Chris_EDNC schrieb:Dazu noch kurz: Angenommen, Deutschland braucht morgen X Terawattstunden Strom, dann werden an der Börse zur Strompreisfestlegung zuerst die billigen Angebote gekauft bis zu dem Punkt, an dem der komplette Strom für morgen gekauft ist. Der teuerste benötigte Anbieter ergibt den Preis für den gesamten gehandelten Strom.Dabei werden auch die grenzüberschreitenden Angebote mit einbezogen Frankreich bietet ebenfalls basierend auf dem eigenen Strombedarf häufig zu Randstunden und über Mittag Strom an, um sich Regeleingriffe ins Netz zu sparen. Da die Eingriffe auch Geld kosten, ist es für sie einfacher, den Strom zu verkaufen. Da das relativ zuverlässig funktioniert, ist der Verkauf ins Ausland in Frankreich eine feste Regelgröße. Ebenso wie wir unseren Strom auch teuer selber erzeugen können, je nach Bedarf und Angebot, können die Franzosen ihre Stromerzeugung auch regeln. Einfacher für F und günstiger für D ist es, den Strom über die Grenze zu schieben. Bei Dunkelflaute konnte man die letzten Tage gut sehen, was passiert, wenn die üblichen Handelsmengen nicht ausreichen. Dann fährt D zu Spitzenzeiten halt die Kraftwerke hoch und die Kwh kostet 1.-€. Zwar nur für Stunden, aber immerhin. Deutschland profitiert durch die stabilen Mengen an Strom aus Frankreich, weil der vor allem verhindert, das unsere Netzreserven anlaufen und die Kosten steigen. Sehr bequem und es verführt halt dazu, nichts zu tun, was ja auch gerade passiert. Der Netzausbau stagniert, es wird weder in Reservekapazität investiert noch in Netzpuffer. Das ist übrigens, um auf mein Kernthema zurückzukommen der Verdienst der Schuldenbremseeinhaltepartei, die nun auch nicht im Verdacht steht, grüne Ideologien zu fördern ( Technologieoffenheit, anyone? )
Frankreichs bzw. Europas Stromnetz würde also zusammenbrechen, wenn Deutschland bei Dunkelflauten nicht grosszügigerweise deren Strom abnehmen würde? Im ernst jetzt? :
Gruss Raller
raller schrieb:Diese gibt es in Deutschland halt nicht, ein Verdienst grüner Ideologie...
Technologieoffenheit, anyone?
Chris
pepino schrieb:Ganz eindeutig JA!
Siehst Du das auch so optimistisch, wenn Wärmepumpenoffensive und E-Autooffensive geklappt hätten, reicht dann immer noch der Strom? Aus meiner Sicht helfen mehr Windräder nicht.
Ein Beispiel: mein Haus von 1926, mehr oder weniger energetisch unsaniert, hat etwa 4000l Heizöl im Jahr gebraucht für Wärme und Brauchwasser, dazu etwa 5000Kwh Strom.
Ich heize jetzt mit einem Pelletkamin im Wohnzimmer und elektrischen Heizkörpern z.B. im Gäste-WC. Warmwasser erzeuge ich mittels Heizstab in einem 200L Speicher. Dazu habe ich eine 6,7kwp Solaranlage und einen 5 kwh Speicher. Ich benötige jetzt etwa 6000kwh Strom im Jahr aus dem Netz, erzeuge etwa 5500kwh selber, fahre dabei aber auch etwa 10.000km elektrisch ( 2000kwh ).
Trotz Heizung und E-Auto hat sich mein Netzstrombedarf um 20% erhöht, dazu kommt etwa eine Tonne Pellets. Das Haus wurde nicht saniert und frieren tun wir auch nicht.
Ich tausche 4000l Heizöl plus 500l Sprit gegen 1 Tonne Pellets und Öko- bzw Solarstrom. Geändert hat sich in meinem Leben nix ausser dem Geräusch meines Autos und einer Umsatzsteuererklärung für den eingespeisten Strom. Nächstes Jahr kommt der letzte Benziner weg und ein weiteres E-Auto dazu, zeitgleich wird aber auch mein Solarpark vergrößert und am Verbrauch geht auch noch was. Mittelfristiges Ziel ist es, das das Haus so viel Strom erzeugt, wie wir insgesamt verbrauchen, auch wenn das nicht immer passt zwischen Erzeugung und Verbrauch.
In bestimmten Umfeldern geht eine Umstellung völlig problemlos, andere Situationen sind nicht ganz so trivial.
Jetzt ganz kurz noch die Kosten für mich: Solaranlage inkl Speicher waren 15.000€, bei erwarteten 150.000Kwh Strom aus der Anlage sind das 10 Cent / Kwh.
4000l Öl kosten jetzt 350-400€, das zahle ich auch etwa für die Pellets.
500L Sprit kosten etwa 800€, 1000Kwh Strom, die ich mehr aus dem Netz beziehe,etwa 250€.
Ohne Sanierung spare ich immer noch Geld. Und das Netz lasse ich auch nicht glühen. Sieht mein Netzbetreiber ähnlich, er hat Angeboten, den Hausanschluss auf 33Kw zu erhöhen, aber das brauche ich selbst bei 2 E-Autos nicht.
Für den privaten Stromverbrauch in D bedeutet eine komplette Umstellung auf Strom etwa 20-30% höheren Gesamtstrombedarf. Bei der Industrie fehlen mir im Moment brauchbare Zahlen.
Gruss Raller
Chris_EDNC schrieb:Naja, wer hat denn wie diese schädliche Ideologie in D implantiert? Die Grünen waren es nicht, dazu ist ihre Regierungsbeteiligung zu gering. Also die CDU? Oder die SPD? Oder die FDP?
Diese gibt es in Deutschland halt nicht, ein Verdienst grüner Ideologie...
Wo soll denn diese Ideologie herkommen?
Immer, wenn dieser Begriff in den Ring geworfen wird, drückt er meiner Meinung nach nur das Unbehagen des Verwenders mit der Situation aus. Erklären konnte es bis jetzt keiner…
Gruss Raller
raller schrieb:Gute Frage. Grüne Ideologie ist seit Merkel jedenfalls parteiübergreifend und beileibe kein Alleinstellungsmerkmal der Grünen mehr. Aber sie wird immer wieder gewählt und bekommt regelmässig 80-90 % der Wählerstimmen, es gibt also keinerlei Grund, auf "die doofen Politiker" zu schimpfen. Wer diese wählt, ist selber Schuld.
Naja, wer hat denn wie diese schädliche Ideologie in D implantiert?
Chris
Chris_EDNC schrieb:Es ist immer schön, wenn Leute mit solchen Phrasen um sich werfen, aber sofort zicken, wenn sie als Blauwähler identifiziert werden.
Grüne Ideologie ist seit Merkel jedenfalls parteiübergreifend
it′s hard to taste your own medicine...
Ihr habt Euch verflogen/verlaufen, oder?
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Fakt:
Der Anteil der erneuerbaren im Stromnetz hat sich seit Amtsantritt der Ampel von 40% in 2021 auf 60% im laufenden Jahr erhöht. Und das nach jahrelanger Stagnation.
Die Erneuerbaren sind die mit Abstand kostengünstigste Art der Stromerzeugung. Weltweit geht der Ausbau der Solarenergie gerade durch die Decke. Weil die Kosten immer weiter sinken. Die Chinesen bauen Solarkraftwerke im Gigawattformat in Serie. Noch niemals in der Geschichte ist ein Energieträger so extrem gewachsen wie derzeit PV.
Von daher: Atomkraft ist Geschichte, Kohle und Gas verbrennen ist auch bald Geschichte.
Seien wir doch froh, dass wir nicht wie die Franzosen auf einem schrottreifen AKW-Park sitzen, der in den kommenden Jahren für 50-100 Mrd saniert werden muss. Und das bei jetzt schon 70Mrd Schulden der staatlichen EDF. Das zahlt natürlich alles der Steuerzahler, während die Strompreise durch Subventionen immer schön niedrig gehalten werden.
Nordseepilot schrieb:Es ist schön mal jemand zu sehen, der die langfristigen Vorteile der Zukunft sieht und nicht nur sein Portemonnaie in den nächsten drei Tagen.
Seien wir doch froh, dass wir nicht wie die Franzosen auf einem schrottreifen AKW-Park sitzen, der in den kommenden Jahren für 50-100 Mrd saniert werden muss.
Danke Dir (und @raller)
Ja eben, man muss nicht mehr diskutieren. Jeder kann die Früchte der linksgrünen Politik sehen und nun auch langsam ernten, die Deindustrialisierung hat gerade erst begonnen.
Weitermachen. 😂
Chris