s. Kein Wachs, keine Politur etc. Unsere letzte Dynamic wurde nach jedem Flug mit Formel 1 gereinigt und 2 mal pro Jahr poliert. Da hat man nach 1000 Stunden noch überhaupt keine Probleme gesehen...
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