Ein schmalspur Michael Schumacher

Forum - Fliegen & Reisen
  • Nach einigen rhetorischen Scharmützeln möchte ich wieder einmal etwas
    für’s fliegerische Gemüt tun: Ihr kennt das ja: Zum
    funktionierenden Segelfliegen gehören einmal die motorlosen Flieger und
    zum anderen die Schleppwinde (oder das Schleppflugzeug) und nicht
    zuletzt das Seil-Rückholfahrzeug. Das war früher so und das ist auch
    heute noch so.



    Letzteres rekrutiert sich oft aus einem Vehikel, das sein Leben als
    Personentransportmittel beendet hat, jedoch noch nicht so zerfleddert
    ist, dass es nicht auf dem Segelfluggelände wertvolle Dienste leisten
    könnte.



    Bei uns war das ein alter schwarzer Mercedes-Benz, der damals out, sich
    aber in durchaus noch brauchbarem Zustand befand und das Herz eines
    heutigen Oldtimer-Sammlers deutlich höher schlagen lassen würde.
    Unsere jüngsten Clubmitglieder brannten geradezu darauf, auch ohne
    Führerschein, der auf dem Fluggelände ohnehin nicht erforderlich war,
    die PS- Zahl dieses Gefährts auszureizen.

    Eines Tages nach dem Flugbetrieb bekam einer der jungen
    Segelflugaspiranten den Auftrag, den Mercedes in einem etwas entfernt
    liegenden Hangar einzustellen. Die Begeisterung sprang ihm förmlich aus
    dem Gesicht, als er hinter dem Steuer Platz nahm, den Gang einlegte und
    wie der Teufel davon preschte.



    Wir diskutierten gerade über den zur Neige gehenden Tag und unsere
    Flugerlebnisse, als hinter einer Flugplatzbaracke ein ungeheurer Knall
    ertönte und eine beachtliche Staubwolke aufstieg. Entsetzte Blicke
    machten die Runde und dann spurteten wir los. Kaum um die Ecke der
    Baracke, sahen wir das Desaster. Unser Seilrückholwagen lag wie eine
    Schildkröte auf dem Rücken, die Staubwolke war inzwischen verflogen –
    nur ein Rad drehte sich noch langsam.



    Ein Unheil ahnender Blick ins Innere machte uns ratlos. Das havarierte
    Auto war leer – rundum Totenstille. Wo war der Fahrer abgeblieben? Wir
    dehnten unseren Suchkreis immer weiter aus – nichts – absolut nichts.
    Hatte sich der Kollege in Luft aufgelöst? Das konnte ja nicht sein.
    Also – weiter suchen.



    Plötzlich entdeckten wir ihn. Vor einem der Hangars sass ein
    zerknirschtes Bündelchen Mensch am Boden, die Hände um die Kniee
    verschränkt, den Kopf gesenkt. Wir traten an ihn heran, dem Himmel sei
    Dank, er war völlig unverletzt.

    Bald war seine lädierte Psyche so weit regeneriert, dass er uns die
    Story des Crashs zu Gemüte führen konnte. Nach einem spritzigen Start
    hatte der Kollege weiter aufs Gaspedal gedrückt und vor der Kurve
    vergessen, seinen Fuss rechtzeitig wieder herunterzunehmen. Dann kam,
    was kommen musste – die Geschichte kennt Ihr ja inzwischen.



    Wir waren alle froh, dass die Sache so glimpflich ausgegangen war. Auch
    der Mercedes hatte kaum Schaden genommen, wurde von uns wieder auf die
    Räder gewuchtet und – man höre und staune – sprang, als sei nichts
    gewesen, problemlos wieder an.

    Ob unser Kamerad dem berühmten Michael Schumacher nacheifern wollte, konnte nicht mit letzter Sicherheit ermittelt werden.
  • forum.segelflug.de/showthread.php?t=1555

  • Ja, das sind die Fliegerschoten, wie wir sie uns abends immer am
    Fliegerlagerfeuer erzählen. So voller Fliegerpathos treiben sie uns dann
    die Fliegertränen in die Fliegeraugen. Und wenn wir dann das Fliegerbier
    oder den Fliegerrotwein getrunken haben, dann erheben wir uns und toasten den
    Fliegerschnaps (natürlich schwarzgebrannt, man hat ja Fliegerehre im Leib) und singen
    ′Üüüüber den Wolken...′ von Karl May und dann sind wir richtig fliegerglücklich.
    Dann klopfen wir uns gegenseitig auf die Fliegerschultern und bestätigen uns was wir früher
    doch für Kerle waren, tollkühn, die Wild Bunch, dem Bauern ne Sau geklaut und jeder
    nen Kasten Bier dazu gesoffen, gähn....
    ...und ihr habt doch tatsächlich den Daimler wieder rumgedreht ? und der lief noch! Respekt.
    Da wär ich auch gerne dabei gewesen. Wirklich.

    Horst
  • Hörst schrieb:
    Ja, das sind die Fliegerschoten, wie wir sie uns abends immer am
    Fliegerlagerfeuer erzählen. So voller Fliegerpathos treiben sie uns dann
    die Fliegertränen in die Fliegeraugen. Und wenn wir dann das Fliegerbier
    oder den Fliegerrotwein getrunken haben, dann erheben wir uns und toasten den
    Fliegerschnaps (natürlich schwarzgebrannt, man hat ja Fliegerehre im Leib) und singen
    ′Üüüüber den Wolken...′ von Karl May und dann sind wir richtig fliegerglücklich.
    Dann klopfen wir uns gegenseitig auf die Fliegerschultern und bestätigen uns was wir früher
    doch für Kerle waren, tollkühn, die Wild Bunch, dem Bauern ne Sau geklaut und jeder
    nen Kasten Bier dazu gesoffen, gähn....
    ...und ihr habt doch tatsächlich den Daimler wieder rumgedreht ? und der lief noch! Respekt.
    Da wär ich auch gerne dabei gewesen. Wirklich.

    Horst


    Vielleicht das Beste, was ich hier seit langer Zeit gelesen habe ...


     


    Viele Grüße


     


    Tim

  • Und das eine mal im Ferienlager.......
  • Ey, jetzt seid nicht so fies. Ist doch eine hübsche, kleine Geschichte. Irgendwie stellt man sich den jungen Heinz Rühmann hinterm Lenkrad vor - und aus irgendwelchen Gründen erscheint diese Vorstellung in schwarz-weiß.  :)

    Okay, die Leute sind heute rasantere Schnitte gewohnt, eine Erzählung
    muss mit dem Tempo von YouTube-Clips daherkommen, die
    Aufmerksamkeitsspanne ist kürzer. Oder man lässt gleich im Stil von Dan Brown
    und Tess Gerritsen gehörig Blut fließen. Aber irgendwie geht dabei auch etwas verloren. Mal ehrlich, wo bleibt denn heute in der leichten Fliegerei zwischen Carbonlook, Hochgeschwindigkeits-Entfaltungsstoßhemmer und iPad-GPS wenigstens ein bisschen Platz für Romantik?

    old eagle, lasse reden! Ich freu mich schon auf deinen nächsten Beitrag, ehrlich.

    Gruß
    ColaBear
    PS: Hörst, ich habe gerade festgestellt, "über den Wolken" ist gar nicht von Karl May, was auch erklärt, warum darin so wenig Indianer vorkommen.  :)
  • ColaBear schrieb:
    Ich freu mich schon auf deinen nächsten Beitrag, ehrlich.



    Ich nicht!! Und wenn Du so scharf darauf bist, kannste seine ollen "selbsterlebten" Fliegergeschichten alle hier nachlesen. Ein Hereinkopieren ins uLForum ist daher völlig überflüssig, zumal mit den dann aufkommenden Kommentaren auch hier der Zoff mit Dietwölfchen unausweichlich ist. Eine winzige Kostprobe davon gab's ja schon. Braucht kein Mensch!!


    Michael


    PS: Falls Dietwolf sich jetzt nun mit dem Gedanken trägt auch mich anzuzeigen, zu verklagen oder was weiß ich noch was, meine ladbare Adresse gibt's auf Anfrage per PN. Den Admin kann er aber getrost in Ruhe lassen, der kann bestimmt nichts dafür, dass bei Dietwolf ein paar Spanten locker sind!

  • Meine Oma macht schöne Holzschnitzereien...
  • Aha, ein selbstreferenzieller Guttenberg, sozusagen.  :)

    Na, dann will ich nix gesagt haben.

    Gruß
    ColaBear
  • Hallo Luftsportgeräteführer,


     


    @ Colabärchen:


     


    Über den Wolken ist von Karl Marx.


     


    Grüße aus dem Osten der Republik

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