Klappeneinsatz bei Kurzstarttechnik

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Hallo Forum,


    ich habe eine Frage zur Kurzstarttechnik. Ich möchte am Wochenende mit 3 Freunden in einer Cessna 172 (leider kein UL :-) ) eine Runde drehen. Aufgrund der relativ kurzen Bahn ( 600 m ) werde ich hier die Klappenstufe 10 Grad verwenden. Laut Handbuch wird mit einer V(x) von 68 Knoten gestartet. Ein Fluglehrer meinte zu mir, dass ich gerade bei MTOW immer etwas Reserve beim Speed lassen sollte. Allerdings hatte ich letzten in einem Fliegerbuch gelesen, dass die Klappenstellungen bei der Kurzstarttechnik keinen Vorteil bringen, eher das Gegenteil, wenn nicht mit der optimalen Geschwindigkeit auch abgehoben wird, da der Widerstand danach zu hoch ist und das Steigen nicht begünstigt wird. Wie sieht da eure Erfahrung aus?


    Gruß Flyit

  • Zunächst: 600 Meter sind für einen Start mit einer C172 grundsätzlich kein Problem. Auch auf Graspisten, mit nicht all zu hohem Gras, solltest du genügend Reserven für einen entspannten Start haben.

    Die Handbuchempfehlung für einen Start mit 10 Grad Klappenstellung bei der 172er ist meiner Erfahrung nach anzuwenden. Kappen auf 10°, Bremse fest halten, Vollgas und dann bei max. Drehzahl die Bremse lösen. Bugrad beim Anrollen entlasten.

    Speedreserve bei MTOW ja ok, aber wenn du die 172er schon mal mit MTOW geflogen bist wirst du gemerkt haben, wie gut sie mit dem hohen Gewicht in der Luft liegt und schwebt. Letztendlich müssten die Handbuchwerte zu den Geschwindigkeiten eh in Bezug auf MTOW gerechnet sein.

    Was für ein Fliegerbuch war das? Allgemein lässt sich die Frage nach der Kurzstarttechnik nämlich nicht beantworten. Am besten du hältst immer an die Handbuchempfehlung des betroffenen Fliegers.

  • Wenn′s beim MTOW bleibt...
  • Kann nur bestätigen, was schon gesagt wurde:

    1. "Drei Freunde" heißt rechnen. Eine ordentliche Weight & Balance Berechnung wird zeigen, ob das überhaupt geht und wie voll die Tanks dabei sein dürfen.

    2. 600 Meter sind für eine C172 alles andere als kurz, wenn die Dichtehöhe und die Hindernisumgebung passen. Auch hier: Start- und Landestrecken kann und muss man mit Hilfe des Handbuchs berechnen - unter Berücksichtigung der Temperatur. Hilfreich zum Gewinn des nötigen Selbstvertrauens ist, hinterher zu checken, ob man die berechneten Werte einigermaßen erreicht, etwa durch Vergleich des Abhebepunkts mit der Halbbahnmarkierung. Ganz wichtig: die Empfehlung des Fluglehrers ist totaler Unfug! Wenn man die Speeds aus dem Handbuch nicht einhält, dann erreicht man auch die Werte aus dem Handbuch nicht. Das Handbuch für die 172N redet von 59 Knoten im Steigflug bei einem Short Field Take-off.

    3. Klappenstellungen bei Start und Landung sind vom Flugzeugtyp abhängig, das Handbuch ist hier der Ratgeber. Im Fall der Cessna 172 (ich hab bei der N geguckt) sagt das Handbuch ganz klar, dass für Short Field Takeoffs die Klappen auf Null Grad gesetzt werden. Die Stellung zehn Grad ist Soft Fields vorbehalten. Bei einem 600-Meter-Grasplatz wären also zehn Grad angesagt, bei Asphalt nicht.

    Mit anderen Worten: Handbuch lesen, rechnen, dran halten - und alles wird gut.
  • Im Fall der Cessna 172 (ich hab bei der N geguckt) sagt das Handbuch ganz klar, dass für Short Field Takeoffs die Klappen auf Null Grad gesetzt werden. Die Stellung zehn Grad ist Soft Fields vorbehalten.
    Hab gerade nochmal bei der C172 P im Handbuch nachgeschaut. Da stehen 10° Klappen auch für Kurzstarts und 56 Knoten für den Steigflug. 

    Der Vergleich der unterschiedlichen Werte zeigt also, dass die Handbuchwerte und Proceedures je nach Modell variieren und eingehalten werden sollten. Ne 172er ist nun mal nicht immer DIE 172er ;)

    Fluglehrer beziehen sich leider manchmal auf DIE 172, mit der sie vor 40 Jahren angefangen haben zu fliegen.
  • Stimmt. Und Vx ist 60. Wie Du sagst: Handbuch lesen! Genau das, das im Flieger liegt.
  • @flyit
    deine frage in allen ehren, dafür ist ein forum da. aber wenn du in der situation bist, diese frage stellen zu wollen oder zu müssen, würde ich jetzt nicht drei freunde mitnehmen.

    ich will ja noch moralisieren, aber ich würde dringend emfehlen - und das macht auch noch grossen spass-, auf einer längeren bahn ausgiebig kurzstarts zu üben. da hat man die markierungen, erster abroller, zweiter abroller usw und weiss dann genau, wieviel man braucht. da kann man es sich auch mal leisten, den flieger im bodeneffekt etwas zu früh vom boden wegzunehemen. einfach um zu erleben, wie der flieger beim rauskommen aus dem bodeneffekt und etwas zu wenig speed sich unwiderruflich wieder hinsetzen will. und man hat noch den rest der bahn.

    schönes spiel: bei ca 40 kt zweite klappenstufe, abheben, höhenruder leicht nachlassen, 10 kt mehr kommen lassen, klappen zurück auf erste stufe, das geht ab wie im aufzug mit erstaunlich kurzen startrollstrecken.

    viele solche spässe bevor ich drei freunde von einer kurzen bahn aus mitnehme!

    servus, qax
  • chönes spiel: bei ca 40 kt zweite klappenstufe, abheben, höhenruder leicht nachlassen, 10 kt mehr kommen lassen, klappen zurück auf erste stufe, das geht ab wie im aufzug mit erstaunlich kurzen startrollstrecken.
    Von solchen "Spielen" ist im Handbuch vermutlich aus gutem Grund keine Rede.
    viele solche spässe bevor ich drei freunde von einer kurzen bahn aus mitnehme!

    Das Problem beginnt damit, dass 600 Meter eben (je nach Umständen) nicht kurz sind. Auf Meereshöhe bei 20 Grad braucht die 172P bei MTOM 277,5 Meter Rollstrecke und 505,5 Meter bis in 50 Fuß Höhe - ohne Wind.

    Dieser ganzen Kram mit W&B und Start-/Landestreckenberechnung und "Flieg die Zahlen, die im Handbuch stehen" gehören zum richtigen und wichtigen, was man als Pilot so lernt...

    Ich denke allerdings, dass sich das mit den drei Freunden ohnehin schnell erledigt, wenn man nachrechnet.
  • Stimmt. Und Vx ist 60. Wie Du sagst: Handbuch lesen! Genau das, das im Flieger liegt.
    Ja, und auch mal schauen ob es wirklich zum FLugzeug gehört... Auch das habe ich schon erlebt (das es nicht der Fall war).

    Wir wissen die genauen Umstände nicht, also welcher Typ, welche Motorsierung und die Umstände vor Ort, wie Hindernissfreiheit (dann spielt also die Steigrate auch noch ne Rolle), Dichtehöhe, ISA und Wind etc. Von W&B mal ganz abgesehen.

    Generell sollte man vielleicht auch bedenken, dass die Handbuchwerte auch eher von erfahrenen piloten erflogen wurden, in einer special procedure würde ich doch erst einmal ohne oder mit nur einem PAX schauen (nachdem meine konservative Berechnung ergab, dass es zu Dritt technisch möglich wäre), wie gut ich rauskomme bzw. die für dieses TOW errechnetetn Werte einhalten kann usw. Wenn man eine solche Frage stellt, drängt sich mir schon ein bisschen der Verdacht auf, dass man das nicht schon zig Mal gemacht hat.

    Wie Thomas schon sagt, dass wird vmtl. vom MTOW her nicht klappen, ausser die drei "Freunde" sind Teilnehmerinnen bei Germany Next Top Model (da wäre ich dann ein bisschen neidisch) ;-)

    VG Mike
  • Vor ab schon einmal vielen Dank an Euch alles für die guten und hilfreichen Tipps und Beiträge.
    In der Tat habe ich diese Flüge noch nicht oft mit einer 172er gemacht. Allerdings ist diese Maschine die Einzige, am Wochenende verfügbare. Ansonsten fliege ich Piper 28 und Dynamic UL. Mit der Piper ist sowas eh kein Thema, aber bei der Cessna bin ich mir nicht sicher. Ich muss auch dazu sagen, dass die Freunde und ich eher leicht sind. Ich wiege 65 Kilo, zwei andere 68 und der dritte ist aufgrund einer Knochenbehinderung mit 45 kg dabei. Außerdem geht es hier nur um einen 45 Minuten Rundflug über die Region...
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