Hallo zusammen,
nachdem ich schon mit dem F-Schlepp als "Lastenanhänger" versuchte, einige Impulse an die Entwickler und Konstrukteure unter Euch in die Runde zu werfen, hier mein nächster Versuch, endgültig als nicht zurechnungsfähig abgestempelt zu werden:
Die Spornradkonfiguration bietet im Gegensatz zu Bugradfliegern weniger Windwiderstand und könnte damit schneller und weniger durstig sein. In allen Foren gewinnt man aber den Eindruck, sie seien gerade für Spornradeinsteiger im Handling am Boden etwas „kapriziös“ (was fahrphysikalisch aufgrund der Anordnung aus Hauptfahrwerk, Schwerpunkt und steuerbarem Rad nicht von der Hand zu weisen ist). Dabei flüsterte mir mein persönlicher kleiner Irrsinn die Frage ein, ob man nicht das Spornrad fest und das Hauptfahrwerk steuerbar ausführen könnte. So wie beim Morgan Threewheeler.
Jetzt meine Frage in die Runde: Wäre das machbar? Gibt′s oder gab′s das schon?
Gruß Lucky
Achja, ich hab keine Lust mehr auf die in diesem Forum üblichen Beleidigungen, als lasse ich sie einfach mal weg - Ihr Ar§#%krampen...*breitgrins*
Das knifflige bei Spornradfliegern ist ja nicht, dass sie am Boden nicht steuerbar wären, sondern die inherente Richtungsinstabilität dieser Anordnung. Dagegen würde auch ein steuerbares Hauptfahrwerk nichts bringen außer zusätzlichem Aufwand (kompliziertere Konstruktion => Fehleranfälligkeit, Kosten, zusätzliches Gewicht).
Die Steuerung via Einzelradbremsen reicht für einen Spornradler völlig aus.
Machbar wäre das auf alle Fälle. Als Laie habe ich aber das Vorurteil das eine Steuerung des Hauptfahrwerkes sehr aufwendig (komplex), fehleranfällig und vor allem schwer wäre. Sturz und/oder Spur sollten bei dem Aufsetzen konstant bleiben um nicht ungewünschte Lenkungseffekte zu erzeugen. Auch kann ich mir vorstellen das mit einem blockierten Rad der Wendekreis geringer ist als mit zwei lenkbaren. Für meinen Geschmack stehen bei einem lenkbaren Hauptfahrwerk die möglichen Vorteile einerseits und Kosten, Gewicht sowie Wartungsaufwand andererseits in einem schlechten Verhältnis.
VG
Thomas
Durch Einzelradbremsen am Hauptfahrwerk kann man ja einen Spornradflieger ganz gut lenken. Ich wüsste nicht, worin die Vorteile liegen sollten, das gesamte Hauptfahrwerk steuerbar zu machen.
Mittlerweile bin ich doch noch fündig geworden. Die Cessna 195 hatte sowas wohl mal. Wikipedia sagt dazu:
"Viele wurden mit einem schwenkbaren Fahrwerk für Landungen bei Seitenwind ausgerüstet, das einen Luvwinkel von bis zu 15 Grad erlaubt. Zwar vereinfachte das Seitenwind-Fahrwerk die Landungen, im Gegenzug verschlechterte sich jedoch das Handling am Boden."
Scheint also eher ′n Flop gewesen zu sein. Immerhin hat′s mal jemand ausprobiert... *grins*
Dann muss man als Spornradfan wohl doch da durch und dann irgendwann üben, üben, üben. Mein Fluglehrer meinte zum Thema Spornrad nur, dass es keine Frage sei, ob sondern wann man ′nen Ringelpietz hinlegt, schliesslich stamme das Prinzip aus einer Zeit, als (Militär-)Flugplätze weitgegend rund waren um man immer gegen den Wind starten und landen konnte. *seufz*
Ich hab allerdings so′n büschen Bammel davor, irgendwann ′nen passenden Kiebitz zu finden und den dann gleich zu schrotten.
Gruß Lucky
Dieses Spornradgerede ist doch Unsinn. Es sind ganz (eigentlich die normalen) normale Flugzeuge.
Rüdiger
Rüdiger, leider nein. Spornradflieger sind nunmal kleine Diven im Handling.
Sobald der Motor hinter den "Drehschwerpunkt" gelangt gehts im Kreis.
Mich hatte zu Anfangs auch eine Z602 als Spornrad gereitzt und ich hatte darauf auch drei Stunden geflogen. Am Ende des Tages habe ich mich dagegen entschieden weil JEDER den ich kenne, unabhängig vom Ausbildungsstand, bisher einen Ringelpietz gedreht hat. Darunter sind normale Flieger wie Du und ich und auch Fluglehrer mit einigen tausend Flugstunden.
Bugrad ist einfach unkomplizierter. Und die 5-10 km/h extra die der Spornradflieger gewinnt.....
Kinners, isch glaab ihr hann do was falsch verschdann...
Spornradflugzeuge stehen den Dreibeinern bezüglich Steuerbarkeit in nichts nach. Im Gegenteil: mit frei drehbarem Spornrad könenn sie sogar enger drehen als jede Dreibeinanordnung.
Das Problem (wenn man so will - für manche macht nämlich genau das den Reiz an der Spornradfliegerei aus) ist, dass ein Spornradflugzeug am Boden richtungsinstabil ist, d.h. wenn es durch irgendeine kleine Störung ein bißchen aus der Richtung kommt, wird es von sich aus immer stärker in diese Richtung gieren und deshalb ausbrechen. Ein Dreibeinflugzeug macht genau das Gegenteil, es dämpft von sich aus dieser Störung entgegen und zieht sich somit selbst wieder gerade. Das liegt an der Anordnung des Schwerpunkts bzgl. Hauptfahrwerk. Das einzige, was beim Spornradflugzeug stabilisiert, ist der Rollwiderstand des Spornrads und der kann sich je nach Auslegung vernachlässigbar schwach auswirken, insbesondere bei kurzen Hebelarmen Schwerpunkt-Spornrad und wenig Reibung am Boden (Asphalt vs. Gras).
Bei einem Spornradflugzeug steuert man also die Drehrate, während man bei einem Dreibenflugzeug direkt die Drehrichtung steuert: kommt ein Dreibein-Flugzeug beim Rollen aus der Richtung, dann tritt man einfach so lange ins Gegen-SR, bis die Richtung wieder stimmt und sobald man das SR zentriert, rollt das Flugzeug wieder geradeaus weiter. Genau das, was man intuitiv erwartet.
Ein Spornradflugzeug würde beim gleichen Verfahren aber über die Ursprungsrichtung hinausschießen und danach noch stärker in die Gegenrichtung gieren. Im konkreten Beispiel sähe das so aus:
Flugzeug beginnt beim Rollen wegen irgendeiner kleinen Störung etwas nach links zu gieren (Böe, Unebenheit im Boden, SR-Betätigung vom Piloten, Propellerdrall, was auch immer...). Wenn der Pilot nicht aktiv gegensteuert, dann giert das Ding immer stärker nach links bis zum Ringelpietz. Also tritt der Pilot rechts ins SR und die Gierbewegung nach links wird schwächer, bis das Flugzeug schließlich anfängt, nach rechts zu gieren. Aber selbst wenn der Pilot dann das SR wieder neutral stellen würde, würde das Flugzeug wegen seiner Richtungsinstabilität die Gierbewegung nach rechts immer mehr verstärken und aus dem anfänglich leichten Gieren nach links würde ein starkes Ausbrechen nach rechts. Also muss der Pilot noch bevor das nach rechts gierende Flugzeug wieder entlang der Bahn ausgerichtet ist ins linke Seitenruder treten, um die Gierbewegung zu reduzieren und zwar so, dass sie genau in dem Moment stoppt, wenn die Nase wieder ausgerichtet ist. In genau dem Moment muss das Seitenruder wieder mittig stehen.
Dieses geschickte Dosieren des Seitenrudereinsatzes ist die Herausforderung beim Spornrad-Rollen, nicht aber wie in anderen Beiträgen suggeriert eine vermeintlich zu schwache Steuerbarkeit des Flugzeugs.
Die Info mit dem drehbaren Fahrwerk für Seitenwindlandungen bei der 195 ist aber schon amüsant :-)
Mr. Lucky schrieb:Moien Mr. Lucky, du A/$!?geige (ich spar jetzt auch mal die Beleidigungen :-))Ich hab allerdings so′n büschen Bammel davor, irgendwann ′nen passenden Kiebitz zu finden und den dann gleich zu schrotten.
Gruß Lucky
du solltest keinen Bammel haben.
Wenn du sauber landest, gibt es eigentlich keinen Unterschied zwischen Bug- und Spornrad.
Ohne Bammel, aber mit der nötigen Aufmerksamkeit und Respekt ( nicht: kein Problem, hab ich schon x-mal gemacht) geht das gut. Jede Landung ist etwas anderes, daran sollte man immer denken.
Und ein Bugrad kann man auch abfliegen. Habe ich schon oft genug gesehen. Lustiger weise sieht man das schon im kurzen Endteil, das da jemand am Steuer sitzt, der nach dem Motto fliegt: wer abfängt, ist nur feige. Und ein Kiebitz gehört zu den ganz gutmütigen Vertretern der Spornradkaste.
Ich kann da Rüdiger nur Recht geben und Moin widersprechen (nach über 40 Jahren Motorfliegerei mit sehr wenig "Bugradstunden").
Gruß
Pedro
Tante Edit: JaRa hat das schön beschrieben. Beim Spornradflieger stellt man schnell fest, dass das Seitenruder mehr als nur eine Verzierung ist. Kurze, schnelle Ausschläge braucht man, nie lange drin stehen bleiben. Wenn du zusiehst, wenn eine Pitts landet, sieht das Seitenruder aus wie der Schwanz eines Hundes, der sich freut. Und ja, die Vorstellung eines lenkbaren Hauptfahrwerks ist lustig. Ich wusste auch nicht, das es sowas schon mal gegeben hat :-)
Ich sehe auch keinen Grund für Panikmache bzgl. Spornrad, aber eine gesunde Portion Respekt gehört schon dazu. Man muss sich erst mal daran gewöhnen, dass sich ein Spornradflugzeug beim Rollen vom Prinzip her anders verhält als ein Dreibeinflugzeug. Manche Spornradflieger sind so harmlos, dass einem der Unterschied zum Dreibein gar nicht auffällt, insbesondere die MoSe mit ihrem großen Abstand Schwerpunkt-Spornrad und der insgesamt großen Gierträgheit wegen langem Rumpf und großer Spannweite. Und dann noch auf Gras, wo das Spornrad wie ein Anker wirkt - da merkst nix! Die Dinger würde ich nicht einmal zu den "echten" Spornradflugzeugen zählen. Andere Spornradler können dagegen die reinsten Zicken sein. Vorsicht also beim Sprung ins kalte Wasser: beim Umstieg von C-42 auf Pitts unbedingt die Action-Cam mitnehmen!
Wenn man sich diese Kunst auf einem gutmütigen Spornradflieger beibringen lässt und sich dann Stück für Stück "nach oben" tastet, dann wird man sehr viel Spaß dabei haben.
Spornradflugzeuge sind eben einfach mal die richtigen Flugzeuge :-)
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