Nach einer Notlandung ist das Flugzeug nur Schrott?

Forum - Unfallprävention
  • Hallo Leute!

    Gestern Abend habe ich mit einem Freund über die Fliegerei gequatsch. Er war Pilot (vor ~40 Jahre) von großen Maschinen.

    Er hat gemeint, dass wenn man mit einer UL oder einer kleine Cessna oder ähnliches eine Notlandung auf einer Wiese machen muss, wird immer das Flugzeug überschlagen und, im besten Fall, ist die Maschine verschrottet...

    Das klingt mir ehrlich gesagt etwas komisch... Zumindest den Teil, wo er sagt, dass es so gut wie immer passiert...
    Mein Fluglehrer, während der Ausbildung, hat uns auch gesagt, dass leider relativer oft eine "Notlandung" wegen Spritmangel eingeleitet wird. Er hat uns aber nie erzählt, dass danach alle Maschine Schrott geworden sind...

    Da ich noch keine Notlandung hinter mir habe, würde ich mich über eure Meinung freuen, insbesondere von denen, die schon eine Not- oder Außenlandung hinter sich haben.
    Der Grund, laut mein Freund, aus dem die Maschine umkippt ist, dass sobald das Bugrad den Boden trifft, wird die Maschine so stark bremsen und die Nase geht sofort zum Boden.
    Dazu, da eine Wiese nicht wie eine Piste "geglättet" worden ist, ist der Boden so unregelmäßig, dass die Maschine ständig holpert.

    Ich freue mich auf eure Antworten
    Luca
  • Hi Luca, 
    Jein, 
    landest Du auf einem abgeernteten Stoppelfeld das trocken ist und Du zuvor gut trainiert hast und mit geringer Geschwindigkeit  und hoher Nase aufgesetzt hast, bleibt der Flieger heil. Das geht auch manchmal mit einer Cessna.  Wir haben als Uler gute  Chancen da wir ja etwas weniger Gewicht haben. 
    Ist das Landefeld allerdings vom Regen aufgeweicht oder ein gepflügter Acker hat er Recht. Dann ist entweder das Bugrad gebrochen oder es gibt einen Überschlag. 
    Da sind dann mal die Hochdecker im Vorteil :) 

    Spritmangel gibt es leider häufiger als man annimmt. Das kann auch mal an falschen Anzeigen liegen oder der Gegenwind war dann doch stärker als geplant. 
    Es kommt in der Praxis alles vor. Einige fliegen  wieder von der Wiese weg, andere haben eine Bugrad- Reparatur, leider bleiben auch manche komplett auf dem Acker.
     
    Das weiß man mit Sicherheit erst wenn man unten ist.
    Grüße
    Peter 
      
  • Keine Statistik - aber der Beweis, dass ein Überschlag nicht zwingend ist: Klick

    MCRider
  • Hallo Peter

    Danke für deine Antwort!
    Darf ich fragen, ob du einer derjenigen bist, der eine Notlandung schon hinter sich hat?
    Jedenfalls, danke für die Erklärung.
    Wegen des Bodens, kann ich mich erinnern, dass mein Lehrer, während der Ausbildung, immer gesagt hat "grün vor braun", genau weil ein "braunes Feld" meistens weicher ist als ein "grünes Feld", und damit die Chancen einer guten Notlandung erhöht...

    Grüße
    Luca
  • Hi Luca,

    Du kannst das nicht verallgemeinern. Es gibt auch ULs die eher dahin tendieren.
    Ich bin in ein junges Maisfeld mit Pflanzen ca. 20cm hoch gelandet mit null schaden. Allerdings mit Tunderreifen, die einfach über alles weg gehoppelt sind. Auch konnte ich bei dem Flieger das Bugrad fast bis zum Stillstand oben halten. Der Bremsweg war vielleicht noch 30m. 
    Es gibt also einige Faktoren:
    Wie gut ist der Boden wirklich... ( Ist manchmal da oben nicht immer richtig vorhergesagt )
    Wie gut bist Du geübt wirklich mit der geringsten Geschwindigkeit aufzusetzen
    Was hast Du für ein UL. <- Spielt für mich die größte Rolle
    Es ist etwas total anderes mit einer Savannah oder einer CT dort landen zu müssen. Es ist auch ein Unterschied ob Du mit einem Tiefdecker oder Hochdecker auf den Kopf liegen würdest. Der eine neigt dazu das man nicht aussteigen kann. Was nicht heisst das alle Tiefdecker zum Überschlag neigen. Dinge die helfen wie grosse Reifen sehen oft nicht so "fancy" aus, machen aber einen Unterschied.

    Die von Hob so beschriebene miese Aerodynamik der "Einfach ULs" sorgt in einem solchen Fall aber auch für ein schnelleres verzögern der Geschwindigkeit und Abbau der Energie.
    LG

    Dirk

    Du solltest mal mit deinem Fluglehrer sprechen. Grün bedeutet: Rapsfeld, Maisfeld, Heufeld.....
    Die Regel ist genau anders herum.
  • Meine Erfahrung: während meiner Ausbildung Motorverlust kurz nach Abheben, Notlandung an der andere Seite der Flugfeldstraße - braunes Feld - Überschlag aber zum gluck kein Feuer - Maschine fliegt wieder.
  • Ich kenne auch nur braun vor grün.

    Hintergrund ist, das von oben die Höhe eines Bewuchses kaum erkennbar ist.

    Hier noch eine etwas umfangreichere PDF zum Thema:
    http://www.aeroclub-roba.de/dokumente/ausbildung/Au%C3%9Fenlandung.pdf
  • Hallo Luca.


    > dass mein Lehrer, während der Ausbildung, immer gesagt hat "grün vor braun"

    das ist aber leider nicht richtig...

    "braun" vor "grün"!

    "Grün" sind in der Landwirtschaft oft unbearbeitete Wiesen und Weideflächen
    mit Hubbeln, Gräben, Löchern, Stacheldraht etc. während hingegen "Braun" ein
    in irgendeiner Weise maschinell _bearbeitetes_ Gelände ist.
    Sofern es nicht der gerade ganz frisch gepflügte Acker ist, dann hasst
    Du dort i.A. die besseren Karten...

    (Und Raps (grün) ist schonmal ganz schlecht, da er sich unendlich "verheddert".)


    > Er hat gemeint, dass wenn man mit einer UL oder einer kleine Cessna
    > oder ähnliches eine Notlandung auf einer Wiese machen muss, wird
    > immer das Flugzeug überschlagen

    nein, nicht zwangsläufig.

    (Das machen nur die CTs  ;-)))))


    BlueSky9

  • Zur Farbenfrage:
    Ob braun vor grün oder anderes herum entscheidet oftmals die Farbstärke: Ein sattes, dunkles braun (=frisch beackertes, matschiges Feld) ist mit seinen tiefen Furchen genauso schlecht wie ein sattes, dunkles grün (hohes Maisfeld oder durchnässte Wiese). So ein frisch gemähtes Feld in rehbraun oder braungrün wäre meine erste Wahl.

    Zur Notlandung:

    Zum Thema Notlandung kann ich immer nur empfehlen: Höhe ist Sicherheit. 

    Wer nur in 1000 Fuß AGL über dicht bewaldetes oder besiedeltes Gebiet donnert, muß sich nicht wundern dass bei Problemen Null Reaktionszeit übrig bleibt und tendenziell eher schlechte Entscheidungen oder sogar gar keine Entscheidungen mehr getroffen werden können. 

    Wie steht es so oder ähnlich in fast jedem Betriebshandbuch eines UL′s: Eine Flugroute ist so zu wählen, dass jederzeit mit einem Motorausfall gerechnet werden kann. Das sind meist auch Formulierungen, die dann von der BFU in Unfallberichten zitiert und von Versicherungen gerne verwendet werden.

    Ob am Ende einer Notlandung nun ein Flieger Schrott ist oder nicht, hängt ganz vom Piloten und natürlich ein Quäntchen Glück ab. 
  • Ob das Fluggerät am Ende kaputt ist, hat man bei einer Notlandung nur teilweise unter Kontrolle.
    Wo der Fluglehrer aber recht hat ist:

    Ab dem Moment, wo du dich zur Notlandung entscheidest, ist das Flugzeug nichts, worüber du dir Gedanken machen solltest. Ziel ist es, möglichst unverletzt zu bleiben. Mein FL sagte: Ab dem "Mayday" gehört das Flugzeug dir nicht mehr (sondern der Versicherung). Also 100% Energie auf deinen Passagier und dich.

    Ulf
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