sburkhar schrieb:Deine Rechnung stimmt, aber pro Flugzeug ist sie nicht so aussagekräftig. Viele dieser Maschinen sind ja Vereins- oder Charterflieger. Da fliegen ständig abwechselnd die unterschiedlichsten Leute mit. Aussagekräftiger ist die Rechnung pro Pilot, das ist dann nur noch 1/460 im Jahr.
Somit beträgt das Risiko 1:160 pro Jahr das ein deutsches UL verunglückt, das Risiko das ein UL in einen tödlichen Unfall verwickelt wird 1:550. Das Ergebnis erschreckt mich. Wo habe ich mich verrechnet ?
sburkhar schrieb:Ich bin mal die BFU Berichte und Bulletins für die 5 Jahre 2013 bis 2017 durchgegangen. Da komme ich auf etwas andere Zahlen. Insgesamt sind dort 26 UL-Unfälle (3-Achs-gesteuert) mit Toten in diesen 5 Jahren aufgelistet. Das sind durchschnittlich 5,2 tödliche Unfälle pro Jahr. Bedingungen: Deutsche Kennung, deutscher Pilot. Das heißt, dass Unfälle deutscher Piloten mit deutschen ULs z.B. in CH und AT berücksichtigt wurden.
Ich habe den Vorschlag von sukram umgesetzt und alle im Aviation Safety Network in den letzten 5 Jahren erfassten UL Unfälle in Deutschland ausgewertet. Wir liegen hier bei durchschnittlich 26 Unfällen / Jahr, jeder dritte Unfall (7,3 / Jahr) ist tödlich. Somit beträgt das Risiko 1:160 pro Jahr das ein deutsches UL verunglückt, das Risiko das ein UL in einen tödlichen Unfall verwickelt wird 1:550. Das Ergebnis erschreckt mich. Wo habe ich mich verrechnet ?
Jetzt kann man alle möglichen Berechnungen anstellen, um das persönliche Risiko auszurechnen. Das Kernproblem an diesen Berechnungen ist, dass niemand weiß, vieviele Stunden von den SPL-Lizenz-Inhabern geflogen werden.
Beispiel: Ich nehme an, dass der Ø je Pilot bei 20h pro Jahr liegt. Dann würden bei 18.000 Piloten in einem durchschnittlichen Jahr 360.000 Ul-Flugstunden in D anfallen. Das hieße, dass je Flugstunde das Risiko zu Tode zu kommen, bei 0,0014% läge. Falls man es im Laufe seiner Fliegerkarriere auf 1.000h bringt, läge das Gesamtrisiko entsprechend bei 1,4%.
Was bei solchen Berechnungen völlig außen vor bleibt: Je mehr ich fliege, desto höher liegt das statistische Risiko dabei ums Leben zu kommen. Gleichzeitig sammele ich mit vielen Stunden allerdings Erfahrungen, die das persönliche Unfallrisiko sehr wahrscheinlich senken.
Vielleicht gibt’s unter uns einen Versicherungsmathematiker. Die machen nix anders als ein „Risiko“ zu berechnen und dementsprechend verfügen sie über die nötigen Unterlagen. Nebenbei bemerkt mein Unfallversicherer betrachtet Motorfliegen und dazu zählen sie auch 3 Achs UL nicht als Risiko Sportart/Freizeitbeschäftigung.
sburkhar schrieb:Du hast Dich nicht verrechnet, unser Hobby ist einfach saugefährlich, also zumindest weitaus gefährlicher als Motorradfahren.
Das Ergebnis erschreckt mich. Wo habe ich mich verrechnet ?
Ansonsten habe ich den Beitrag von Gantenbrink, der oben schon verlinkt wurde, damals in meiner allerersten Flugstunde (auf einem anderen Fluggerät) in die Hand gedrückt bekommen. Da wußte dann gleich jeder, auf was er sich einläßt.
EDXJ schrieb:Man könnte genauso argumentieren, daß die Erfahrungen das Unfallrisiko irgendwann steigern. Schließlich ist es ja "immer gutgegangen", so daß man ggf. Dinge macht, die man als Anfänger nicht gemacht hätte.
Gleichzeitig sammele ich mit vielen Stunden allerdings Erfahrungen, die das persönliche Unfallrisiko sehr wahrscheinlich senken.
waldopepper schrieb:Ein Versicherungsmathematiker könnte das Risiko nur dann zuverlässig errechnen, wenn er über eine ausreichend große und gesicherte Datenbasis verfügt. Daran hapert es in der GA-Fliegerei: Die Grundgesamtheit ist viel zu klein. Es gibt 46Mio PKW in D, aber nur 4200 ULs. Das heißt, es kommt knapp 1 UL auf 10.000 PKW. Außerdem gibt es beim Fliegen zu einigen entscheidenten Variablen überhaupt keine verlässlichen Zahlen. Zum Beispiel kann man die Anzahl der durchschnittlich geflogenen Stunden nur sehr grob abschätzen. Ich schätze auf Basis meiner obigen Berechnung (mit der Annahme von 20h p.A. im Ø) dass das Risiko beim Fliegen ums Leben zu kommen über ein 15-20jähriges Pilotenleben im unteren einstelligen %-Bereich liegen dürfte. Zudem glaube ich, dass man das persönliche Risiko durch ein entsprechendes Verhalten erheblich reduzieren kann. Das Studium der BFU-Berichte zeigt, dass deutlich mehr als die Hälfte der Unfälle durch z.T. haarsträubende Fehler der Piloten verursacht wurden. Gerade im laufenen Jahr gab es dazu ja schon mehrere Beispiele (Fliegen neuer Muster als Anfänger ohne jegliche Einweisung / Stall-Übungen in 500ft etc.).
Vielleicht gibt′s unter uns einen Versicherungsmathematiker. Die machen nix anders als ein „Risiko“ zu berechnen und dementsprechend verfügen sie über die nötigen Unterlagen
EDXJ schrieb:Ich glaube, die individuellen Variabelen sind so verschieden und unberechenbar, dass man kein individuelles Risiko berechnen kann. In der Regel liegen die Ursachen bei den Unfällen in der Dummheit (Unfähigkeit) des Piloten, oder zumindest bei einem kurzfristigen Blackout. Neutral betrachtet ist die Fliegerei nicht gefährlicher als Reiten, Skifahren usw. Nur hat ein Fehler eben manchmal größere Folgen. Aber wenn jemand mit dem Auto mit 220 Kmh in eine Nebelwand fährt ist deshalb das Autofahren nicht gefährlich. Gefährlich ist nur die Dummheit des Fahrers.
Ich schätze auf Basis meiner obigen Berechnung (mit der Annahme von 20h p.A. im Ø) dass das Risiko beim Fliegen ums Leben zu kommen über ein 15-20jähriges Pilotenleben im unteren einstelligen %-Bereich liegen dürfte. Zudem glaube ich, dass man das persönliche Risiko durch ein entsprechendes Verhalten erheblich reduzieren kann. Das Studium der BFU-Berichte zeigt, dass deutlich mehr als die Hälfte der Unfälle durch z.T. haarsträubende Fehler der Piloten verursacht wurden. Gerade im laufenen Jahr gab es dazu ja schon mehrere Beispiele (Fliegen neuer Muster als Anfänger ohne jegliche Einweisung / Stall-Übungen in 500ft etc.).
Übrigens sterben pro Jahr ca. 10.000 Menschen bei Unfällen im Haushalt, ca 3.500 Menschen im Verkehr. Quelle: Statistisches Bundesamt.
Wir "Deutsche" neigen nur zur "German Angst". Deshalb bauen wir höhere mauern um unsere Kraftwerke wenn in Japan ein Tsunami passiert. Der Deutsche hat vor Allem und Jedem Angst. Nur nicht vor den gefährlichen Sachen.
Fazit: Nicht die Fliegerei ist gefährlich, sondern die Dummheit.
Tom
Quax der Bruchpilot schrieb:Vorsicht mit solchen Einschaetzungen, damit bringt man sich selber in Gefahr. Nein, die verunfallten Piloten sind in aller Regel nicht dumm oder unfaehig. Sie haben einen Fehler gemacht (macht jeder Pilot jeden Flug), welcher aufgrund versch. zusammenkommender Umstaende zum Unfall fuehrte. Das kann jedem(!) passieren, egal wie "schlau" oder "faehig". Auch Dir.
In der Regel liegen die Ursachen bei den Unfällen in der Dummheit (Unfähigkeit) des Piloten, oder zumindest bei einem kurzfristigen Blackout.
Chris
Hallo!
Ich nehme mich da ausdrücklich nicht aus! Ich weiß wie sich ein Crash anfühlt.
Aber ich kenne nur wenige Unfälle die auf echtes technisches Versagen zurückzuführen sind.
Dafür gibt es aber viele vermeidbare Unfälle. Start auf neuem anspruchsvollerem Muster ohne Einweisung. Kreisen über dem Haus mit Stall. Überziehen in Bodennähe. Kollision wegen falscher Positionsmeldung. Rückflug trotz widriger Bedingungen. Und was weiß ich noch alles. OK ich muss es ja nicht so provokant Dummheit nennen. Einigen wir uns auf Unvernunft.
Aber ich bleibe dabei. Nicht das Hobby ist gefährlich, sondern manche Ausübende.
Tom
Quax der Bruchpilot schrieb:Und auch hier: Warum macht ein sonst vollkommen vernuenftiger Mensch und Pilot manchmal solch "unvernuenftige" Sachen? Warum habe ich bei z.B. dieser Episode mit Fallwind in den Bergen nicht sofort umgedreht, obwohl ich eigentlich genau wusste, dass das der einzig richtige Weg ist? Warum fliegen Piloten Umkehrkurven und verungluecken dabei, obwohl sie vorher in versch. Gespraechen immer davor gewarnt haben?Auch die vernunftigsten und vorsichtigsten und umsichtigsten Piloten machen manchmal Fehler, die, wenn sie sie ueberleben, nur mit Kopfschuetteln quittieren koennen.
Einigen wir uns auf Unvernunft.
Chris
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