Sennesand schrieb:
Gerade Schülern möchte ich aber gern auch "Handwerkszeug" mitgeben, das "psychische Trudeln" baldmöglichst "auszuleiten"...
cbk schrieb:Dann solltest Du vielleicht öfter mit der von Dir bevorzugten Vereins-Eurostar fliegen und Dich damit vertraut machen, anstatt mit Fluglehrer oder mit irgendwelchem Fluggerät (im Ausland) rumzufliegen.
ich denke mal, daß Streß einfach aus der fehlenden Erfahrung herrührt.
Hier und im Pilot-Und-Flugzeug-Forum immer nur darüber zu reden bringt Dich fliegerisch nicht weiter. Du must es tun! Dann klappt′s auch mit dem Tanken, dem Landen in Örlinghausen usw. ... :)
P.S. Im Notfall gibt′s im UL ein Rettungsgerät. Dieses zu benutzen ist für einen Trudel-Ungeübten sicherer, als das Ausleiten im Fall der Fälle zu probieren!
Der Leichtflieger schrieb:Ich grüße auf diesem Weg alle meine Follower, die sich in unermüdlicher kriminalistischer Kleinarbeit daran machen mein Profil bzw. meine Biografie aus Informationsschnipseln im Internet zusammenzupuzzeln.
Dann solltest Du...
Mir wäre meine Lebenszeit zu schade für sowas.
Uns ist sicher allen klar, dass viel Flugerfahrung und Üben von Situationen Stress vorbeugt.
Interessant an der Diskussion finde ich, dass das Thema - der konkrete Umgang mit akutem Stress - so was wie ein blinder Fleck zu sein scheint: Viele schreiben (durchaus interessante) Schilderungen, wie sie vorbeugen oder was sie schon erlebt haben, nicht aber, wie sie den "Flattermann" in den Griff gekriegt haben.
Schilderungen, in denen jemand total cool ein Problem gelöst hat, finde ich auch immer beeindruckend. Ich glaube nur, dass es zu oft vorkommt, dass jemand eben nicht schafft, cool zu bleiben - vielleicht weil er noch nicht soviele Flugstunden hat.
Ich glaube auch, dass Situationen gefährlicher sind, in denen der Stresslevel sehr langsam steigt - z.B. Einflug in Schlechtwetter, wenn die Sicht nach und nach schlechter wird. Dann ist es viel schwieriger, zu merken, dass die Anspannung schon recht hoch ist, man ist ja auch beschäftigt.
Also: Atmen und Selbstgespräche beruhigen, dazu gab es ja schon bestätigende Berichte. Gibt es dazu noch mehr Beispiele? Und was hilft noch? Das wird wohl auch individuell sein!
cbk schrieb:Sorry, aber das hast Du in den letzten Wochen hier im Forum selbst geschrieben. Alle, die hier mitlesen, wissen das. Und manche sind nicht nur hier, sondern auch gleichzeitig im Pilot-Und-Flugzeug-Forum aktiv. Glaubst Du im Ernst, daß nur Du das kannst?
Ich grüße auf diesem Weg alle meine Follower, die sich in unermüdlicher kriminalistischer Kleinarbeit daran machen mein Profil bzw. meine Biografie aus Informationsschnipseln im Internet zusammenzupuzzeln.Mir wäre meine Lebenszeit zu schade für sowas.
Für meinen Kommentar war ganz sicher keine "kriminalistische Kleinarbeit" oder gar ein "Puzzle" notwendig. Dafür wäre mir meine Zeit auch sicher zu schade, wie Du schon vermutet hast.
Wer so oft und so viel schreibt wie Du, ist eben immer präsent. Da bekommt man einiges mit und manches bleibt eben hängen. Dazu ist es meist unterhaltsam. Manches sogar sehr. Wenn Du glaubst, daß sich das keiner merkt oder alle außer Dir keine Ahnung haben, ist das Dein Problem.
Schade, daß Du auf einen gut gemeinten Rat jetzt auch noch pampig wirst. Tja, "Wenn die Psyche ins Trudeln gerät" ...
Wer nie eine bedrohliche Ausnahmesituation kennengelernt hat, kann kaum vorhersehen, wie er dann reagiert. Habe schon darauf hingewiesen, dass man dabei 2 grundsätzlich verschiedene Typen unterscheiden muss. Den einen blockiert die Adrenalin-Ausschüttung, der andere wird dann zum "Fighter".
Der Unterschied ist im "Ernstfall" gravierend!!
Nur sehr viel Erfahrung und Sicherheitstraining kann dem ersten Typen helfen, die Totalblockade irgendwie zu überwinden. Angstgesteuerte Personen haben dafür schlechte Voraussetzungen.
Sennesand schrieb:Selbstgespräche helfen: Eine (für mich) gut funktionierende Strategie ist das Aufzählen und Abwägen aller Optionen, die mir Einfallen. Das Erleichtert mir die Entscheidungsfindung, nicht nur in Stresssituationen.
Also: Atmen und Selbstgespräche beruhigen, dazu gab es ja schon bestätigende Berichte. Gibt es dazu noch mehr Beispiele? Und was hilft noch? Das wird wohl auch individuell sein!
Hilft natürlich in schleichend eintretenden "Ernstfällen" (schlechter werdendes Wetter, etc.) besser als in plötzlich auftretenden Fällen, geht aber auch.
Ok, also eine Situation beim Drachenfliegen:
Gute Bedingungen, alles OK soweit, Start, keine Thermik, ein gemütlicher Abgleiter vom Bischling in Werfenweng, nahezu Windstill, also gut und konzentriert laufen mit′m Hochleister.
In der Luft paar Kreise, rumcruisen halt.
Ca 300m AGL, absolut aus dem Nichts, VOLLGAS Wind, absolut irre, gegen den Wind echt fast Nullspeed über Grund, mit dem Wind entsprechend huiiiiii. Erster Gedanke natürlich "Scheiiiiße!!!". Dann volle Konzentration, absolut nach Grundschule-Lehrbuch. Blick immer auf den Landepunkt, Positionskreise schön halten und trotzdem möglichst rund fliegen, im Gegenanflug nicht zu weit kommen, Quer lang gehalten und dann hoch und lang in den Final. Naürlich auch viel Bewegung über′s Gurtzeug, hab′ mich dann noch zum Bremsschirm entschlossen, der hat den Gurt etwas beruhigt. Beide Hände immer an der Basis, Ausstoßen kam sowieso nicht infrage und Airspeed halten. Landung hat sehr gut funktioniert. Die kurze Nervosität ist schnell einer tiefen Konzentration gewichen. Sicher auch aufgrund der vielen Flugstunden und der damit einhergehenden Sicherheit.
Mit buntem Gruß,
Alexander
Vielleicht helfen Techniken, das in den Griff zu bekommen.
Möglicherweise ist es aber auch eine persönliche Eigenschaft, die manchen Egomanen und selbsternannten Helden fehlt. Die Eigenschaft, auch zurückstehen zu können, sein Ziel nicht um jeden Preis erreichen zu müssen, sich Niederlagen oder Fehler einzugestehen, die einen rational handeln lässt und nicht blockiert zu sein, weil man etwas unbedingt will. Auch mal kurz vorm Ziel umkehren zu können, wenn die weiße Wand, die bisher immer ein paar tausend Meter vor einem zurückwich, plötzlich stehen bleibt und man drauf zu fliegt, während die ersten Wolkenfetzen auch schon unter einem vorbeiziehen. Rechtzeitig bemerken zu können, wann eine Situation sich zuspitzt.
Vielleicht ist es dann das Antrainieren von Demut vor den Widrigkeiten, Schiss haben als etwas Natürliches zu verstehen, was bereits beim Aufkommen von Panik diese eher in Richtung Respekt vor der Situation umlenkt. Das setzt vielleicht voraus, bestimmte Situationen mal mit Fluglehrer geübt zu haben - nicht um dann erst recht mit "Augen zu und durch" sein Ziel zu erreichen sondern, zu wissen, wie man "seinen Arsch rettet" und umdreht.
Beim Bund war′s ja auch der tägliche Drill, der bestimmte Abläufe ins Hirn brannte.
Gruß Lucky
Funkyglider schrieb:Das mag vielleicht bei extremem Streß so sein. Aber das Grundlevel an Streß bleibt, zumindest bei mir, egal wie viel Training da vorher war.
Sicher auch aufgrund der vielen Flugstunden und der damit einhergehenden Sicherheit.
Oder, bei mir früher beim Autofahren: "30.000 Teile, alle vom billigsten Hersteller... und irgendeines dieser Teile fliegt dir in den nächsten 10 Sekunden um die Ohren." Aufs Flugzeug genauso anwendbar.
Und heute beim Autofahren nach über 1 Mio. km: "Du fährst gerade mit 170+ km/h auf der A7 über die Kasseler Berge, ein Reifenplatzer auf der Kurvenaußenseite, egal ob vorne oder hinten, du hattest schon mehrere, und das war es."
Ich behaupte mal, daß ich mit dem Trainingsstand in Regionen unterwegs bin, in die manche Fahrer in ihrem ganzen Leben nicht kommen, aber ganz weg ist der Streß trotzdem nicht weg; beherrschbar klar, aber nicht weg.
Genauso wie die Gefahr, die auch nie ganz weg ist, egal was man tut. Wenn ich da im Erste-Hilfe Auffrischungskurs alle 2 Jahre wieder höre, daß man sich als Helfer nicht in Gefahr begeben soll, fang ich immer nur an zu schmunzeln. Klar begibt man sich in Gefahr, eben weil man sich in Gefahr begibt bei allem was man tut. Die Frage ist nur, welches Gefahrenlevel man selber bzw. die Gesellschaft bereit ist zu akzeptieren. Das Leben ist schließlich immer lebensgefährlich.
Moin,
das Gemeine an der mentalen Belastung und der mentalen Belastbarkeit ist leider, das sie komplett individuell ist und sogar der Tagesform unterliegt. Das ist meiner Meinung nach ein Grund dafür, das es relativ wenig Publikationen und Hilfestellungen dazu gibt. Um deutlich mehr als nur einen Grundaustausch zu erreichen, braucht es qualifizierte Fachleute, die sich individuell um jemanden kümmern. Wir haben diesen Punkt schon ein paar Mal bei Unfalldiskussionen gestreift, wenn es z.B. darum geht, warum in bestimmten Situationen nicht auf eigentlich Bekanntes zurückgegriffen werden konnte. Die Kette, die zu diesem Punkt führt, ist bei genauerer Betrachtung hochkomplex und keinesfalls mit einfachen Mittel zu brechen. Auch sind Tools wie z.B. Checklisten sehr häufig, aber eben nicht immer hilfreich, ritualisiertes Arbeiten ebenso. Deswegen trifft es Anfänger und alte Hasen gleichermassen.
Gruß Raller
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