Die Jugend von Heute

Forum - Plauderecke
  • Um einmal den Hinweis aus dem Thema Flugzeugpreise aufzunehmen, war ich so frei ein gesonderten Thread für die Diskussion um die heutige Jugend aufzumachen.

    Da sich bereits allerlei Forenkollgen zum Thema geäußert haben und dabei so einige Feststellungen über die heutigen Jugendlichen gemacht wurden, denke ich es wäre eine gute Idee wenn auch mal ein Stellvertreter der Jugend selbst zu Wort kommt ;)

    Ich würde mich mit 20 selbst noch zur Jugend zählen, wobei ich das Glück hatte, direkt ein ausbildungsintegrierendes Studium absolvieren zu können. Ohne mein entsprechendes Gehalt hätte ich die UL-Schulung sicherlich nicht anfangen können, aber wenn ich mir die Kosten für Segelflug bei uns im Verein anschaue, dann sollten die Kosten für interessierte Jugendliche das kleinere Übel darstellen. Ich glaube die eingestaubten Vereinssttukturen und das Klientel jenseits der 50er Schallmauer wirkt da schon wesentlich abschreckender. Gesamtheitlich fehlendes Commitment kann ich meinen Altersgenossen aber nicht attestieren. Viele Freunde und Kommilitonen sind in Vereinen aktiv, übernehmen auch Trainerstellen in Sportvereinen oder sind in der FFW aktiv. 

    Auch solche Vereine schrumpfen mitunter, wobei viele weitaus offensiver werben, als die benachbarten Fliegerclubs. Ich musste mich auch erstmal rumfragen bis ich die richtigen Ansprechpartner vor Orr zusammen hatte. Viele wissen gar nicht, dass die Ausbildung angeboten wird und vor allem, dass Fliegen grundsätzlich kein eltitäres Schnösel-Hobby sein muss. Wenn man sich von den Vereinskameraden nicht abschrecken lässt, dann kann man ungemein von der Erfahrung profitieren. Viele Vereinsmitglieder freuen sich zudem über jüngere Fliegerkollegen. 

    Leider oder vielleicht zum Glück bleibt das Fliegen wohl eine Randerscheinung. Hat ja auch seinen Charme. Es ist schade, dass sich nicht mehr meiner Altersklasse für dieses Hobby entscheiden, aber letztendlich ist es zeit- und geldintensiv, wobei beim Segelflug wohl eher der Zeitaufwand überwiegt.

    Ob die Smartphones allerdings Schuld an dieser Entwicklung sind wage ich zu bezweifeln. Es ist überhaupt schwer zu sagen, ob die gesamte Entwicklung  wirklich so negativ ist, wie einige es vermuten. Im Theorieunterricht sitzen wir zumindest mit 7 jungen Flugschülern. Die haben es alle trotz Whatsapp und Facebook dorthin geschafft. Vielleicht haben Sie es teilweise auch gerade weil es diese Apps und Möglichkeiten gibt dorthin geschafft. Und vielleicht würde die intensivere Nutzung solcher Kanäle den Vereinen weiterhelfen ;) Von außen alles prinzipiell schwer zu beantworten...

    PS: ob jetzt die nicht vorhandene Begeisterung bei 17-18 jährigen mit der Berufsschulklasse die Rickmer Rickmers zu erklimmen als Beispiel für die Problematik angeführt werden kann, würd ich ebenfalls anzweifeln. Oder mal andersrum die Leute denen nach cbk′s Aussage Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und der nötige Biss zum Fahrradfahren lernen fehlt, sind wahrscheinlich auch nicht die Zielgruppe für die zukünftigen Segel- oder Motorflieger. Und das müssen sie auch nicht sein. Es gibt auch genug junge Erwachsene, die mit Mitte Zwanzig G8 durchlaufen haben und dazu ein Masterstudium vorweisen können. Denen fehlt weder Biss noch Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Weshalb sie trotzdem nicht den Flugplätzen die Türen einrennen, hat dann wahrscheinlich doch andere Gründe. Es gibt ja nicht die eine Jugend und genau so wie einige von euch Unverständnis über die ihnen bekannte Jugend geäußert haben, haben das wahrscheinlich auch eure Eltern mal über euch gesagt. Genau so die Eltern eurer Eltern usw... Der komplette Niedergang ist ja bisher trotzdem ausgeblieben. :D

  • Hallo,

    >
    > Ich glaube ... das Klientel jenseits der 50er Schallmauer wirkt
    > da schon wesentlich abschreckender.
    >

    Tja - die kann man aber nun ja nicht einfach "entlassen", nur
    um das Vereinsklientel auf ein "schickes Maß zu verjüngen", oder   ;-)))


    >
    > Der komplette Niedergang ist ja bisher trotzdem ausgeblieben. :D
    >

    :-)))  so sieht′s aus.     ...′s geht immer irgendwie weiter....   ;-)


    BlueSky9

  • CB schrieb:
    Es gibt ja nicht die eine Jugend und genau so wie einige von euch Unverständnis über die ihnen bekannte Jugend geäußert haben, haben das wahrscheinlich auch eure Eltern mal über euch gesagt. Genau so die Eltern eurer Eltern usw...
    Soists. Deshalb plädiere ich für einen Thread "Die Eltern von Heute" :-)

    Bye Thomas

  • Beginnen wir nun mit den ältesten Klagen über die Jugendlichen. Die Jammerei über die schlechten Jugendlichen lässt sich bis in die Zeit der Sumerer zurück verfolgen. Damals, vor über 5000 Jahren entstanden die ersten Schulen und aus dieser Zeit stammt das erste Zitat…

        „Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte“ (Keller, 1989, ca. 3000 v. Chr., Tontafel der Sumerer).

        „Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe“ (Keilschrifttext, Chaldäa, um 2000 v. Chr.)

        „Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten“ (Watzlawick, 1992, ca. 1000 v. Chr., Babylonische Tontafel).

        „Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter steht wider die Mutter, die Schwiegertochter wider die Schwiegermutter“ (Micha 7, Altes Testament um 725 v. Chr.)

        „Nicht ist der Vater dem Kind, das Kind dem Vater gewogen – Nicht ist der Bruder lieb, wie er doch früher gewesen; bald versagen sie selbst den greisen Eltern die Ehrfurcht“ (Hesoid, vor 700 v. Chr.)

        „Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer“ (Sokrates, 470-399 v.Chr.)

        „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. (Sokrates, 470-399 v.Chr.)

        „[…] die Schüler achten Lehrer und Erzieher gering. Überhaupt, die Jüngeren stellen sich den Älteren gleich und treten gegen sie auf, in Wort und Tat“ (Platon, 427-347 v. Chr.)

        „Was nun zunächst die jungen Leute angeht, so sind sie heftig in ihrem Begehren und geneigt, das ins Werk zu setzen, wonach ihr Begehren steht. Von den leiblichen Begierden sind es vorzugsweise die des Liebesgenusses, denen sie nachgehen, und in diesem Punkt sind sie alle ohne Selbstbeherrschung. […] zornmütig und leidenschaftlich aufwallend in ihrem Zorne. Auch sind sie nicht imstande, ihren Zorn zu bemeistern, denn aus Ehrgeiz ertragen sie es nicht, sich geringschätzig behandelt zu sehen, sondern sie empören sich, sobald sie sich beleidigt glauben. Auch hoffnungsreich sind sie, denn das Feuer, das dem Zecher der Wein gibt, haben die Jünglinge von der Natur […] sie tun alles eben zu sehr, sie lieben zu sehr und hassen zu sehr, und ebenso in allen anderen Empfindungen. Wenn ich die junge Generation anschaue, verzweifle ich an der Zukunft der Zivilisation“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

        „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

        „[…] bartlosen Jüngling, für Mahnworte harthörig, großspurig im Geldausgeben, hoch hinausstrebend, rasch im Begehren“ (Horaz, um 30 v. Chr.)

        „[…] auf ihrem Höhepunkt kennt die Jugend nur die Verschwendung, ist leidenschaftlich dem Tanze ergeben und bedarf somit wirklich eines Zügels. Wer nicht dieses Alter nachdrücklich unter seiner Aufsicht hält, gibt unmerklich der Torheit die beste Gelegenheit zu bösen Streichen […] Unmäßigkeit im Essen, sich vergreifen am Geld des Vaters, Würfelspiel, Schmausereien, Saufgelage, Liebeshändel mit jungen Mädchen, Schändung verheirateter Frauen“ Als Gegenmaßnahme wird empfohlen „Hoffnung auf Ehre und Furcht vor Strafe […]. Diejenigen aber, die gegen alle tadelnden Vorstellungen taub sind, muß man durch das Joch der Ehe zu fesseln versuchen“ (Plutarch, ca. 45-125 n.Chr.)

        „[…] daß man die Flammen der jugendlichen Leidenschaft nur mit Hilfe der klösterlichen Aufsicht und einer strengen Disziplin besiegen könne“ (Gregor von Tours, um 580 n. Chr.)

        „[…] wenn der Knabe ins Jünglingsalter tritt, so hat er auch dann, weil sich dieses Alter ebenso leicht dem Bösen zuneigt, den Zügel der Zucht nötig“ (Vincent von Beauvais, 1250)

        „Die Welt macht schlimme Zeiten durch. Die jungen Leute von heute denken an nichts anderes als an sich selbst. Sie haben keine Ehrfurcht vor ihren Eltern oder dem Alter. Sie sind ungeduldig und unbeherrscht. Sie reden so, als wüßten sie alles, und was wir für weise halten, empfinden sie als Torheit. Und was die Mädchen betrifft, sie sind unbescheiden und unweiblich in ihrer Ausdrucksweise, ihrem Benehmen und ihrer Kleidung“ (Mönch Peter, 1274)

        „Der grenzenlose Mutwille der Jugend ist ein Zeichen, daß der Weltuntergang nah bevorsteht“ (nach Melanchton, um 1530)

        „Das Sittenverderben unserer heutigen Jugend ist so groß, dass ich es unmöglich länger bei derselben aushalten kann. Ja, oft geschieht es, dass die nicht in Schranken gehaltene oder nicht gebührend ausgetriebene Zuchtlosigkeit eines einzigen Jünglings von ungesunder Triebkraft und verdorbenen Auswüchsen auch die übrigen noch frischen und gesunden Pflanzen ansteckt“ (ein Schulmeister 18. Jh.)

        „Immer wieder wird die Wirksamkeit der Volksschule bei dem zunehmenden Sittenverfall diskutiert oder die immer lauter werdenden Klagen über die zunehmende Rohheit und Verwilderung unserer Jugend, besonders der erwachsenen Dorfjugend, erörtert“ (Allgemeine Schulzeitung, Darmstadt 1826)

        „Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß bei der Schuljugend die früher kundgegebene Anständigkeit und das sittliche Benehmen […] mehr und mehr verschwinde“ (Regierungsbericht, 1852)

        „[…] knapp 50 % aller Lehrlinge zeigen mangelhafte oder stark defizitäre Leistungen in der Mathematik“ (DIHK, 1965)

        Zusätzlich bemängeln unsere Gesellschaft und die Wirtschaft eine allgemeine Abnahme von Wert- und Moralvorstellungen, sowie fehlende soziale und personale Kompetenzen (vgl. DIHK, 2010)

        „Fehlende Disziplin, mangelnde Leistungsbereitschaft, geringe Belastbarkeit – die Azubis machen unseren Unternehmen Sorgen“ (DIHK-Chef Hans Heinrich Driftmann 2011)

        „Auszubildende – faul, ohne Disziplin, kein Interesse. Jedes zweite Unternehmen klagt über mangelnde Disziplin und Belastbarkeit sowie fehlende Leistungsbereitschaft und Motivation. Jedes dritte bemängelt die Umgangsformen der Bewerber.“ (Die Welt, 21.8.2014 Zitat zur neuen DIHK Umfrage „Ausbildungsfähigkeit“)

    Na, von daher kann es nicht am Jugendlichen als solches liegen.

    Cheers! Carlson

  • # Carlson:

    HaHa, das wollte ich auch schreiben! Vielleicht nicht ganz so ausführlich ;-)

    Trotzdem ist bei der jetzigen Jugend eine Sache anders: es gibt ohne Ende virtuelle Ablenkung. Simulierte Sportarten, permanente Kommunikation 24 Stunden am Tag, jede Menge Reizüberflutung in allen Bereichen ( auch und vor allem sexueller Art ). Da stinkt das schnöde Fliegen nicht gegen an, es sei denn, es gibt spezielle Kontakte oder Interessen durch Familie etc. 

    Deswegen ist es auch Schade, das die AERO nicht mehr den Sonntag als Einstiegsdroge für Familien und Interessierte bietet. Klar macht man kein Geschäft mit den Fußgängern, aber eben auch langfristig aus Fußgängern keine Geschäftspartner bzw Kunden.

    Es bleibt schwierig,

    Raller

  • @Carlson

    Wow, was fuer eine Zitatensammlung! :)) Wo haste die denn alle gefunden?

    Chris

  • raller schrieb:
    jede Menge Reizüberflutung in allen Bereichen ( auch und vor allem sexueller Art )
    ...wenn die wüssten, was man mit den Worten "ich bin Pilot" für einen Eindruck bei den Mädels schinden kann ;) *lach*

    (hm....war das jetzt Ironie?)

    :D

  • @Carlson

    Ich finde den ewigen Kulturpessimismus in Bezug auf die Jugend auch absurd. Ich selbst bin auch bzgl des eigenen Nachwuchses ganz zuversichtlich ;) 

    Allerdings hat bringt jede Generation ihre eigene Kultur. Und die ist heute eben (wie Raller es richtig bemerkt hat) auch technikgetrieben (Smartphone). Die Kommunikation und die Art sich zu organisieren hat sich geändert. Das betrifft natürlich auch die Erwachsenen, aber die Jugendlichen im besonderen Maße. Und in diese Veränderten Strukturen passen Vereine eben nicht mehr so richtig rein. 

  • Chris_EDNC schrieb:
    Wow, was fuer eine Zitatensammlung! :)) Wo haste die denn alle gefunden?
    Er hat gegoogelt und dann ein full-quote ohne Quellenangabe gemacht. 

    http://www.bildungswissenschaftler.de/5000-jahre-kritik-an-jugendlichen-eine-sichere-konstante-in-der-gesellschaft-und-arbeitswelt/

    Für einen Doktor wird es nicht mehr reichen ;-)

  • skyfool schrieb:
    Er hat gegoogelt und dann ein full-quote ohne Quellenangabe gemacht. 
    Genau! Fürs ULforum soltte das auch reichen. Die Ursprungsquellen sind ja beschrieben. Kannte die meisten Zitate aber auch noch aus meiner Zeit als Jugendbildungsreferent. Da brauchte man so eine Sammlung.

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