Oha, das wird teuer ...
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/boeing-737-max-schwere-vorwuerfe-gegen-faa-und-boeing-a-1258327.html#ref=rss
Wenn sich das nachweisen lässt, kennen die Ami-Gerichte kein Pardon.
Bye Thomas
Wie schon hier angeklungen, da werden Köpfe rollen. Nun hört es sich mit dem Relativieren wohl auf, da geht es ans Eingemachte. Es stehen Schadenersatzforderungen von gigantischen Ausmaßen im Raum.
Es ging wohl auch massiv darum, den Airbus Vorsprung der A320 Neo einzuholen bzw. der Ansatz der Trump Regierung durch Deregulierung von Vorschriften angebliche Wettbewerbsnachteile der USA abzuschaffen. Auch wenn das jetzt Boeing betrifft. Politische Einflußnahme ist auch Airbus nicht fremd.
Deregulation-of-air-safety-rules-can-be-a-model
Das FAA Management (wie andere Behörden) der USA wurden seit der Wahl der neuen Regierung ausgetauscht oder deren ursprüngliche Führung (und der darunter liegenden Ebene) trat zurück uns wurde zum Teil kommissarisch besetzt.
Das dann die Posten mit Leuten besetzt wurden welche der aktuellen Regierungspolgotik freundlich gesonnen sind, ist wohl anzunehmen. Aber so etwas ist auch außerhalb der USA nicht ungewöhnlich.
black-box-shows-similarities-between-lion-and-ethiopian-crashes
Auszug:
In one of the most detailed descriptions yet of the relationship between Boeing and the Federal Aviation Administration during the 737 Max′s certification process, the Seattle Times reported Sunday that the U.S. regulator delegated much of the safety assessment to Boeing and that the analysis the planemaker in turn delivered to the authorities had crucial flaws.
Auszug:
FAA technical experts told the newspaper that as the agency′s certification of the 737 Max proceeded, managers prodded them to speed up the process as development of the model was nine months behind that of rival Airbus′s A320neo.
Delegated to Boeing
The FAA, citing lack of funding and resources, has over the years delegated increasing authority to Boeing to take on more of the work of certifying the safety of its own airplanes.
Early on in certification of the 737 MAX, the FAA safety engineering team divided up the technical assessments that would be delegated to Boeing versus those they considered more critical and would be retained within the FAA.
But several FAA technical experts said in interviews that as certification proceeded, managers prodded them to speed the process. Development of the MAX was lagging nine months behind the rival Airbus A320neo. Time was of the essence for Boeing.
A former FAA safety engineer who was directly involved in certifying the MAX said that halfway through the certification process, “we were asked by management to re-evaluate what would be delegated. Management thought we had retained too much at the FAA.”
Dazu auch:
boeing-aerospace/failed-certification-faa-missed-safety-issues-in-the-737-max-system-implicated-in-the-lion-air-crash/
Auszug:
“There was constant pressure to re-evaluate our initial decisions,” the former engineer said. “And even after we had reassessed it … there was continued discussion by management about delegating even more items down to the Boeing Company.”
Werner1966 schrieb:Das sehe ich genauso. Es werden aber von Regierungen (und deren aktuellen Köpfen) die Rahmenbedingungen und der Kontrolldruck je nach Ausrichtung enger oder weiter gefaßt. Die Nähe der Trump Regierung zu Boeing (siehe Personalentscheidungen der letzten Monate,ex Boeing Manager in der Regierung und umgekehrt ) ist aber auch nicht zu übersehen.
Das ein Politiker, Trump, Merkel oder Makron, auf den technischen Beanstandungen der Zulasdungsbehörde Einfluss nehme, ist unwahr.
Die 737 ist ′68 Technik Grundgerüst. Die spritsparenden 2m Durchmesser Fan-Triebwerke passen da nicht unter den Flügel.
Also verlegte man sie mittels "Hebel" Arm Verlängerung nach vorne um beim Mitbewerb in Sachen Spritverbrauch mithalten zu können.
D.h. der Kraftvektor setzt weiter unterhalb und vor allem vor dem Schwerpunkt ein, was bedeutet bei vollem Schub oder auch schon vorher ein zusätzliches ordentliches Nickmoment nach oben zu bekommen. Soweit die Physik.
Man kann das recht gut bei diesem 2016er (!) Start sehen: 737 steep Start
Dann dachte sich Boeing vermutlich, eine B-2 Spirit oder F-117 Nighhawk fliegt auch nicht allein aerodynamisch.
Also programmiert man eine Software die dem Nickmoment der verlegten Triebwerke beim Start mit automatischem
Höhenruder etc. nach unten entgegenwirkt. Im Prinzip eine gute Idee, die ja bei den Tarnkappenfliegern zu funktionieren scheint.
Aber dazu sollten etliche Detektoren (Fluglage, Drehbeschleunigung, g-meter, usw.) mehrfach redundant vorhanden sein.
Ob das bei der "alten" Technik der Fall ist, zumindesten mal ein Fragezeichen.
Dann etliche Beschwerden von 737 Piloten im Netzt die sich über dieses "Feature" nicht umfänglich aufgeklärt fühlen.
= oft beklagte unzulängliche Handbücher.
Funktioniert die Korrektur-Software, fliegt und steurert der Flieger vermutlich ganz normal.
ABER: wehe es kommen falsche/wiedersprüchliche Daten und nicht auszudenken der Pilot schaltet den ganzen Korrektur-Autopilot-Kram in der Not ganz ab und weiss nicht bzw. hat nicht geübt, wie sich das Ding ohne Autokorrektur fliegt ....
Bei Schub geht das Ding vermutlich wie eine Rakete senkrecht in den Himmel, mit viel kg an Bord dann Stall und weg.
Die Blackboxauswertungen müssten das eigentlich beweisen. Bin gespannt ob man je die Wahrheit erfährt oder weiter dauerbelogen wird, wie beim Dieselskandal.
Cyrano schrieb:Der für das aufrichtende Nickmoment verantwortliche Hebelarm des Schubvektors hängt alleine vom vertikalen Abstand des Triebwerks zum Schwerpunkt ab. Wie weit das Triebwerk nach vorne oder hinten versetzt ist, spielt dabei keine Rolle. Bei der 8 Max wurden die Triebwerke zusätzlich etwas nach oben versetzt, um dieses Moment in Grenzen zu halten.
D.h. der Kraftvektor setzt weiter unterhalb und vor allem vor dem Schwerpunkt ein, was bedeutet bei vollem Schub oder auch schon vorher ein zusätzliches ordentliches Nickmoment nach oben zu bekommen. Soweit die Physik.
Der Nick/Giermoment ist sogar weniger als bei anderen Flugzeugen, wie der 320.
Etwa 1,5m höhendifferenz, bei etwa 22m Hebel, sind nicht besonders viel.
Bei jedem kleineren Hochdecker ist er allemal verhältnissmässig grösser.
Cyrano schrieb:Und genau da setzt meine Frage an: Warum motten sie die 737 nicht endlich ein und holen dafür die 757 wieder aus der Schublade? Der Vogel spielt im Bezug auf die Pax-Sitze in der gleichen Liga wie eine 737 max, verträgt aber große Triebwerke.Die 737 ist ′68 Technik Grundgerüst. Die spritsparenden 2m Durchmesser Fan-Triebwerke passen da nicht unter den Flügel.
Also verlegte man sie mittels "Hebel" Arm Verlängerung nach vorne um beim Mitbewerb in Sachen Spritverbrauch mithalten zu können.
Moin,
die 757 ist dramatisch teurer in der Produktion ( z.B. hat sie gekrümmte Cockpitscheiben, Tandemfahrwerk, ist komplett als ETOPS-Flieger ausgestattet ), viel schwerer, müßte komplett re-evaluiert werden und es gibt nicht ansatzweise so viele Piloten, Techniker, Ausbilder etc dafür, das es Synergie-Effekte wie bei der 737 gäbe. Die 757-200 ist zwar m.M.n. die schönste Boeing ever, aber als Ersatz definitiv das falsche Pferd. Falls es nachweislich zu den Unregelmäßigkeiten und Pflichtverletzungen gekommen ist, die jetzt als Vorwurf im Raum stehen, bleibt eigentlich nur ein neues, erweitertes Zulassungsverfahren mit allen Konsequenzen.
Aber bis jetzt versucht jede Partei, ihren eigenen Stall sauberzuhalten. FAA vs Boeing vs Airline vs Bank vs Versicherungen vs Rechtsanwälte. Das dauert noch Jahre und kostet ungefähr so viel wie ein Abgasskandal von VW...
Gruß Raller