Einflug in marginale Sichtbedingungen

Forum - Unfallprävention
  • So schnell kann's gehen:

    Meinen Schein hab ich erst seit ein paar Monaten und arbeite noch an der Passagierberechtigung. Letzten Sonntag stand ein Flug zu einem nördlich gelegenen Platz in rund 30 km Entfernung an. Die Flugvorbereitung hatte ich wie gelernt sehr gewissenhaft durchgeführt mit ausführlichem Studium der Platzrunde, Abfrage Wetter beim DWD, NOTAMs etc. Für den geplanten Zeitraum und das Gebiet waren D3-Bedingungen mit anschließenden O-Bedingungen vorhergesagt.

    Nach dem Start auf dem Heimatflugplatz am Nachmittag habe ich festgestellt, dass die Sicht durch eine etwa 5.000 ft mächtige Inversion etwas reduziert war, die 5-8 km Sichtweite waren schon recht zutreffend, aber insgesamt gar kein Problem, da gab's schon schlechtere Sichtbedingungen in meiner Ausbildung. Der 20-minütige Flug zum Zielflugplatz verlief dann vollkommen problemlos.

    Nach einem kurzen Plausch mit dem Flugleiter ging's dann zurück Richtung Süden. Direkt nach dem Start dann die Überraschung: durch die nun tiefer stehende Sonne genau voraus und die immer noch vorhandenen Inversion war die Flugsicht für die erste Hälfte der Strecke unvermittelt auf vielleicht 1-2 km reduziert, der Horizont längst nicht mehr sichtbar, Bodensicht war jedoch jederzeit vorhanden. In der Nähe des Heimatplatzes klarte es zu meiner Erleichterung etwas auf und da ich das Gebiet durch Flüge in meiner Ausbildung auch von oben sehr gut kannte, habe ich mich jederzeit sehr gut orientieren können und auch sicher zum Heimatflugplatz zurückgefunden.

    Im Nachhinein bleibt ein doofes Gefühl. Was, wenn mir in der Suppe ein anderes Flugzeug entgegen gekommen wäre? Hätte er mich (mit der Sonne im Rücken) noch gesehen? Ich habe soviel über Einflug in IMC und daraus resultierende Unfälle gelesen und hatte mir geschworen, dass ich bei marginalen Wetterbedingungen erst gar nicht fliegen will. Jetzt hab ich's doch unbeabsichtigt getan und bin damit vermutlich ein großes Risiko eingegangen. Warum bin ich nicht zum Flugplatz zurückgekehrt und hab dort einfach noch ein wenig auf besseres Wetter gewartet? Auch wenn die Vereinsmaschine für einen nachfolgenden Schüler bereits gebucht war, hätte ich mich davon nicht unter Druck setzen lassen dürfen. Besser das Flugzeug kommt einmal zu spät als gar nicht mehr zurück... 

    Ist ja alles gut gegangen, trotzdem war mir das eine Lehre fürs Leben. Es nagt trotzdem ein wenig an mir.

  • Wenn man viel fliegt kommt irgendwann so eine Erfahrung.  Du hast es halt schon früher erlebt.  Da geht auch null Sicht nach vorne gegen die abendliche Sonne bei vorhandener Bodensicht( besonders gut ist die durch den Dunst ja auch nicht)     Es gibt halt Situationen die kann man eben nicht in der Ausbildung trainieren. Man muss sich dann halt mal zusammenreißen und cool bleiben. Oft erscheint eine Situation bedrohlicher als sie bei nüchterner Betrachtung ist. Aber nach vorne die Weiße Wand ist erst mal schon ein mulmiges Gefühl. 

     In  solchen Situationen hoch fliegen ist eher nützlich, FIS und Transponder sind auch noch mal hilfreich. Und das NAVI hilft sowieso. ( Wie haben  die das eigentlich früher nur mit Kompass geschafft ?)   Da oben gibt es zum Glück viel Platz. Das hat schon so manchen Fehler ausgeglichen.

    Das Restrisiko hat man aber immer. Nicht nur beim Fliegen . Auch auf der Landstraße rast der Tot massenhaft in Form des Gegenverkehrs in wenigen cm an einem vorbei und man hat sich daran gewöhnt.

    Spannend wird es wenn man das erste Mal wirklich entscheidet das ist jetzt hier die Grenze für mich. 

  • QDM schrieb:
    Spannend wird es wenn man das erste Mal wirklich entscheidet das ist jetzt hier die Grenze für mich. 
    Das ist fuer mich das Schwierigste in der Fliegerei ueberhaupt...


    Chris

  • Anonym schrieb:
    Flugsicht für die erste Hälfte der Strecke unvermittelt auf vielleicht 1-2 km reduziert, der Horizont längst nicht mehr sichtbar, Bodensicht war jedoch jederzeit vorhanden
    Es war bestimmt keine Bodensicht, sondern Erdsicht. Die Bodensicht kann nur von einer amtlichen Person an einem Flugplatz festgestellt werden. Aber davon mal ab - ich habe diese Situation auch schon erlebt und fand es absolut schei.......! Daraufhin habe ich mir vorgenommen, vorher genau zu prüfen welche Wetterbedingungen vorherrschen und in welche Richtungen meine Flüge gehen damit ich die tiefstehende Sonne nicht von vorn habe. Ich denke, diese Erfahrung haben aber schon viele von uns machen müssen.

    Gruß

    Hubsi

  • Mann denkt oft nur vom Start bis zur Landung voraus, ohne den den vollen Flugtag bis ins Hangar vorauszuplanen. 

  • ...und so kann das auch ausgehen, Flugunfall mit Pipistrel Virus SW80 bei Extertal am Sonntag, 19.02.2017.

    http://www.lz.de/lippe/extertal/21694352_Ultraleichtflugzeug-in-Extertal-abgestuerzt-Pilot-schwer-verletzt.html

    http://www.lz.de/lippe/extertal/21695861_Ultraleichtflugzeug-abgestuerzt-Experten-muessen-Rettungssystem-entschaerfen.html

    Dem Piloten wünsche ich baldige Genesung.

    VG

    Thomas


Jetzt anmelden

Passwort vergessen

Umfrage Archiv

Plant ihr, einen Autopiloten in eurem UL zu installieren?

Nein
56.1 %
Ja
43.9 %
Stimmen: 230 | Diskussion
Anzeige: Roland Aircraft
Statistik Alle Mitglieder

Aktuell sind 25 Besucher online.

Anzeige: EasyVFR