In 200ft bis zum Flugplatz eher nicht. Ich würde ja gerne, wegen der Herausforderung und des Erlebnisses, aber wenn es nicht sein muss, lasse ich es lieber. Aus meiner Sicht bei gutem Wetter zu eindeutig illegal und bei schlechtem Wetter dazu noch risikoreich. Dann doch lieber die Sicherheitsaußenlandung.
Bei allem anderen bin ich dabei. Die eigenen Fähigkeiten nach und nach zu erweitern macht Spaß und gibt Handlungsoptionen.
Neulich habe ich mal irgendwo so nebenbei aufgeschnappt, die deutsche Spezialität mit den 2000 ft Überlandflughöhe wäre nicht mehr gültig. Es gelte nur noch die 500/1000 ft Sicherheitsmindesthöhe. Ist da was dran?
Gruß Techbär.
Eins vorweg! Das sind keine Aufforderungen oder Anleitungen zu illegalen Handlungen oder Harrakierie-Aktionen.
Hinzu kommt, dass ich vorwiegend über Gelände fliege, wo der höchste Berg die Mülldeponie von Aurich (oder wars doch Oldenburg) ist. Darüber hinaus fliege ich eher langsame, stabile Flugzeuge, die deutlich mehr Spielraum bieten, was Wind und Wetter angeht.
Das Wetter verschlechtert sich ja meistens so, dass es sich entweder absenkt oder man in die Richtung der ankommenden Scheiße fliegt oder sich über einen schiebt. Manchmal genügen geringfügige Temperturveränderungen und der Segen ist da.
Die einzige wirklich wichtige Information, die man von außen benötigt ist, "wo ist unten?" Also Erdsicht, wenn sich das Horizontbild vom Acker gemacht hat. Das gibts bei schlechter Sicht nur noch in tieferen Lagen. Die restlichen Parameter liefern die Instrumente. Fahrt, Hindernisfreiheit (Navi), Kurs (Kompass, bzw. Navi), gute, möglichst sehr gute Geländekenntnisse.
Wie gesagt, dieses gilt nur, wenn die andere Alternative die Landung auf einem womöglich aufgeweichten Acker ist, bei dem man nicht weiß, wo einzelne Viecher, Löcher, Viehtränken, Zäune und weiß der Geier was sonst noch herumsteht.
Das man bei solchen Konditionen nicht startet dürfte klar sein. Allerdings kann auch das passieren und zwar, wenn man für einen Rundflug die Lage komplett falsch beurteilt und irgendwoher gehört hat, dass die Basis in 1.300 Fuß ist. Der Moment wo beim munteren Steigen plötzlich die Sicht schlagartig trüb ist, wirkt richtig wachrüttelnd. Besonders, wenn Kollege Altimeter einem gleich sagt, dass man nur 200 ft unterm Hintern hat. Plötzlich fallen einem alle Erhebungen um den Flugplatz herum ein, die höher sind als ein frisch gesetzter Kuhfladen. Man wundert sich, wie sauber man ganz plötzlich die innere Platzrunde mit gesetzter Klappe in der 1. Stufe fliegen kann. Wie genau man Fahrt und Kurs halten kann. Und wie kräftig die eigene Pumpe hämmert. Das sind Landungen, über die man sich so richtig freut. Da werden zwei Minuten zur Ewigkeit.
LG
Edgar
@Techbär
zum Thema Sicherheitsmindesthöhe hier mal die aktuellen Infos von der DULV Homepage:
1. Überlandflug-Mindesthöhe
Die deutsche Besonderheit der „Überland-Mindestflughöhe“ von 2.000 ft AGL (die im „alten“ § 40 Abs. 3 LuftVO noch aus „Lärmschutzgründen“ vorgeschrieben war), entfällt ersatzlos.
Ab sofort gelten nur noch die schon bisher gültigen Bestimmungen zur Sicherheitsmindesthöhe in SERA 5005, Buchstabe f:
„Außer wenn dies für Start und Landung notwendig ist oder von der zuständigen Behörde genehmigt wurde, darf ein Flug nach Sichtflugregeln nicht durchgeführt werden
Nicht mehr in der LuftVO enthalten, aber meiner Ansicht nach grundlegend ist die bekannte Definition der Sicherheitsmindesthöhe:
„Sicherheitsmindesthöhe ist die Höhe, bei der weder eine unnötige Lärmbelästigung im Sinne des § 1 Abs. 2 noch im Falle einer Notlandung eine unnötige Gefährdung von Personen und Sachen zu befürchten ist.“
Hallo Edgar,
Deine Schilderungen sind geradezu zum miterleben. Danke dafür.
Wenn man gelegentlich auch bei marginalem Wetter fliegt, dann kann es bestimmt so kommen, wie Du schreibst. Auch nachvollziehbar ist, dass der Flug zurück zum Platz niedrig über bekanntem Gelände möglicherweise eine besser Alternative ist, als eine Außenlandung auf kritischem Untergrund.
Ein Glück, dass wir mit dem Wegfall der Überlandflughöhe tiefere Flüge und Anflüge zu Außenlandungen nun auch unter realistischeren Bedingungen üben dürfen, ohne auf die Wolke warten zu müssen, die uns in 500 ft zwingt.
Um den Ausgangspunkt des Threads noch mal aufzugreifen: ein brauchbarer Plan B ist, und das entnehme ich Deiner Schilderung, "don′t panic, fly the aircraft".
Gruß Bernhard
Ein anderer Punkt ist die Situation, in der man in den Dreck hineinfliegt.
Es wird immer so schön geschrieben, "das macht man einfach nicht, denn darin kann man draufgehen".
Super Aussage! Super Burschie! Kommt direkt vom Bürokratenschreibtisch.
Es ist ja nicht so, dass die, die heruntergefallen sind, so blöde waren, dass sie aus strahlend blauem Himmel, stumpf in die wolke geflogen sind (OK! Die mags auch geben. :-( )
In der Praxis schraddelt man durch die Gegend, hat über längere Zeit ausreichende Sicht, die mal mehr, mal weniger wird. Man wiegt sich in Sicherheit. Nun zwingt einen entweder ein Umstand, die Höhe oder Richtung zu ändern oder man merkt es schlicht einfach nicht und hupps ist man im Dreck.
Gut dran ist, wer das Können und das Equipment hat, um blind einen Halbkreis zu fliegen.
Alle anderen dürfen einfach nicht in so einen Scheiß reinkommen. Ohne Erfahrungen, wie sich so eine Situation da oben aufbaut, ist es nur sehr schwierig zu beurteilen. Mir hat es damals sehr geholfen, mehrfach bewußt, mit erfahrenen Leuten und entsprechender Ausrüstung da rein zu gehen. Etwas Übung, Nerven behalten und man fliegt selbst als Anfänger, blind Achten in der Wolke und findet vor allen Dingen auch wieder heile heraus.
Es sind wirklich nur die Nerven, plus ein paar grundlegender Überlegungen.
Hallo zusammen,
das ist wirklich ein spannender Bericht. Ich denke, dass jeder von uns schon einmal ein derartiges Erlebnis hatte.
Ich hatte hier im Forum ja schon mal über meine Erlebnisse bei einer Inversionswetterlage berichtet und finde mich auch in diesem "windigen" Beitrag wieder. Bei mir ist es so, dass unser Flieger in Höxter steht. Wenn man mal keinen schönen Sommertag (wie am Samstag des UL Forum Treffens) erwischt, herrscht zu 99% Crosswind. Da Höxter auf einer Bergkuppe liegt und auch noch umringt ist von viel "Holz", sind auch Leeturbulenzen an der Tagesordnung.
In meiner Ausbildung bin ich eigentlich nur bei Crosswindverhältnissen im Herbst/Winter geflogen, dennoch gab es schon 1-2 Momente, wo ich mich für das Durchstarten allein auf Grund des Windes entschieden habe.
Ein Plan B gehört für mich zu einer professionellen Flugvorbereitung dazu. Ich weiss bspw. vor jedem Flug wie lang die Piste meines "Alternate" ist, wie die Frequenz des Türmers lautet und wie ich dort runterkomme. Ein guter Ausweichplatz muss nicht der nächste Platz sein, sondern verfügt über eine ausreichend lange Piste, die in Windrichtung ausgelegt ist und ggf. über gutes Equipment verfügt. Bei lokalen Flügen habe ich bspw. zu jedem Zeitpunkt so viel Spritt dabei, dass ich noch mind. die 30/40 Minuten bis zum Flughafen Paderborn/Lippstadt fliegen könnte. Wenn es um Mensch und Material geht sollte sich niemand scheuen, auch die Flugsicherung um Hilfe zu bitten.
Euch noch ein schönes Wochende und happy landings!
Sebastian
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