Absturz eines ULs bei Bensheim

Forum - Unfallprävention
  • Hier ein Trauervideo über das verunglückte Mädchen:

    Das kann man jetzt für zu sentimental und für dieses Forum auch für inadäquat halten. Aber vielleicht hilft es dem einen oder anderen (da schließe ich mich selbst durchaus mit ein), hier den passenden Ton zu finden.

  • Ausschnitt aus dem Bericht

    "Der Start erfolgte um 15:20 Uhr. Auf dem der BFU vorliegenden Videomaterial ist zu

    erkennen, dass es zu diesem Zeitpunkt geregnet hatte. Der Flugweg wurde vom Radar

    und den Videokameras aufgezeichnet. Auf dem Video ist zu sehen, dass der Pilot

    während des Reisefluges zeitweise der Passagierin die Steuerung des Ultraleichtflugzeuges

    überlies. In der Nähe des Segelfluggeländes Bensheim, während der

    Pilot das UL steuerte, war auf dem Video zu erkennen, dass er das Luftfahrzeug

    zwei Mal aus einer Steigfluglage von etwa 30-45° nach vorn abkippen ließ. Nach einem

    kurzen Geradeausflug leitete er eine Kurve, bei der sich die Querneigung immer

    weiter erhöhte, nach rechts ein. Die Flugzeugnase senkte sich und der Pilot zog den

    Steuerknüppel nach hinten. Das UL geriet dabei ins Trudeln. Kurz vor dem Aufschlag

    des Luftfahrzeuges ist zu sehen, dass der Pilot den Steuerknüppel nach vorn drückte

    und das Querruder entgegen der Drehrichtung betätigte.

    Zeugen am Segelfluggelände Bensheim beobachteten die Flugmanöver und die anschließende

    trudelförmige Flugbahn. Die maximale Flughöhe schätzten die Zeugen

    auf 700 ft über Grund. "

  • FlyingBordness schrieb:

    Nach einem

    kurzen Geradeausflug leitete er eine Kurve, bei der sich die Querneigung immer

    weiter erhöhte, nach rechts ein. Die Flugzeugnase senkte sich und der Pilot zog den

    Steuerknüppel nach hinten. Das UL geriet dabei ins Trudeln. Kurz vor dem Aufschlag

    des Luftfahrzeuges ist zu sehen, dass der Pilot den Steuerknüppel nach vorn drückte

    und das Querruder entgegen der Drehrichtung betätigte.

    Sehr sehr traurig und besonders tragisch, weil diese Mitfliegerin zum Opfer wurde. Denn sollte obige Schilderung stimmen, ist es einfach unfassbar, dass jemand einen Flugschein besitzt, der die einfachsten Grundregeln des Fliegens im unteren Grenzbereich nicht beherrscht. 

    Ihr kennt ja meine Postings zum Thema, daher muss ich hier dazu nichts weiteres erläutern.

  • Ich habe ja  hier schon am 15.3.18 Seite 8  die Motivation für den Unfall benannt. Sie war leider Opfer der Gesamtsituation.  Leider setzt da bei einigen "tollen Hechten" der Verstand aus. Da ist die ganze Diskussion zur Risiko- Vermeidung für die Katz.

    QDM

  • Aus dem BFU-Bericht

    Der 32-jährige Pilot war seit dem 14.10.2016 im Besitz eines Luftfahrerscheins für Luftsportgeräteführer. Die Passagierflugberechtigung erwarb er am 22.11.2017. Das  flugmedizinische Tauglichkeitszeugnis Klasse 2 hatte den Vermerk: Brille/Kontaktlinsen  für Kurzsichtige (VDL) und war bis zum 30.06.2021 gültig.  Der BFU standen ein persönliches Flugbuch und seine Ausbildungsmeldung zur  Verfügung. Seine Gesamtflugerfahrung betrug 72:21 Stunden mit 200 Starts und Landungen. Die Flugzeit während der Ausbildung betrug 51:45 Stunden. In den letzten 90 Tagen hatte er 13 Starts und Landungen und 4:39 Flugstunden absolviert. Außer der Zodiac hatte er kein weiteres Muster geflogen. 

    -> verstehe ich das richtig? Außerhalb der Ausbildung hatte er 21h "Erfahrung". Schon traurig was mache sich zutrauen und dann noch mit Passagier. 

  • Ich fliege öfter auch mit Passagieren sowohl auf Echo als als auch auf UL Flugzeugen.
    Obwohl ich mit durchschnittlichen knapp 100 Stunden pro Jahr wahrscheinlich mehr fliege als viele andere Hobbyflieger (Bin ja selber einer), bin ich immer besonders vorsichtig und auf keine Experimente fliegen gedrillt, wenn ich Leute mitnehme, welche voller Gottvertrauen, sich mir anvertrauen.
    Niemand ist unfehlbar und manchmal kommt es trotz bester Vorbereitung und Umsicht zu gefährlichen Situationen (hatte auch schon eine Außenlandung wegen Motorausfall mit Passagieren), trotzdem macht es mich tief betroffen, wenn so ein lebenslustiger Mensch, durch das Gockel -Verhalten, eines unreifen Piloten umgebracht wird.

    Bei dem Unfall am Sonntag auf der Wasserkuppe ist mir (als jemand der seinen US PPL auf einer 172 mit der gleichen Leistung) gemacht hat, aufgefallen, das dieses Modell schon mit 3 durchschnittlichen deutschen Männern mit etwas Sprit gerade noch im festgelegten Weight and Balance  Bereich liegt (es waren vier Männer an Board).

    Auf dem Platz in Südafrika wo ich vile fliege, braucht diese Modell mit drei Leuten bei der dort herrschenden Dichtehöhe über 700 Meter um überhaupt über 15 Meter hohe Bäume zu kommen.
    Davon abgesehen, muß die Entscheidung zum durchstarten auf diesem Platz mit dieser Maschine schon auf den ersten 100 Metern liegen, wenn man die Räder dann noch nicht auf dem Boden hat. Das man auf der Wasserkuppe mit Böen (Windbericht hat auch böigen Seitenwind vorhergesagt) rechnen muß, sollte nach einer normalen Flugvorbereitung klar sein. Ich möchte keinem vor verurteilen, aber sollte bei der Untersuchung keine technische Panne zu Tage treten, (und selbst dann),  wird es sehr Eng für den Flugzeugführer. Das macht die Toten aber auch nicht mehr lebendig. Ich hoffe inständig niemals in die gleiche Situation zu kommen oder mich selbst dahin zu manövrieren  .



  • skyfool schrieb:
    Schon traurig was mache sich zutrauen und dann noch mit Passagier. 
    Die Passagierberechtigung ist sowieso ein heikles Thema. Einerseits benötigt gerade der Anfänger möglichst viele Flugstunden, um sich mehr Sicherheit anzueignen. Dafür bieten sich Flüge mit zahlenden Passagieren an, aber damit gehen die (meist ohne es zu ahnen) ein großes Risiko ein.

    Wenn man das im Verein regeln kann, dann benötigt man sehr erfahrene Piloten (möglichst Fluglehrer), um eine interne Freigabe für Passagierflüge zu geben. Wir waren da sehr restriktiv, aber unsere E-Klasse - Flieger konnten sich viel praktische Erfahrung durch Segelflugzeugschlepps aneignen, was ja dem Schlepppiloten nichts kostete.

    Was das "offizielle Papier inkl. Passagierberechtigung" wert ist, sieht man ja am geschilderten Fall.

  • Ich möchte keinem vor verurteilen, aber sollte bei der Untersuchung keine technische Panne zu Tage treten, (und selbst dann), wird es sehr Eng für den Flugzeugführer.

    Was soll da eng werden? Er hat (wahrscheinlich) eine spontane Fehlentscheidung getroffen, wie sie jedem hier passieren kann. Halt zufaellig mit tragischem Ergebnis.

    Der ist gestraft genug...

    Chris

  • @Lieber Chris,

    Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen schmeißen. Und das beziehe ich durch aus auch auf mich. Auch ich habe schon manchmal, im nach hinein, die falsche Entscheidung getroffen. Gott sei Dank ohne schwerwiegende Folgen.
    Aber ein Unfall ist meistens die Abfolge mehrerer Umstände. Ich weiß nicht ob Du auch Echo fliegst, aber im Gegensatz zum UL, wo Überladung dank des Leistungsüberschusses des Motors meistens nur strukturelle Probleme verursacht, hat das bei einer 172er gravierende Folgen auf die Steigleistung. Bei vier Männern in der 172 war der Pilot höchstwahrscheinlich schon beim Start, wenn nicht überladen, aber auf jedem Fall im absoluten Leistungsgrenzbereich der Maschine.  Dann noch die hohen Temperaturen, die Höhe (>3000 Fuß). Die Dichtehöhe wird > 4700 Fuß betragen haben. Von den möglichen 160 PS stehen im Idealfall noch 140-145 Ps zur Verfügung. Dann kommen noch Auftriebseinbußen der Fläche und Vortriebseinbussen beim Propeller zum tragen .
    Also, von einer spontanen Fehlentscheidung, wird man wahrscheinlich nicht sprechen können. Das fing schon mit der falschen Entscheidung mit 4 Männern an zu starten und auf diesem Platz mit der Beladung landen zu wollen, wohl wissend zu müssen, das da kein Spielraum für eine verpatzte Landung da ist. Das der Pilot schon gestraft genug ist, möchte ich nicht in Abrede stellen.
    Sollten sich die zur Zeit bekannten Einzelheiten als Fakten entpuppen, liegt da leider mehr als eine spontane Fehlentscheidung vor, aber ich hoffe das es andere Ursachen für den Unfall gab.

  • sozusagen schrieb:
    Was das "offizielle Papier inkl. Passagierberechtigung" wert ist, sieht man ja am geschilderten Fall.
    Unsinn! Soll hier etwa die Mitnahme des Passagiers für den Unfall ursächlich sein? Sicherlich nicht.
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