Zur Abkühlung nach Juist

Forum - Fliegen & Reisen
  • Flug auf die Inseln, Ziel Juist                                                      07.06.2014



     Hier im Norden sind die ostfriesischen Inseln eines der
    Hauptziele für Tagesausflüge. Während meiner Ausbildung wurde immer wieder darüber
    gesprochen, aber es gehörte leider nicht zu den Zielen der Überlandflüge zu
    dieser Zeit. So war natürlich der Wunsch groß, mit eigener Lizenz endlich auch
    einmal selbst auf die Inseln zu fliegen. Jetzt war es endlich soweit und ich
    habe mich mit der vereinseigenen Kilo Lima (C42B) auf den Weg gemacht. Wetter,
    Notams waren schnell gecheckt und ausgedruckt, die Streckenführung mit FL 95
    erstellt, dass iPad (ANP) und der GPS Empfänger waren geladen und die
    Streckenführung auf der Karte eingezeichnet. Es konnte also in aller Frühe
    losgehen.

    Vor kurzem gab es einige Tipps in diesem Forum, was den
    Besucher auf den verschiedenen Inseln erwartet. Daraus entnahm ich, dass Juist
    das passende Tagesziel für mich werden sollte.  Dünen wie auf Sylt, ein kurzer Weg zum Strand
    und ein Sightseeing -Anflug an allen Inseln vorbei versprach bei blauem Himmel
    ein fliegerischer Genuss zu werden. Bei gutem Wetter soll es dort schnell sehr
    voll werden, so dass ich rechtzeitig dort sein wollte und mich deshalb zeitig
    auf den Weg machte.

    Nachdem die Kilo Lima gecheckt und vollgetankt war, konnte
    es losgehen. Bei schwachem Wind aus östlicher Richtung ging es nach dem Start von
    der 08 in Rotenburg auf Kurs Nordwest. In 3000 Fuß über den Luftraum F von
    Bremerhaven, den Jadebusen und Wilhelmshaven nördlich passiert und dann Kurs Wangerooge
    genommen. An Spiekeroog, Langeoog, Baltrum vorbei die Schönheit der Inseln aus
    der Luft und die Zeichnung der Prile im Watt bei ablaufenden Wasser bewundert.






    Es gab viel zu sehen und schnell
    war bereits Norderney erreicht und es war Zeit sich bei Juist Info anzumelden.
    Ich hatte schon früh die Frequenz gerastet und mitbekommen, dass fast im Minutentakt
    eine Maschine nach der andern sich zur Landung meldete. Der ganze Norden war
    vertreten, dazwischen noch zusätzlich der professionelle Inselverkehr, es
    versprach also eine interessante Landung zu werden zumal auch der Wind an der
    Nordsee aufgefrischt hatte und Juist Info 13-17 Knoten ansagte. Freundlicherweise
    aber genau auf den Kopf, so dass der Anflug auf die 08 in Juist kein Problem
    darstellten sollte. Also auf Platzhöhe von 600 Fuß gesunken, in den Gegenanflug
    eingedreht, die entsprechenden Meldung abgesetzt und an der Position Landelicht
    und Zusatzpumpe eingeschaltet. Queranflug gemeldet,  die Fahrt verringert auf
    Klappengeschwindigkeit, Klappen gesetzt, nachgetrimmt und nach eindrehen in den
    Endanflug, dann lag die Piste 08 von Juist einladend vor mir. Der stärkere Wind
    und einige Termikblasen erforderten noch einige Korrekturen, aber dann setzte
    sich die Kilo Lima zufrieden auf die Bahn
    .







    In Juist hatte man voll zu tun, die gelandeten Maschinen
    rechtzeitig von der Bahn zu bekommen. Mit Erstaunen vernahm ich schon während
    des Anfluges, dass dort unten ein Follow Me auf die ankommenden Maschinen
    wartete um sie in die Parkpositionen einzuweisen. Nicht schlecht für so einen
    kleinen Platz, das hat ja was dachte ich. Als ich gelandet war, wurde mir auch
    klar, dass dieser Service seinen Sinn hat. Es hätte sonst wohl bei den vielen
    ankommenden Maschinen zu schnell ein Durcheinander gegeben. Weshalb der Türmer
    immer wieder die gelandeten Maschinen anwies schnell die Bahn zu verlassen.  Es war ein wenig wie Tannheim en miniature.
    Auch ich bekam nach dem Aufsetzen sofort die Anweisung die Bahn am Ende nach
    rechts zu verlassen und den Anweisungen des Follow Me's zu folgen. Dass ich die
    Bahn zügig verlasse, musste mir keiner sagen, war doch die nächste Maschine
    bereits im Endanflug und zwei weitere im Gegenanflug. Also runter von der Piste,
    nach rechts auf die grosse Grasfläche und unter professioneller Anleitung zur
    Parkposition.







    Obwohl ich relativ früh gelandet war (Ortszeit 11:05 Uhr) waren alle
    Fahrräder schon ausgeliehen. Macht nichts, ich wollte eigentlich sowieso nur an
    den Strand, wozu man kein Fahrrad benötigt, sondern man ist herrlich schnell in
    einem kurzen aber schönen Fußweg über eine Düne am Ziel:






    Ein frischer kühler Wind und ein riesiger Strand warteten als Belohnung.
     Im Gegensatz zum Inland, das zur
    gleichen Zeit unter der Tageshitze stöhnte war es sogar für eine Badehose als
    alleinige Bekleidung noch zu kalt. Also war ein langer Spaziergang entlang der
    rauschenden Brandung angesagt.







    Na, diese Qualle war wohl zu tief "geflogen"....



    Es war herrlich der
    Hitze entflohen zu sein und die kühle frische Brise sich ins Gesicht wehen zu
    lassen, die Füsse im plantschend im Brandungswasser. Jetzt verstand ich, warum
    die Inseln so gerne angeflogen werden. Ganz sicher wird das auch nicht mein
    letzter Ausflug nach Juist gewesen sein. Und die anderen Inseln will ich auch
    noch kennenlernen. Das bevorstehende Sommerprogramm füllt sich….



    Zu schnell war es Zeit wieder zu starten und auf dem gleichen
    Wege zurück zu fliegen. Mehrere Minuten musste ich vor der Überquerung der
    Piste warten, bis sich eine Lücke zwischen den anfliegenden Maschinen ergab, um
    zum Rollhalt der 08 zu rollen. Magnetcheck, „D-Kilo Lima, Piste 08,
    abflugbereit“ , Freigabe, und ab ging′s vor der bereits nächsten anfliegenden
    Maschine von der 08 auf Juist wieder zurück zu der 08 in Rotenburg.



    Die Nordsee hatte sich mittlerweile weiter zurückgezogen und
    die Zeichnung der Prile im Watt trat jetzt noch deutlicher hervor als auf dem
    Hinflug.










     Ich genoss den Blick
    und die schönen Bilder und verfolgte noch eine Zeit lang den Funk von Juist
    Info, wo sich immerfort weitere Flugzeuge anmeldeten.  Nur zu, mein Platz war ja jetzt frei.



    Nördlich von Wilhelmshaven sah ich dann diesen Transporter für
    die Offshore-Windräder am Kai. Aus der Luft gesehen wie niedliches technisches
    Spielzeug. In Wirklichkeit aber ziemlich gross in seinen Dimensionen.








    Bei Bremerhaven wieder den Luftraum F überquert, den
    Segelfliegern über Hellingst und Tarmstedt ausgewichen,  zurück nach Rotenburg unter dem hässlichen,
    aber verlässlichen Klang des Rotax. Die Hallen von Rotenburg waren schon früh
    als weisse Punkte auszumachen. Einen kleinen Schlenker, um korrekt in die
    Platzrunde einzufliegen, auch wenn dies anscheinend häufig verkürzt wird, ich
    halte mich an das gelernte. Macht ja Sinn.



    Nach der Landung auf der 08 habe ich dann nochmal den
    Benzinverbrauch kontrolliert, weil mich interessierte, mit  welchem Verbrauch ich speziell bei der Kilo Lima
    auf derartigen Flügen real rechnen kann. Es waren zwischen 13 und 14 l/Std, ich
    war also mit meiner Berechnung von 17 l/Std etwas zu sehr auf der sicheren
    Seite. Ansonsten stimmten die errechneten Zeiten relativ genau mit den
    geflogenen überein. Ich hatte zudem die Flugaufzeichnung auf dem iPad mitlaufen
    lassen, so konnte ich zuhause in aller Ruhe den Flug noch einmal
    nachvollziehen. Eine Auswahl der Eindrücke habe ich versucht wiederzugeben,
    vielleicht ein kleiner Ansporn für die Anwärter auf den SPL, wenn man sieht,
    welch schöne Belohnung nach den Mühen der Ausbildung winkt.





    Übrigens: der Begriff Ultraleicht scheint nicht nur in
    unserem Flugsport zu existieren. Auf dem Rückweg vom Flugplatz habe ich dieses
    Gespann überholt. Ich wollte es gar nicht glauben, ein Motorrad mit Wohnwagen
    dahinter. Irgendwie auf seine Weise ja auch ein Ultraleicht-Gespann.






    Gerd
  • Moin Gerd,

    schöner Bericht. Juist gehört auch zu meinen Lieblingszielen. Aber, bevor Du Dir als Neuling etwas Falsches angewöhnst: auf unkontrollierten Plätzen braucht man keine Freigabe zum Start und der Flugleiter darf eine solche auch gar nicht erteilen. Du bist ganz allein für die Staffelung verantwortlich. Ein Luftraum F ist, sofern die VFR-Minima für den kontrollierten Luftraum gegeben sind, so wie es ja der Fall war, völlig unerheblich. Da verhält man sich so, wie an jedem anderen Platz, in dessen Nähe man kommt, auch.
    Ich finde es aber sehr anschaulich, wie Du schreibst und ich habe direkt Lust bekommen, auch wieder auf die Insel zu fliegen!
    Viele Grüße
  • Hallo Gerd,

    ich schließe mich meinem Vorredner an. Ich finde den Bericht toll und kann Deine Begeisterung nachvollziehen. Wenn wir (meine Lebensgefährtin und ich) auf Strecke gehen, geht′s zu 90% auch in den Norden, meistens auf eine der Inseln. In 2 Wochen ist wieder so eine Tour geplant. In den Bildern hast Du sehr gut festgehalten, was einem beim Überflug der Inseln erwartet. Mir geht jedes Mal mein Herz auf, wenn wir die Küste erreichen.

    Es ist bestimmt nicht verkehrt, korrekt in die Platzrunde einzufliegen, es ist aber auch nicht verkehrt, Direkt- oder Geradeausanflüge zu machen, wenn die Platzrunde nicht zwingend vorgeschrieben ist. Ich mache das an unserem Platz gerne, wenn
    1.) kein anderer Verkehr in der Platzrunde ist
    2.) ich unseren Platz in etwa (+- 30°) der Bahnverlängerung anfliege
    Natürlich kommuniziere ich das deutlich.

    Ein solcher Geradeausanflug wird von der Bevölkerung in Platznähe als wesentlich weniger störend empfunden, selbst wenn ich über Ortschaften anfliege. Ich plane meinen Anflug dann so, dass dieser quasi komplett im Leerlauf stattfindet.

    Gruß Eric
  • @ Flyaway
    Ja du hast recht, an einem unkontrollierten Platz gibt es keine Freigabe und der Start ist in alleiniger Verantwortung des Piloten. Mein Zeigefinger hatte sich auch etwas geweigert das Wort "Freigabe" in die Tastatur zu tippen. Aber wie bezeichnet man eigentlich die Reaktion des Türmers auf die Meldung "abflugbereit" ? Wie dem auch sei, bei dem heftigen Landeverkehr fand ich es nicht schlecht, das mit dem Türmer noch eine weitere Person drauf achtete das der Endanflug-Bereich frei war, bevor ich auf die Bahn rollte.

    @ Eric
    Dein Argument, durch einen direkten Anflug im Leerlauf, so er denn möglich ist, die Lärmbelastung der Flughafenumgebung zu verringern klingt logisch für mich, verletzt aber einige Regeln, die ich beigebracht bekommen habe.
    Meine kurze Zwischenbemerkung bezog sich auf Erlebnisse, die ich mittlerweile mehrfach machen musste, in denen nach Lust und Laune in die Platzrunde eingeflogen wurde. Gespart hat man sich meistens nur 2-3 min der Flugzeit um den Preis, dass unerfahrene Piloten unter Umständen in unangenehme Zwangslagen gebracht werden. Ist mir selbst schon passiert, dass im Gegenanflug jemand hinter mir war, vorzeitig in den Queranflug einbog und plötzlich im Endanflug vor mir auftauchte, oder eine Maschine von außerhalb der Platzrunde direkt vor mir in den Queranflug einflog, so dass ich meinen gegen Anflug verlängern musste um den notwendigen Abstand einzuhalten. Das waren Situationen, die man als Neuling nicht so gerne erlebt. Mit einer Menge Erfahrung auf dem Buckel sicher kein Problem, aber im Sinne einer Sicherheit für alle nicht sehr förderlich.

    Aber die Idee in langem Endanflug im Leerlauf die Lärmbelastung zu verringern wenn die Situation es ermöglicht halte ich für mich als Option einmal fest. Danke für den Tipp.

    Gerd
  • Moin,
    der Funk in der Platzrunde eines unkontrollierten Platzes dient ja der Information der anderen Piloten und nicht der Kommunikation mit dem Flugleiter/BfL. Die Meldung "abflugbereit" ist zwar oft üblich, aber überflüssig, da eine Antwort des FL, in der Regel ja "Start nach eigenem Ermessen" (was denn auch sonst?) keinen Informationswert hat. Auch "Anweisungen" wie "melden Sie erst wieder Endteil", die gerne gegeben werden, sollte man ignorieren. In der Platzrunde, gerade, wenn viel Verkehr ist, sollte man kurz und präzise, bei Rechtsplatzrunde also das "rechter" nicht vergessen, absetzen, um die anderen Piloten zu informieren. Eine "Startfreigabe" durch den FL halte ich sogar für gefährlich, da sie dazu verleitet, sich darauf zu verlassen. Der FL hat die Aufgabe, Informationen, z. B. über Wind und die seiner Meinung nach zu nutzende Landerichtung zu übermitteln, aber noch nicht einmal letztere ist eine Anweisung, sondern nur eine Information. Entscheiden tue ich als Pilot, in der Regel natürlich, um andere nicht zu gefährden, so, wie der FL die Landerichtung mitgeteilt hat. Es gibt sogar ein Infoblatt, ich glaube, der BfU, das die Gefährdung durch zuviel FL-Hörigkeit darstellt.

    Viele Grüße
  • Hallo Gerd,

    ich kann Deine Bedenken verstehen und teile sie sogar mit Dir. Du hast aber schon die Bedingungen gelesen, die für mich erfüllt sein müssen, einen Geradeausanflug zu machen?

    Herzliche Grüße
    Eric
  • Moin Gerd,

    schöner Bericht und schöne Bilder, ich werde hier nichts über Platzrunden, Flugleiter oder ähnliches schreiben, da es für mich hier einfach nicht hin gehört.

    Das Du trotz dichtem Platzverkehr dort hingekommen bist zeigt doch, daß Du in der Ausbildung was gelernt hast.

    Stefan
  • Schöner Bericht, schöne Bilder. Danke dafür.

    Ich vergesse unterwegs oft, Bilder zu machen.
  • Moin Gerd,

    sehr schöner Bericht. Die Inseln werde ich auf alle Fälle besuchen - obwohl: Ich hab′ noch nicht mal Deinen Heimatplatz zügig gefunden, ob ich da die Inseln treffe :-)

    Bye Thomas
  • Aber wie bezeichnet man eigentlich die Reaktion des Türmers auf die Meldung "abflugbereit" ?
    Sowas sollte man nicht melden, ist komplett sinnlos und provoziert noch sinnlosere Antworten.

    Man meldet beim Abflug:
    - D-blabla rollt zum Rollhalt XY
    - D-blabla rollt auf die XY und startet
    - D-blabla verlaesst die Platzrunde in Richtung...

    Stell Dir einfach vor, den auf dem "Turm" gibt es garnicht und Du funkst zu den anderen Flugzeugen auf der Frequenz. Was sollte ich sagen, was hilft den anderen Piloten zu verstehen, was ich als naechstes mache, um selber den Flug richtig zu planen (es gibt nichts schlimmeres, als unbekannte Absichten eines anderen Fliegers in Platznaehe)? Dann kommen automatisch die richtigen Formulierungen. Denn in Wirklichkeit funkst Du in der Tat nicht zum Tuermer, ausser Du erbittest irgendeine Information.

    Ansonsten: TOLLER Bericht!!!! Danke! :) Gerne mehr davon!


    Chris

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