Flugverhalten UL und Echo

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Moin,

    ein Flugzeug in der luft halten und landen zu können heißt noch nicht es auch zu beherrschen. Da reichen (zumindest für mich) auch 2 Stunden Einweisung nicht aus, es sei denn das Flugverhalten des neuen Typs ist sehr ähnlich.

    Ein mühsames, auf einem Typ eintrainiertes Pilotenverhalten ist nützlich, weil die Lernkurve auf einem neuen Typ dann wesentlich steiler verlaufen kann. Aber das muss nicht so sein. Es kann auch hinderlich sein, wenn bisher eintrainiertes Verhalten auf einem neuen Typ nicht zum gewünschten Ergebnis führt oder sogar gefährlich wird. Gutes Beispiel ist Beendigung eines Stalls beim Flächenflugzeug durch schnelles nachdrücken, in einer ähnlichen Situation beim Gyrocopter führt die gleiche Reaktion zum schlagartigen Auftriebsverlust. Man sollte also wissen was man tut, nur hat man nicht immer die Zeit, erst zu überlegen, sondern muß instinktiv handeln. Und da liegt die Krux.

    Ich hab bei meinem US-PPL vor zwei Jahren die größten Schwierigkeiten darin gehabt, dass ich meine auf meiner Sting eingeübten Verhaltensweisen erst wieder abtrainieren musste, was einige Stunden gedauert hat. Zurück auf dem UL ging die Anpassung dagegen wieder sehr schnell. Trotzdem waren die Unterschiede für mich immer noch groß genug, um Unsicherheit aufkommen zu lassen. Zwei Flüge nach Checkliste und gefühlsmässig war ich wieder "drin"

    Letzte Woche habe ich in Florida mein erstes Biannual Flight Review gehabt (die US-PPL gilt lebenslänglich ohne Mindeststunden, dafür muss aber alle 2 Jahre eine zweistündige Überprüfung durch einen Fluglehrer nachgewiesen werden). Natürlich war das etwas stressig, ein neues Flugzeug, der letzte Flug uin den USA 8 Monate zurück, die Sprache, der andere Funk. Aber die Mühe und die Vorbereitungen haben sich gelohnt, ich bin wieder "current" und das nicht nur auf dem Papier. Und natürlich ist es aufwändiger als nur UL zu fliegen. Aber jede Stunde in dieser anderen Welt gibt mir zusätzlich auch Erfahrung für meine UL-Flüge hier in Europa. Ich bin sicher kein besserer Mensch geworden aber vielleicht ein etwas sicherer Pilot, was sich durchaus lebensverlängernd auswirken kann. So hoffe ich wenigstens.

    Ich bin sehr angetan von der Praktikabilität der amerikanischen Fliegerei. Mehr Rechte, weniger, aber präzise und lebensnahe Vorschriften und eine genaue Kontrolle. Ich kann damit sehr gut leben.

    Zur Einweisung: wir haben unser UL hier in Deutschland gekauft und eine Stunde Einweisung bekommen, dann flog ich die Maschine nach Hause. Die gleiche Maschine wird in den USA verkauft mit einer Einweisung von drei Tagen.

    Frohe Weihnachten

    Gerd

  • Maraio schrieb:

    Ich fliege seit 3 Jahren P92 und P96. ′Eigentlich ganz brauchbar′, meiner Meinung nach.
    Im Frühsommer war ich 1 Wo. in Spanien bei ner Flugschule.
    Die hatten EV97. Und Thermik und Seitenwind all day long.

    Ohne Scheiß jetzt: ich hab es auch nach 4 Tagen nicht geschafft, den Flieger zu landen.

    Das kommt mir bekannt vor. ;-)

    142 Landungen auf P92 und P200 bis zur Lizenz und anschließend weitere 157 Landungen bei der Einweisung auf die Ev97.

    Maraio schrieb:
    Also zurück zum Thema, ich frage mich noch heute, ist die EV97 so völlig anders zu fliegen als ne P96?
    Mmh, also was ich zur ev97 sagen kann ist, daß sie schnell geflogen werden will. Unter 100km/h wird sie auch mit gesetzten Klappen recht eierig. Starke Thermik nimmst am Besten mit 140km/h, Klappen eingefahren.
  • edhs schrieb:
    ein Flugzeug in der luft halten und landen zu können heißt noch nicht es auch zu beherrschen.
    Ab wann beherrscht man denn ein Flugzeug und wie überprüft man das?

    Ralf

  • Hm, ich denke wenn du über einen längeren Zeitraum nicht abstürzt, beherrschst es wohl.

  • cbk schrieb:
    142 Landungen auf P92 und P200 bis zur Lizenz und anschließend weitere 157 Landungen bei der Einweisung auf die Ev97.
    Da fliegt mir jetzt das Blech weg (daß ich nicht der Einzige bin).  Warum war es bei Dir so ein Gemetzel?
    Ich war dann in den Platzrunden mit tiefen Überflügen beschäftigt, immer bei Seitenwind, bitte annähernd über der Bahn und nicht halb über der Wiese... Böen ausgleichen...
    Außerdem mit Rollübungen (nicht über der Bahn...).
    Lag es bei uns daran daß wir vorher das alles garnicht konnten weil wirs nicht gelernt hatten und auch für diese Flieger gar nicht lernen mußten, Ackergaul gegenüber Zuchthengst?
    Angeflogen wurde allerdings immer mit vollen Klappen ab Eindrehen in Endanflug und ich glaube mit 80.  Mit den 80 bin ich mir aber wirklich nicht mehr sicher. Der FL konnte es jedenfalls...
  • Gurkenschneider schrieb:
    Hm, ich denke wenn du über einen längeren Zeitraum nicht abstürzt, beherrschst es wohl.
    Ich vermute mal daß die meisten Freizeitflieger, ich auch, irgendwo dazwischen liegen. 5% ′Beherrscher′, die kommen auch aus nem Stall wieder raus oder können Trudeln ausleiten. Dann 90% ′nicht Beherrscher und nicht Abstürzer′. Dann 5% (potentielle) Bruchlander/Abstürzer.

    Die Prozentangaben beziehen sich auf Personen, nicht auf Flugstunden.

  • Schnickes schrieb:
    Ab wann beherrscht man denn ein Flugzeug und wie überprüft man das?
    Z.B. durch Übungen. Vollkreis in exakt 120 Sekunden, gleiche Höhe, gleiche Geschwindigkeit, Steilkurven, Höhe halten, im Stall-Bereich Kurven fliegen rechts - stop- links, Langsamflug bei gleicher Höhe, Sackflug. bei Wind saubere Figuren fliegen über topographischen Merkmalen, Präzisionsanflüge mit und ohne Klappen, Landen Bugrad hoch halten und die Bahn in dieser Konfiguration entlangrollen, usw. usw.

    Da gibt es eine ganze Menge von Übungen, die ich auch nicht alle kenne. Aber diese Übungen fordern die Beherrschung der Maschine. Wie sagte ein befreundeter Fluglehrer? "Erst wenn du diese Übungen sauber durchfliegen kannst beherrscht du die Maschine und nicht die Maschine dich. Ich kann ihm nur recht geben.

    Gruß

    Gerd

  • Moin,

    der Chef unserer Flugschule sagt jedem der grad die praktische Prüfung bestanden hat, folgenden Satz:

    "Du hast jetzt die Berechtigung ein Flugzeug zu fliegen aber auslernen wirst Du dabei nie." Er hat damit absolut Recht.

    Ich sage, es kann immer irgendwann der Zeitpunkt kommen wo jemand der immer glaubte Seinen Flieger zu beherrschen,

    in eine Situation gerät wo auch Er nicht mehr raus kommt.

    Die Flugübungen die Gerd da aufgezählt hat sind bei der Flugschule wo ich gelernt habe, bis auf die Kurven im Stallbereich, Standard.

  • edhs schrieb:
    Da gibt es eine ganze Menge von Übungen, die ich auch nicht alle kenne.
    Ich würde noch dazu packen:
    • Seitenwindlandungen mit hängender Fläche und gezieltes Aufsetzen auf dem luvseitigen Rad des Hauptfahrwerks
    • Vollgas-Stall mit Abkippen und Recovery
    • Abschmieren in der Kurve
    • Platzrunde bei Gafor m5, um wirklich mal zu erleben wie scheiße das Wetter ist

    Aber die Liste ist jetzt sicher noch nicht vollständig. Andere Sachen sind mit einem UL aber auch einfach verboten, z.B. Situation awareness. Also wir verbinden dem Piloten die Augen, der FL bringt den Flieger in irgendeine unmögliche Fluglage, auch Trudeln im Rückenflug und so, der Pilot reißt sich auf ein Zeichen die Augenbinde runter und muß die Maschine da wieder rausholen.

    Unmögliche Fluglage = VFR in IMC und dessen Folgen

  • Schnickes schrieb:
    Ab wann beherrscht man denn ein Flugzeug und wie überprüft man das?
    Der hier, der beherrscht das Flugzeug. Unglaubliche Skills....


    Chris

Jetzt anmelden

Passwort vergessen

Umfrage Archiv

Plant ihr, einen Autopiloten in eurem UL zu installieren?

Nein
55.6 %
Ja
44.4 %
Stimmen: 232 | Diskussion
Anzeige: Roland Aircraft
Statistik Alle Mitglieder

Aktuell sind 15 Besucher online.

Anzeige: EasyVFR