Ja, der Gedanke ist gewöhnungsbedürftig. Aber nicht, daß die DFS daraus ein Geheimprojekt gemacht hätte. Erfahren habe ich es vielleicht vor fünf Jahren, und ich bin kein Insider.
Ein bekannte Luftfahrtjournalist hatte sich schon lange vorher einmal Gedanken dazu gemacht, welchen Anteil ein Platzlotse ("Tower") wohl an einem IFR-Anflug hat - nämlich einen verschwindend geringen. "Lufthansa 1234, Runway zeroniner, cleared to land.” (ja, ich weiß, es gibt eine Menge zusätzlicher Aufgaben, ich will auch nicht behaupten, daß sich da jemand für viel Geld langweilt oder so etwas polemisches.) Aber mehr ist es in Sachen IFR-Anflug beinahe nicht. Alles andere hat der Anfluglotse bereits getan. Staffeln z.b. und den ILS-Anflug freigeben. Und den Wind-Check liest der Platzlotse auch bloß vom Monitor ab.
Bei severe IMC sieht der Lotse nicht einmal die Piste, geschweige denn das Flugzeug, dem er da eine Freigabe zu erteilen hat. Das Werkzeug des Towerlotsen ist das Radar, nicht so sehr die großen Fenster. Und dann, ja dann könnte man auch zu dem Ergebnis kommen, daß es egal ist, wo er auf den Monitor schaut und ins Mikro spricht.
Aber, es ist gewöhnungsbedürftig.
hm, leicht off-topic aber: über Pfingsten wollte ich Saarbrücken anfliegen. Hatte ′zur Sicherheit′ vorher nochmal angerufen, ob die evtl. Probleme mit UL haben. Und tatsächlich: am Telefon teilte man mir mit, daß Ultraleichtflieger nicht am Platz erwünscht seien (ist übrigens in der AIP NICHT so vermerkt..). Fazit: a) die können mit irgendwas runterrutschen und b) ihren Türmer können die hinsetzen, wo der Pfeffer wächst.
Hallo,
ich finde das Thema nicht ganz unspannend...
Denn ich muss sagen, dass es mit bisher eigentlich
immer erstmal egal war, wo der- oder diejenige gesessen
hat, der/die mir ein "clear to land" oder ein
"clear for takeoff" gegeben hat - da habe ich
mir in dem Moment keine Gedanken drüber
gemacht ;-))
>
> War prinzipiell als Info über die Allgemeine Luftfahrt gedacht,
> die ja den einen oder anderen evtl. interessieren könnte
>
Zustimmung - Ist bestimmt etwas gewöhnugsbedürftig für den,
der als Lotse dann so arbeitet - aber für den Piloten selbst
dürfte es kaum einen Unterschied machen, denke ich
(wenn er nicht immer sein Spind-Schloss vergisst ;-))
>
> wollte ich Saarbrücken anfliegen.
>
Meinst du EDDR ?
>
> Hatte ′zur Sicherheit′ vorher nochmal angerufen,
> ob die evtl. Probleme mit UL haben.
>
Warum?
Der Blick in die AIP sollte doch genügen, oder?
>
> Und tatsächlich: am Telefon teilte man mir mit, daß
> Ultraleichtflieger nicht am Platz erwünscht seien
>
Ähhhmmm...
>
> (ist übrigens in der AIP NICHT so vermerkt..).
>
Soweit ich das sehen kann hat das mit "nicht erwünscht"
herzlich wenig zu tun - Saarbrücken EDDR hat schlicht und
ergreifend einfach keine UL Zulassung - oder irre ich mich da?
>
> Fazit: a) die können mit irgendwas runterrutschen
>
gaaanz ruuhig, Blonder...
Was sagt denn die AIP?
Wenn ein Platz eine UL Zulassung hat und kein PPR
fordert, dann brauche ich da nicht anzurufen.
Dann mache ich eine Flugvorbereitung und fliege hin.
Hat ein Platz keine UL Zulassung, dann brauche ich
auch nicht anzurufen und mich über irgendwas
aufzuregen, oder?
;-))
BlueSky9
Bingo68 schrieb:hmmm... nicht bei den Charts!
ist übrigens in der AIP NICHT so vermerkt..
Am Anfang des Kapitels AD hat jeder Flugplatz einen kurzen Eintrag. Öffnungszeiten, Telefon, Tankmöglichkeiten, alles administrative und nützliche, was nicht direkt mit dem Fliegen des Anflugs zu tun hat. Dort steht auch, für welche Luftfahrzeugkategorien der Platz zugelassen ist.
Es ist mir vollkommen egal, ob der Monitor des Radars nun einen oder 150 km entfernt steht. Hauptsache er funktioniert.
Wenn es die Kosten senkt und hilft, das Defizit von Flugplätzen zu verringern, bitte, gerne.
Als ich im letzten Jahr in Erfurt war, hatte ich den Türmer nicht zu Gesicht bekommen und trotzdem einen netten Kontakt.
VG
Thomas
Hallo,
>
> ...AD...
> ...Dort steht auch, für welche Luftfahrzeugkategorien der Platz zugelassen ist.
>
exakt... ...und ULs tauchen da bei EDDR nicht auf ;-)
BlueSky9
flyingchristopher schrieb:Tja, was soll man dazu sagen. Die Digitalisierung hält wohl so langsam auch Einzug in die Fliegerei.
Haut mal ein paar Meinungen raus.
Ich erinnere mich bei solchen Vergleichen immer gern an die Kindheit zurück. Als ich in den späten 80er Jahren mit meinen Eltern mit Hapag-Lloyd von Paderborn nach Mallorca geflogen bin, konnte man sowohl in Paderborn, als auch auf Mallorca über das Vorfeld zum Flieger wandern. Das war völlig normal. Damals kamen dann die Piloten an und sie erschienen mir wie die Götter der Lüfte. Die Streifen auf den Uniformen, die Mützen, eine Horde Stewardessen im Schlepptau. Das war immer beeindruckend und hatte irgendwie was. Vor allem auch deswegen, weil die Prozeduren damals noch "manueller" als heute waren. Und heute? OK, die Uniform ist nahezu gleich geblieben. Nur die Leute darin können einem Leid tun. Der eine zahlt für das "Fliegen" Geld (Pay-to-fly), der andere fliegt für Kost und Logis und noch ein anderer zahlt gerade noch seinen Schuldenberg von über 100k Euro aus der Schulung mit lächerlichen 1,5k netto ab, für die er aber auch schon um 3:00 Uhr in der Früh bis was weiß ich wann seinen "Bomber" durch die Gegend fliegt, wenn er denn überhaupt ein Leg bekommt. Und dann sitzen die da nur noch und drehen an irgendwelchen Knöpfen, wenn es der Mann am Boden befiehlt. Die Zeiten haben sich geändert. Irgendwie. Man fliegt Flugzeuge nicht mehr. Man managed Flugzeuge heutzutage.
Und seitdem in der Werbung dick und breit suggeriert wird, dass Geiz absolut obergeil ist, hat keiner mehr ein Gespür für den Wert einer Dienstleistung. Wir erwarten förmlich, dass das Mallorca-Shuttle uns doch bitte für 30 Euro von PAD nach PMI fliegt und meckern dann auch noch, dass das Essen an Bord etwas dürftig ist (sofern überhaupt angeboten), dass der Tomatensaft plötzlich Geld kostet und, dass der Begriff Beinfreiheit wohl auch nicht mehr lange im Lexikon zu finden sein wird. Es gibt bei den Leuten da draußen nur noch eins. Profit. Egal, ob es das Unternehmen oder der Kunde ist. Der Kunde möchte durch niedrige Preise profitieren, die Firma muss dem irgendwie nachkommen, wenn sie nicht den Bach runtergehen und weiter profitieren will.
Um nun zurück zum Thema zu kommen. Ich kann mir vorstellen, dass der Betrieb eines realen Towers deutlich mehr Kosten verursacht, als der Plan, Remote Lotsen in eine Zentrale zu setzen und diese den Verkehr aus der Ferne leiten zu lassen. Und ich denke, dass das erst der Anfang ist. Die selbstfahrenden Autos sind unterwegs, es gibt mittlerweile mit Millionen gepushte Firmen, die den Menschen zukünftig in selbst fliegenden Drohnen befördern möchten. Und auch das wird kommen. Ob wir das noch erleben werden, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Lustig ist am Stammtisch dann am Ende der Spruch, dass "die doch nicht mehr alle Latten am Zaun haben". Danach wird sich dann in den Urlaub verabschiedet. Ihr erinnert Euch. Der Flug nach Mallorca für 30 Euro. Jetzt muss man nur noch vom Stammtisch nach Hause kommen, weil man vor lauter Vorfreude doch schon leicht angetrunken ist. Aber das macht das Taxi. Die Fahrtkosten von 24,50 Euro sind heute zur Feier des Tages mal drin. Sonst aber nicht! Denn Taxis sind viel zu teuer. Schließlich kann man ja für 30 Euro nach Mallorca fliegen. Warum zum Teufel sollte man fast den gleichen Kurs in ein dummes Taxi investieren? Dann kann ich auch gleich selbst mit meinem Porsche nach Hause fahren.
Fazit:
Die Geiz-ist-Geil Mentalität wird uns immer und immer weiter in Richtung Digitalisierung treiben. Die meisten merken es nur nicht. Der Prozess kommt schleichend, aber er ist da und in vollem Gange. Vielleicht trifft es unsere Generation noch nicht so sehr. Ich bin mir aber sicher, dass meine Kinder später Jobs haben, die heute noch nicht einmal erfunden sind und an die noch niemand zu denken vermag. Vielleicht der Remote Pilot im Virtual-Reality-Homeoffice. Wer weiß...
Ansonsten ist das "Projekt" für mich einfach nur ein logischer Schritt, um Prozesse zu optimieren und die Kosten deutlich zu senken. Natürlich ist es für die Lotsen irgendwie schade, da man gern den Flugplatzflair schnuppert, aber das ist der Gang der Dinge. Stellt Euch mal vor, dass E-Mails auf irgendeiner Weise endlich mal als Schriftstück anerkannt würden und in Deutschland wirklich eGovernment Projekte erfolg hätten. Dann wäre die Post samt Postboten die nächste auf der Streichliste. Das Gute ist aber, dass man sich vorerst noch keine großen Sorgen machen muss. Denn dafür sind unsere Politiker einfach zu dumm :)
Hallo sukram,
guter Text.
Aber <OT>
>
> ...Denn dafür sind unsere Politiker einfach zu dumm :)
>
ist mal wieder genau so ein "Stammtisch-Niveau" das du selbst
eben noch (zu recht) kritisiert hast.
Pauschal sind Politiker dumm, nur wir könnten das alles selbst viiiel besser...??
ja, nee, is′ klaar... ;-)
BlueSky9
BlueSky9 schrieb:Pauschal habe ich nicht gesagt. Ich habe "dafür" gesagt. Das "dafür" bezieht sich hier auf das Thema eGovernment und ich sag′ mal auf die allgemeine Digitalisierung. Dafür SIND die Politiker zu dumm. Clever wäre es, wenn diese sich Fachpersonal und damit Kompetenz ins Haus holen UND dieser Fachkompetenz dann vielleicht auch noch Vertrauen schenken würden. Das wäre aber zu einfach und zu riskant, da es sich dabei zum einen lediglich um "Fußvolk" handelt und dann vielleicht zum anderen sogar das eigene "Denkmal" gefährdet wäre. Kann doch nicht sein, dass jemand anderes ggf. die Lorbeeren für die Umsetzung eines Projekts erntet. Als aktuelles Beispiel sage ich nur zwei Begriffe: "LiMux" und "München". Politiker haben im weitesten Sinne den Auftrag, Experten in dem für sie gültigen Bereich zu werden. Stellvertretend für die Bürger. Da kann man sich als Kanzlerin im Jahr 2013 beim besten Willen nicht auf eine Bühne stellen und von "Neuland" reden und das auch noch auf "uns alle" beziehen, wenn es beispielsweise um das Internet geht.
ist mal wieder genau so ein "Stammtisch-Niveau" das du selbst
eben noch (zu recht) kritisiert hast.
Pauschal sind Politiker dumm, nur wir könnten das alles selbst viiiel besser...??
ja, nee, is′ klaar... ;-)
Nachdem ich mich in den letzten drei Monaten fast ausschließlich mit der DSG-VO beschäftigt habe, könnte man sogar meinen, dass selbst alle zuständigen Politiker der EU absolut keinen Schimmer davon haben, wie z.B. Datenübertragungen oder das Internet funktionieren. Wenn ich einen Brief in den Briefkasten werfe, labert der mich ja auch nicht ständig damit voll, dass der Brief, wenn ich ihn denn einwerfe, vielleicht verschickt, gelesen und sogar beantwortet werden könnte und ich doch bitte extreeem vorsichtig sein soll und, ob ich das denn nun auch wirklich verstanden habe. Auf dem analogen Weg ist das Versenden einer Nachricht absolut kein Ding. Einwerfen, Tschüss, wird schon werden. Aber wehe man nennt Kontaktdaten in Form einer E-Mail-Adresse (nein es muss kein Kontaktformular sein) in seinem Impressum und jemand schreibt da auch noch eine E-Mail hin. Oh, oh, Leute, dann wird es neuerdings echt komplex. Ist aber kein Problem. Hauptsache man kann jetzt wieder auf zig Seiten den Akzeptieren-Button klicken, ohne den tausende von Euro teuren Text auch nur einmal gelesen zu haben und dabei ein Selfie von sich und seinem Essen bei Instagram posten. Läuft.
Schwede hat damit definitiv gute Erfahrungen gemacht, und wenn wir als Ziel haben, periphere Plätze länger und einfacher für die Luftfahrt offen zu halten, finde ich das einen guten Schritt.
https://www.welt.de/wall-street-journal/article134196472/An-diesem-Flughafen-gibt-es-keine-Lotsen-mehr.html
Blick in den UL Sektor: Da ich es für unrealistisch halte, "die Politik" in den kommenden 5 Jahren von dem routinemäßigen "Fliegen ohne Flugleiter zu überzeugen sollte man mal kreativ Alternativen suchen:
3-4 Flugplätze schließen sich in "verkehrsschwachen Zeiten" zusammen. Auf nur noch einem "Turm" übernimmt jetzt ein virtueller Flugplatzleiter (so nenn ich den lieber) die Aufsicht auf die Bahn und führt das so geliebte Hauptflugbuch. Im Crash Fall alarmiert er die Rettung und die erscheint - wie bei jedem "normalen Unfall im Leben" meist in 8 Min.
Natürlich bracht man an einem Flugplatz keinen "Radar" sondern einfach eine gute Funkverbindung und eine gute Internetleitung mit ca 4-5 Videokameras pro Platz. Mehr bedarf es meiner Meinung nicht. Ich fände es gut, wenn ich an meinem Standort in Ruhe kurz nach SR starten dürfte und mit SS erst zu Hause sein müsste. Vielleicht ein Kompromiss auf dem Weg zum Fliegen ohne Flugleiter.
Ich hoffe, ich durfte mal kurz träumen ;-)
Bernhard
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