Wo kommen die bloß alle her? Schmunzelgeschichte mit Lerneffekt

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  • Rollen Sie auch gerne auf Gras? Ich ja! Schließlich habe ich mit der Muttermilch der SPL-Ausbildung aufgesogen: Gras ist freundlich und tolerant, Asphalt ist hart und grausam.

    Von mir hört man deswegen über Funk auch oft „ … rolle über Gras zum Rollhalt ...“. Es hat mich immer gewundert, wenn der Türmer mir alternativ das Rollen über Asphalt anbietet. Warum Asphalt, wenn Gras freundlich lockt?

    Doch zum eigentlichen Thema:

    Wer kennt sie nicht, die arme alte Vereins-Cessna, die sehnsüchtig auf etwas Zuwendung wartet? Ich habe Zeit und Lust zum Putzen und mache mich ran. Erst Cowling und Fahrwerke. Vorne und links ist es viel schmutziger als rechts.
    Dann die linke Fläche von unten.
    Es ist anstrengend, die Insektenreste in Überkopfarbeit vollständig zu entfernen. Wo kommen die bloß alle her?
    Der Elan ist schon gedämpfter, als es an die rechte Fläche geht. Aber das Leben ist gut zu fleißigen Fliegern. Die rechte Fläche finde ich längst nicht so verschmutzt wie die linke. Vielleicht war da schon mal wer dabei? …

    Ein paar Tage später bereite ich eine schöne und bestens gepflegte FK9 für eine Urlaubsreise vor. Die letzten paar Flüge haben Spuren hinterlassen. Ein wenig Putzen kann nicht schaden.

    Kennen Sie die heilsame Wirkung medidativen Putzens? Probieren Sie es mal! Es ist ein sehr guter Weg, sich ein Flugzeug vertraut zu machen. Und es ist gut für die Seele.

    So zum Ende der Putzaktion, als alles in wunderbarer Reinheit erstrahlt, kommen Besucher in den Hangar – ein Großvater mit seinem 9jährigen Enkel. Die Beiden sind neugierig und ich ahne eine Gelegenheit, den Fliegervirus zu verbreiten.

    Die FK9 braucht noch Kraftstoff. Der Vorschlag, mit dem Jungen auf dem Copilotensitz unter Motorkraft zur Tankstelle zu rollen, findet begeisterte Zustimmung.

    Die Tankstelle ist vielleicht 70 m weg. Aber der Weg ist das Ziel! Uns so geht es über den Grasrollweg, dann die ganze Bahn entlang und über Gras und das Vorfeld zur Tankstelle. Nach dem Tanken den gleichen Weg anders herum. Der Junge strahlt mindestens so hell wie die FK9.

    Jeder Spaß hat ein Ende, es dunkelt schon leicht und die FK9 kommt zurück auf ihren Platz.

    Ein letzter Blick - ??? Wieso ist jetzt das Bugfahrwerk und der linke Radschuh und die linke Fläche schon wieder eingesaut ??? Und warum nicht rechts?

    Ich putze noch mal – medidativ. Und dabei ahne ich langsam, woher die asymmetrisch verteilten Insektenreste kommen. Der Türmer muß etwas wissen, was ich bisher nicht wußte. Und ich entschuldige mich bei den vielen Lebewesen, die mein Propeller auf so gnadenlose Weise aus ihrer Grasbehausung geholt hat.

    Gruß Techbär
  • Super geschrieben... Ich habe mich sofort in die Zeit zurückversetzt gefühlt als meine Lebensaufgabe, so mit 14 und 15 Jahren, daraus bestand Vater Friebes Flieger zu putzen. Motorflieger, Motorsegler und Segler. Und Myriaden Kilo an Luft- und Grasplankton. So zumindest meine Erinnerung. 
    Also schreib weiter... gefällt mir!

    Gruss Stephan
  • Ja, sehr schön geschrieben.  Kann es sein, dass du mit Schreiben deine täglich Brot verdienst? 
  • Denn Techbär kennt man doch!

    Dann oute ich mich mal als einer der Türmer, die dich gerne über Asphalt
    rollen lassen würden, wenn es für dich mit der ollen 172 oder welchem Flieger
    auch immer in die Luft geht. Aber nein, du bleibst jedes mal standhaft. Höxter lädt aber auch schon fast dazu ein, über das grüne Zeug zu rollen. Schön geschrieben!

    Gruß, Chris
  • Das hast Du wirklich sehr schön geschrieben, Techbär. Die, also genau DIE FK9 in der Hauptrolle der Geschichte, hat mir auch sehr gefallen... ;) Auch hast Du endlich das Geheimnis der Herkunft dieser zahlreichen Insekten gelüftet... 

    Mir geht es übrigens ähnlich wie Dir. Das Putzen der Maschine tut mir gut. Auch wenn es muskulär anstrengend ist, entspannt es mich. Vor allem, wenn die Sonne gerade untergeht und die Ruhe am Platz sich voll entfalten kann, ist es Balsam für meine Seele. 

    Liebe Grüße & ich freue mich auf weitere Geschichten!

    JiMa
  • Wo die Insekten auf der Flügelvorderkante herkommen ist doch klar.
    Die wollen den Himmel für sich haben und uns zum Abstürzen bringen. Dafür stemmen sie sich so stark wie möglich gegen den Flügel. Einer nach dem anderen ......
  • Die wollen den Himmel für sich haben und uns zum Abstürzen bringen. Dafür stemmen sie sich so stark wie möglich gegen den Flügel. Einer nach dem anderen ......
    Ach sooooooo! Jetzt verstehe ich! :)))
  • .. na Gott sei Dank stemmen sie sich einer nach dem anderen gegen die Flügelkante. Stellt Euch bloss mal vor die kommen darauf, es alle gleichzeitig zu machen....

    grauenhafter Gedanke ...

    Gerd

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