Servus zusammen,
ich überwinde meinen geknickten Stolz und möchte hier mein Erlebnis mit der neuen Virus mitteilen:
Wir waren unterwegs, ja, war etwas windig, nicht stark. Dann der Anflug auf einen kleinen Platz, alles soweit gut eingeteilt mit Störklappen und Speed, alles OK, ABER das Bauchgefühl hat gesagt, lass es. Seitenwind und hohe Bäume neben der Piste, gerade beim Aufsetzpunkt. Aber nein, das geht schon, ich kann′s ja. Bauch wieder gemeint, LASS ES!
Tja, und dann etwas zu spät abgefangen, Blicktechnik war unbedingt Mist, zu spät weit nach vor geschaut, dann noch ein hübscher fester Wirbel auf den rechten Flügel und das Rad ist direkt auf der Beton-Markierung aufgeknallt mit einem deutlichen KNACKS. Durchgestartet, über Funk gebeten, beim Überflug das Fahrwerk auf offensichtliche Beschädigung zu kontrollieren. War nichts zu sehen, also gelandet. Erst dachte ich , Glück gehabt, nix kaputt. Und dann, auf der Unterseite ein hübscher Riss in Längsrichtung. Mit dem Importeur gesprochen, Photo geschickt und nach der Besprechung dann mit blödem Gefühl doch noch heimgeflogen.
Alles wieder repariert, sonst keine Schäden, neues Fahrwerk, alles kontrolliert bei Pipistrel und wieder gut geflogen vom Werk nach Klagenfurt und dann heim nach Vöslau mit einigen T&Gs dabei, die dank voller Konzentration und guter Blicktechnik auch durchaus gut waren.
Warum schreib′ ich das, und ja, es ist mir wirklich unangenehm und irgendwie schäm′ ich mich auch. Ich will und kann niemandem etwas lernen oder sagen, wie man′s machen muss. Ich habe nur wichtige Lehren gezogen aus dieser Sache, die, oh ja, sicher hätte schlimmer ausgehen können.
Verlass′ Dich auf das Bauchgefühl. Wenn′s rumort, dann lass, was immer Du vorhast oder dreh′ noch eine Runde, oder zwei oder drei.
Die Blicktechnik ist, für mich jedenfalls, so extrem wichtig. Ich spüre es deutlich, ein paar Grad nur nicht optimal geschaut und das alles wird viel schwieriger und ungenauer.
Man kann nie genug T&Gs fliegen, ich halt nicht, ganz offensichtlich. Und ich werde noch viele machen jetzt zukünftig.
Ja, beim Trike kann ich schon mitreden, aber im 3achser bin ich Anfänger, ohne Wenn und Aber. Ja, ich dachte, ich bekomm′ das schneller hin.
Ich bin froh, dass der Flieger nun wieder wie neu im Hangar steht und freu′ mich auf all die tollen kommenden Stunden. Es war offenbar nötig, dieses Erlebnis. Ja, es ist kein tolles, schönes Gefühl, daran zu denken. Aber es hat mich wieder fokussiert. Und die besten Sachen in meinem Leben sind interessanterweise aus richtigem Mist gewachsen.
Lasst uns immer auf einander und auf uns aufpassen. Die Scham des einen kann den anderen vielleicht helfen, einen Fehler selbst nicht zu machen. Und, scheiße ja, ich schäme mich immer noch...
Mit dennoch buntem Gruß,
Alexander
Hallo Alexander,
Ja - kann passieren! Immer, jedem und jederzeit. Nichts wofür man sich
schämen müsste. Ich habe vorgestern erst auch wieder einen Tick zu
hoch ausgeschwebt - war dann doch schon weit unter Vs - plums!
Nix wildes, aber es passiert eben ;-))
Aber was bitte ist "Blicktechnik"??
BlueSky9
Servus Alexander,
das passiert selbst den Profis. Solange es sich um einen relativ schnell zu reparierenden Schaden handelt (der vielleicht über die Vollkasko abgerechnet werden kann) , ist doch alles im grünen Bereich. Sei froh, dass der Propeller bei eingeknicktem Fahrwerk keine Bodenberührung hatte. Ich bin vor Jahren auch in einer ungewohnten Situation, bei der ich auch ein schlechtes Bauchgefühl hatte, und weil zu wenig Fahrt anlag, aus rund 1 Meter mit einer Echo-Maschine auf die Piste geknallt und habe dabei die Achsschenkel des Hauptfahrwerks verbogen. Das passiert mir hoffentlich nicht mehr wieder.
Weiterhin happy and safe landings!
Conny
Servus zusammen,
Conny, das Fahrwerk war nicht geknickt, hat nur einen Längsriss bekommen.
BlueSky, naja, also erst den Aiming-Point anvisieren und dann weeeeit nach vor schauen. Peter hat mir das gut demonstriert, ich seh′ so einfach die Änderung der Höhe viel besser. Ist ja wie beim Motorrad, schaust vor′s Vorderrad, wird die Kurve nie wirklich toll. So ähnlich halt.
Hab auch was sehr interessantes auf youtube gefunden, da hat einer gefilmt und dokumentiert, wenn wir uns der Bahn nähern, erscheint die ja langsam immer breiter, langsam eben. Erst kurz vor dem Abfangen wird′s dann plötzlich schneller breiter. Ich kann das jetzt vielleicht nicht so super ausführen, aber es funktioniert für mich sehr gut.
Du bist gesund ausgestiegen, der Schaden am Flieger ist behoben, Du kannst wieder fliegen und hast daraus was gelernt... Nichts wofür man sich schämen musste. Das etwas angekratzte Ego ist ein sehr geringer Preis für diese Erfahrung.
Oft sagt ja einem das Bauchgefühl das man gerade von seinen eigentlichen Sicherheitsgrenzen abweicht. Durch Erfahrung steigert sich fast unmerklich die Risikobereitschaft. " Das hat doch bei 16 kt Seitenwind schon mal geklappt , oder bei Delta und Mike bin ich noch bis nach Hause gekommen".
Das Bauchgefühl ist oft gar nicht "DAS subjektive Empfinden" sondern das Gelernte meldet sich und erinnert an das was eigentlich das Richtige wäre.
Ich denke viele besonders erfahrene Piloten sind davor nicht gefeit.
Bin auch erstaunt wenn etwas mal nicht nach meiner Vorstellung klapp obwohl ich das zig mal vorher problemlos hin bekommen habe. Es ist eben kein Flug und keine Landung völlig gleich.
Ich hoffe nur das die Überraschung, die ich bis her noch kennen gelernt habe, mich eines Tages nicht so doll erwischt.
Desswegen lese ich auch hier, und sonstige Informationen zu solchen Themen, gerne mit.
QDM
Hallo,
>
> naja, also erst den Aiming-Point anvisieren und dann weeeeit nach vor schauen.
>
Ahh... ja - das hilft in der Tat um den Anflug etwas stabiler zu halten
>
> Ist ja wie beim Motorrad, schaust vor′s Vorderrad, wird die Kurve nie wirklich toll. So ähnlich halt.
>
Ja, stimmt, das kenne ich.
Beim Mopped (und Auto) sagt man immer:
"da wo man hinschaut, da fährt man auch hin" ;-))
Wobei aber gerade beim Flieger das Abschätzen der
letzten 1-2 "Höhenmeter" nicht mehr mit dem
"Weit vorraus Blick" funktionieren kann, denke ich.
Da ist die Referenz m.E. eher der Blickfeld-Rand, d.h. zur Seite hin, oder?!
(Mein allererster Fluglehrer hatte mir für den Anflug (nicht das Abfangen)
mal den Tip gegeben: den Aiming-Point durch einen Punkt auf der Frontscheibe
"anvisieren" und dann seine Position auf der Frontscheibe "konstant" halten - so
kommt man genau dort an - quasi "stehende Peilung" zum Zielpunkt :-)))
Aber wie du schon sagtest: "üben, üben, üben..." hilft ganz gut.
BlueSky9
Mal eine Frage am Rande. Kommst Du vom Segelfliegen bzw. wer hat Dich auf der Virus eingewiesen?
bb
hei
BlueSky9 schrieb:Dabei hätte ich immer das Problem, die Geschwindigkeit aus dem Blick zu verlieren. Ich visiere nix fest an, außer dass ich mir vornehme, die Schwelle zu treffen. Alles andere ist ähnlich wie beim Auto- oder Motorradfahren im Gesamtblick weiter voraus mit Hauptaugenmerk und ständiger Rückkopplung auf die Geschwindigkeit. Wobei ich allerdings die Geschwindigkeit mit dem Stick und die Sinkgeschwindigkeit mit dem Gas regle.
(Mein allererster Fluglehrer hatte mir für den Anflug (nicht das Abfangen)
mal den Tip gegeben: den Aiming-Point durch einen Punkt auf der Frontscheibe
"anvisieren" und dann seine Position auf der Frontscheibe "konstant" halten - so
kommt man genau dort an - quasi "stehende Peilung" zum Zielpunkt :-)))
Gruß Lucky
Ja, so hab′ ich′s auch gelernt, Speed über′s Höhenruder bzw ordentlich ausgetrimmt und Sinken mit dem Gas eingestellt. Wobei die Virus ja eher auf Idle gelandet und die Höhe über die Störklappen, die Airbrakes wie beim Segelflieger korrigiert wird.
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