Anzahl Flugunfälle steigt, Todesfälle rückläufig

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  • " Nach den aktuellen Zahlen der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) haben sich 2009 mehr Flugunfälle mit D-registrierten Luftfahrzeugen ereignet, jedoch war die Zahl der Todesopfer mit 45 gegenüber dem Vorjahr (72 ) deutlich niedriger.



    Im Jahr 2009 ereigneten sich 241 Flugunfälle (mit D-registrierten Luftfahrzeuge, die im In- oder Ausland verunglückten). 2008 waren es 216 Unfälle. Davon gingen 29 Unfälle tödlich aus (Vorjahr 43). Die Zahl der Todesopfer hat sich gegenüber dem Vorjahr um mehr als 27 Prozent reduziert. Wurden 2008 noch 72 Tote beklagt, lag der Wert 2009 bei 45 Unfalltoten.


    Den größten Anteil an Flugunfällen hatten Segelflugzeuge mit 94 Unfällen (Vorjahr 70). 2009 verunglückten 73 D-registrierte Motorflugzeuge unter 2 Tonnen MTOW (Vorjahr 81).Es folgen Reisemotorsegler (24), Freiballone (13), Helikopter (12) und Flugzeuge bis 5,7 t (11). ULs rangieren mit zehn Unfällen auf dem sechsten Platz in der Unfallstatistik 2009."

    Quelle: aerokurier (19.02.2010)

  • Um die Zahlen im Zusammenhang interpretieren zu können:

    Es gibt laut DAeC-Statistik (Stand 2010) ca. 13.000 ULs aller Klassen in Deutschland, davon 3.500 aerodyn. ULs und ca. 16.500 UL-Lizenzinhaber.

    Laut LBA-Statistik (Stand 2010) gibt es 6.700 Echos und 7.900 Segelflugzeuge. Der Bestand an Lizenzen betrug 2008: 32.000 PPL-A, PPL-C 31.000.


    Bei ULs beträgt demnach Unfälle/Flugzeuge-Anteil 0,07% und der Unfälle/Lizenzinhaber-Anteil 0,06%.
    Bei den Echos sind wir bei 1,1% (Unfälle/Flugzeuge) bzw. 0,22% (Unfälle/Lizenzinhaber)
    Und schließlich lauten die Zahlen im Segelflug 1,2% (Unfälle/Flugzeuge) sowie 0,3% (Unfälle/Lizenzinhaber)

    Die Zahlen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen.
  • Was ist eigentlich ein Unfall?
    Ist eine harte Landung mit Fahrwerksschaden schon ein Unfall? Und gibt es da unterschiedliche "Meldepflichten" zwischen Echo und UL? (Meldet beispielsweise der LTB der die Echo repariert das Ganze als Unfall, während der ULer der selber Hand anlegt natürlich nichts sagt?)

    Was mich bei den offiziellen Daten noch interessieren würde ist, wie sich die Todesfälle aufteilen. Rein aus dem Gefühl heraus würde ich sagen, dass wie ULer da prozentual weiter vorne sind als bei den Unfällen.

    Wäre schön wenn da einer was dazu sagen könnte, hätte nämlich großen Einfluß auf die Interpretation der Daten.
  • Bananenbieger hat Recht. Man muß die Zahlen richtig interpretieren können.
    Dazu reichen aber weder die Anzahl der Fliegerle noch die der Scheinchen aus. Die Anzahl der geflogenen Piloten-Stunden (oder Meilen) muß man kennen, um z.B. die Tendenz der durch Piloten verursachten Unfälle diagnostizieren zu können.
    Die Analyse, wie ein bestimmte LFZ-Muster (Mit-)Ursache war wird noch schwieriger. Die Details der Nutzung (Stunden, Gesamtalter, Qualität der Wartung) muß man wieder mit dem Pilotenparameter in Verbindung bringen, um urteilen zu können, ob Flugzeugmuster A anfälliger als Muster B ist.

    Deshalb haben solche veröffentlichen Zahlen für mich nur die Qualität einer lesbaren Überschrift. Danach hört mein Interesse auf.


    @poekmann
    Alle Details zu den Definitionen findest Du in den Aufgabenbeschreibungen des BFU auf deren website


  • nö, nen bisschen weiter als die Überschrift geht mein Interesse schon. Mir genügen aber im direkten Jahresvergleich (aneinandergrenzender Jahre, nicht 1990 und 2010) schon die absoluten Zahlen; zumindest das Jahr 2008 hat mich bezüglich tödlicher UL-Unfälle aufhorchen lassen (doch nur ein Ausreißer?)... insofern finde ich die Zahlen schon sinnvoll. Die Darstellung relativer Kennzahlen halte ich dann schon wieder für problematischer, weil die Benennung einer "sinnvollen" Bezugsgröße aufgrund nur bedingt zur Verfügung stehender Daten schwierig ist.

  • Wenn in einem Bemessungszeitraum aus welchen Gründen auch immer weniger Stunden/Meilen geflogen wurden als im Vergleichsjahr davor und im zweiten Jahre die Anzahl der registrierten Ereignisse niedriger warals davor, dann hat das eine erhebliche Bedeutung für die Sinngehalt der Daten.
  • Andi_Air schrieb:

    Mir genügen aber im direkten Jahresvergleich (aneinandergrenzender Jahre, nicht 1990 und 2010) schon die absoluten Zahlen; zumindest das Jahr 2008 hat mich bezüglich tödlicher UL-Unfälle aufhorchen lassen (doch nur ein Ausreißer?)... 

    Cumulus hat da sehr recht. Die blanken Zahlen bringen nicht viel, weil man sie erst in Verhältnis zu den Rahmenbedingungen setzen muss. 

    Mal ganz vereinfacht drei Extrembeispiele:

    • Wenn nächstes Jahr eine Horde von 60.000 Fußgängern die UL-Flugschulen einrennen und die Unfallzahlen im darauffolgenden Jahr sich verdoppeln, würde das beispielsweise auf steigende Sicherheit hinweisen - trotz steigender Unfallzahlen.
    • Wenn die Unfallzahlen um 10% zurückgehen, aber im Jahr 20% weniger Tage mit Flugwetter sind, wäre das ein Indiz für sinkende Sicherheit - trotz sinkender Unfallzahlen
    • Im Rahmen einer Kostenexplosion können sich die Piloten 50% immer weniger Flugstunden leisten. Die Zahl der Unfälle sinkt danach um 20%. Auch hier sinkt die Sicherheit.
    Und die reale Welt ist noch um einiges komplexer.


  • Hallo Bananenbieger,


    du hast sicherlich bewusst Beispiele ausgesucht, die eher theoretischer Natur sind; denn selbst in der schlimmsten Wirtschaftskrise nach 1930 ist eine solche Krise (wie du sie in Punkt 3 schilderst) nicht eingetreten; die weiteren von dir genannte Beispiele sind ähnlich zu bewerten. Natürlich ist mir klar, dass du die Übertreibung nutzt um zu verdeutlichen, dennoch bleibe ich dabei; strukturgleiche bzw. strukturähnliche  Jahre (und diese Voraussetzungen wird man in zweiaufeinanderfolgenden Jahren) meistens vorfinden, sind ebenso gut oder schlecht zur Beurteilung der Gesamtsituation zu verwenden, wie die Ermittlung relativer Kennzahlen durch eine Bezugsgröße, dessen Parameter unscharf (aufgrund nicht fundierter/nicht bekannter Daten) definiert sind.

    Du versuchst also mit Hilfe unzureichender Angaben eine unzureichende Kennzahl aussagekräftig zu machen. Kürzt man das "unzureichend" weg, bleibt noch "Kennzahl" stehen.. und die hatten wir (als absolute Kennzahl) auch schon, bevor versucht wurde, aus Daten Informationen zu gewinnen... :-)

    Aber jeder so wie er mag; da ich selbst im Job viel mit der Auswertung von Kennzahlen zu tun habe, weiß ich wie wichtig die korrekte Ermittlung dieser ist; und da fuschen meine Jungs mal ganz gerne und versuchen mich in eine Richtung zu steuern... ihr wisst schon. ;-)


  • Mir scheint, Du willst nicht verstehen, was ich schreibe.

    Ich habe bewusst nur "relativen Kennzahlen" [sic] für das gleiche Jahr gebildet. Einfach schon deshalb, damit man überhaupt die Zahlen halbwegs in ein logisches Verhältnis zu setzen. 100 Liter Sprit in einem UL-Tank sind schon viel, 100 Liter Sprit in einem Tankschiff sind sehr wenig. 

    Die absoluten Zahlen haben in der Unfallstatistik exakt null Aussagewert im Hinblick auf eine Analyse, so z.B. unterscheidet sich alleine schon das Wetter oft drastisch vom Vorjahr. Und da etliche Piloten nur am Wochenende fliegen können, können bereits ein paar verregnete Wochenenden und eine ungünstige Terminplanung dazu führen, dass so manch ein Pilot im Jahr 1 für Monate nicht in die Luft kommt, aber im Jahr 2 praktisch jede Woche fliegen kann.
  • nein Bananenbieger, du willst nicht verstehen; genau so wenig, wie absolute Kennzahlen eine tiefere Analyse erlauben, ermöglichen auf unzureichenden Daten basierende relative Kennzahlen irgendeine Aussagefähigkeit. Was nutzt es, wenn ich die Anzahl Verkehrsunfälle ins Verhältnis berufstätiger Väter setze? Es sagt nichts über die Sicherheit im Straßenverkehr aus... 

    Wie auch immer, möge jeder die Zahlen interpretieren, oder um mehr oder weniger brauchbare Infos anreichern, wie er möchte.


    Schönes We, leider wohl wieder ohne Möglichkeit, einen ausgiebigen Flug zu unternehmen.


    Ciao!

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