Wind Minima bzw. Maxima

Forum - Allgemeines & Aktuelles
  • Liebe Fliegerkollegen,

    Mich würde mal interessieren bei welchen Seitenwindgeschwindigkeiten ihr Euch noch raustraut (also im Flieger) und was ihr dabei schon erlebt habt. Gibt es "Richtwerte" für Tiefdecker, Hochdecker oder Erfahrungswerte.

    Meine Horrorvorstellung als Rookie ist ein Platz mit solchen Seitenwindkomponenten, bei dem sich selbst bei vollem Ruderausschlag ein abdriften von der Bahn nicht vermeiden lässt. Klar kann ich Ausweichplätze anfliegen, trotzdem ist das Stressniveau recht hoch und ich würde es gerne vorab einschätzen können. 

    Mich führt es deshalb dazu, dass ich bei meinem Tiefdecker, der ja bekanntermaßen sehr lange ausschwebt, Seitenwind über 5-7 kt vermeide, auch wen 14kt demonstriert wurden.
  • Die maximalen Seitenwindkomponenten stehen zuerst mal normalerweise im Handbuch. Darüber hinaus hängt es natürlich von der Übung des Piloten ab. Persönlich mag ich starken Seitenwind ganz gern. Auch und vor allem beim Taildragger. Da wird das Landen noch zu einem kleinen angenehmen Nervenkitzel, vor allem auf sehr kurzen Pisten. Es gibt hierfür sehr gute Fluglehrer die sicher gern mit Dir die beiden Techniken üben. 

    Gruss Stephan
  • Hi MCR 01 und Interessierte,

    das ist sehr schwer pauschal zu beantworten, da es ja auch auf den Flugzeugtyp ankommt und ob der Wind laminar oder böig ist.

    Mit meiner C42 habe ich bis 10 kt keine Probleme. Danach muss die Seitenwindlandung wie geübt exakt geflogen werden.  Ich bin auch schon mit 20 kt von der Seite auf einer Nordsee Insel problemlos gelandet . Der Seiten-Wind war dort aber laminar. An einem anderen Platz war das mit Böen und Verwirbelungen ( Bäume, Hallen)  ganz anders. Da wackelten die Tragflächen im Endteil wirklich so heftig,  dass  man sich schon Sorgen gemacht hat.  Dann muss man unbedingt cool bleiben. Denn meist ist es kurz über dem Boden dann doch deutlich ruhiger.  

    Ich habe das aber auch mit einem FI vorher trainiert.  Ich versuche ab 15 kt von der Seite nicht mehr zu fliegen. Aber wie gesagt  kommt es auf so viele persönliche und technische Variablen an,  dass es da keine allgemein gültige Aussage gibt.

    Peter

  • In den meisten Handbüchern steht meist : "maximal demonstrierte Seitenwindkomponente", das ist kein Limit nur das der Hersteller an diesem Tag nicht mehr X-Wind hatte, wo diese Tests geflogen wurden. Ist selbst bei den großen Boeing Bombern so, dass es kein Limit ist.
  • jofo schrieb:
    In den meisten Handbüchern steht meist : "maximal demonstrierte Seitenwindkomponente", das ist kein Limit nur das der Hersteller an diesem Tag nicht mehr X-Wind hatte, wo diese Tests geflogen wurden. Ist selbst bei den großen Boeing Bombern so, dass es kein Limit ist.

    Hi,
    natürlich hast du recht, die maximal demonstrierte Seitenwindkomponente ist kein Limit wie die Stallgeschwindigkeit. Unter der Stallgeschwindigkeit fliegt der Flieger einfach nicht mehr. Über der Seitenwindkomponente könnte es irgendwie doch noch gehen ABER:
    Der Hersteller gibt die Seitenwindkomponente im Handbuch nicht an, weil da sonst die Seite freibleiben würde. Sondern weil das ein Richtwert dafür ist, welche Grenze sich ein vernünftiger Pilot setzen sollte. Diesen Wert hat ein sehr guter Pilot unter Testbedingungen erflogen. Ich weiss, das 90% der Autofahrer überzeugt davon sind, besser zu fahren als der Durchschnitt. Möglicherweise fliegen auch 90% der UL-Piloten besser als der Durchschnitt.
    Meine persönliche Seitenwindgrenze liegt deutlich unterhalb des Handbuchwertes. Erflogen mit Lehrer, in aller Ruhe, an einem Platz, den ich kenne. Im Zweifelsfall bleib ich am Boden oder such mir zur Landung eine Alternative, besonders wenn viele Hindernisse das ganze dann noch turbulent machen.

    Ulf
  • jofo schrieb:
    ...das ist kein Limit nur das der Hersteller an diesem Tag nicht mehr X-Wind hatte, wo diese Tests geflogen wurden....

    Das glaube ich so nicht. Eher dürfte sich die konstruktiv bedingte "maximal demonstrierte Seitenwindkomponente" aus der Wirksamkeit der Quer- UND des Seitenruders ergeben. Daraus wiederum ergibt sich der maximal mögliche slip-Winkel bzw. der maximale Seitenwind, bei dem durch Quer- und Seitenruder "kreuzen" der Flieger noch in Landerichtung gedreht werden kann.

    Das ist natürlich alles ziemlich theoretisch und berücksichtigt nicht das "persönliche" Limit. Ich staune immer, bei welchem Seitenwind die Kollegen an der Nordsee erst richtig flug-munter werden, während bei uns in Mühldorf längst alle Flieger sicher im Hangar verstaut wurden. Es ist sicher überwiegend Übungssache. Zum Einstieg (aber auch wirklich NUR zum Einstieg!) in das Thema ist, glaube ich, der Xwind-Simulator in Itzehoe nicht verkehrt. Und dann: üben, üben, üben... ich fange auch grad wieder damit an.

    Gruß - Rüdiger

  • Hallo!

    > "maximal demonstrierte Seitenwindkomponente", das ist kein Limit

    das ist richtig, aber

    > nur das der Hersteller an diesem Tag nicht mehr X-Wind hatte, wo diese Tests geflogen wurden.

    Das ist natürlich Unsinn.
    Die im Handbuch angegebene, maximal demonstrierte Seitenwindkomponente
    wird von einem (Test) Piloten erflogen, der mit dem Muster allerbestens vertraut ist,
    auf diesem viele, viele Stunden und nochmehr Starts und Landungen hat
    und der wohl *ganz genau* weiss, was er da tut!

    Ich würde die von einem seriösen Hersteller "maximal demonstrierte Seitenwindkomponente"
    zumindes mal als einen guten "Anhaltswert" annehmen.   ;)

    Desweiteren muss ich sagen, dass wohl selten bei einem Thema so
    "auf′s Klötzchen" gehauen wird wie beim
    "Ich bin schon bei XXX kt Cross gelandet - kein Problem - ich bin ein toller Pilot"

    Viele "verwechseln" dabei auch gerne mal die "Windstärke aus irgendeiner Richtung"
    mit der eigentlich daraus resultierenden echten _Seiten_windkomponente.

    Gerade bei sehr bockigen Bedingungen wird das in Erzählungen hinterher
    oft zu einer "Landung mit großer Seitenwindkomponente" umgedichtet.

    > Mich würde mal interessieren bei welchen Seitenwindgeschwindigkeiten ihr Euch noch raustraut

    Ich würde sagen, über 10-12kt (wirklich von der Seite) wird es in einem UL sehr unangenehm.
    Bei ungünstiger Topografie und/oder Bebauung am Platz mit entsprechender Verwirbelung
    wird es natürlich immer ungünstiger.

    Wenn ich in der Luft bin, von irgendwo her komme und zur Landung "möchte", dann
    geht schon viel an Wind und Turbulenzen - oft deutlich mehr als man denkt.
    Aber schön ist das nicht und man ist froh, wenn man heile im Hangar steht!!

    Wenn ich nur mal zum Spass in der Gegend herumfliegen will, dann mache ich das
    bei 15-20kt Cross ganz sicher _nicht_ mehr. Ich bin eine Memme! Da habe ich Angst!
     
    Also mein Tip: kein Held sein wollen und sich laaaangsam rantasten.

    Und zumindest bei uns in der Gegend (Hügel, Kuppen, Wälder) ist die Aussage:
    "da bin ich bei 20kt Cross problemlos mit dem UL gelandet" schlichtweg eine Lüge!  :))

    BlueSky9



     
  • ich oute mich dann auch mal als Memme; zu UL-Zeiten (Eurostar) habe ich dem Wind beim Wetterbericht immer recht viel Aufmerksamkeit geschenkt und habe doch den ein oder anderen Flug ausfallen lassen. Meine definitive Grenze hatte ich in gutem Trainingszustand bei 17 Knoten cross gesetzt, laminar. Bei turbulenter Luft usw. eher weniger. Wenn ich allerdings unterwegs war, mehr X-Wind war und runter "musste", habe ich das, wenn möglich, auf Gras gemacht. Richtig wohl habe ich mich im UL mit viel Wind und Turbulenz nie gefühlt, was im Hochsommer tlws. so weit ging, dass ich möglichst außerhalb der Thermikzeiten geflogen bin. :-)

    An dieser Stelle muss ich mal eine Lanze für schwere(re) Flugzeuge brechen: in ihnen lässt sich Wind und Turbulenz recht gut aushalten, was psychisch in stressigen Situationen ein deutliches Plus ist. Ich bin allerdings mit meiner TB10 und max. dem. X-Wind von 25kt sehr gut bedient! :-) Aber auch Archer und Cirrus habe ich bei Seitenwind als angenehm empfunden, während ich mit der 172er bei 15kt voll im Ruder stand, da ging nix mehr mit Fläche hängen lassen.
  • Bei uns in Kassel/Calden auf dem alten Platz hatten wir fast immer Seitenwind
    und ich bin froh, daß das landen bei Seitenwind dort recht gut und oft geübt wurde.
    10 ktn Seitenwind waren dort recht oft und spätestens bei 13ktn wurde die Flugstunde abgebrochen.

    Mit meiner Fox wäre bei mir bei 10ktn Feierabend, denn mir fehlt die Erfahrung mit dem Flieger, obwohl die sich im
    Gegensatz zur P92 vollkommen einfach fliegen läßt, wenn bloß nicht diese doofen Fußspitzenbremsen wären, die bereiten mir mehr Probleme wie eine Seitenwindlandung ;-)

    Gruß, Stefan
  • Ruhig bleiben und im Zweifelsfall einen Ausweichplatz mit anderer Ausrichtung anfliegen. Bei uns in der Gegend gibt es da eine ganz gute Auswahl, aber das ist natürlich nicht überall so einfach.

    Mein Fluglehrer hat mir in der Ausbildung mal geholfen, "outside the box" zu denken. Der hat mir empfohlen, bei sehr starkem Seitenwind und keinem sinnvollen Ausweichplatz die anderen Flächen auf dem Flugplatz auf landetauglichkeit zu überprüfen.

    Bei vollen Klappen und sehr starkem Gegenwind, kann man die Geschwindigkeit über Grund so weit runter ziehen, dass eine Sichere Landung auch auf Taxiways oder der Wiese zwischen Bahn und Vorfeld möglich ist. Im Zweifelsfall sollte man sich nicht zu sehr auf die Bahn versteifen...

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