Was macht Passagieren Angst?

Forum - Plauderecke
  • @Funkyglider:

    Und ich dachte bisher, daß sich das SO gehört:
    --> https://www.youtube.com/watch?v=v9hAUi18IfE

    Also so wie bei der zweiten Version des Briefings und nicht wie bei der ersten Version. Wobei ich nicht verstehe, warum Paxe die Vorflugkontrolle nicht sehen dürfen.

  • Steffen_E schrieb:
    Du siehst schon den Unterschied dazu, extra so ein Hemd anzuziehen?
    Klar. Du merkst nur offensichtlich nicht, dass ein Passagier im ersten Moment nicht sicher beurteilen könnte, ob das Hemd nun noch aus dem vorherigen Dienst stammt oder extra für diesen Flug angezogen wurde. Und ehrlich gesagt denke ich, dass ein Passagier eher auf letztere als auf erstere Situation schließen würde. Aber lassen wir das besser als "Ansichtssache" stehen. Da wird vermutlich kein Schuh mehr draus.

    Also nochmal kurz:
    Es geht um die andere Seite. Es geht nicht um den Piloten selbst und auch nicht um die, die sich darüber lustig machen. Es geht um die Sicht des Passagiers, der Angst haben _könnte_ (könnte heißt nicht muss). Und es geht darum, welcher Eindruck mit einem solchen Hemd geweckt werden könnte und inwiefern sich das ggf. positiv auf den Zustand "Angst" auswirken könnte. Es geht absolut null darum, ob es jetzt lächerlich ist so ein Hemd über zuwerfen oder nicht. In Flugangstseminaren tragen die dort vortragenden "echten" Piloten immer ein Hemd. Sie sind aber gar nicht im Dienst. Außerdem werden sie doch vom Dozenten als "Pilot" vorgestellt. Warum haben die trotzdem ihr Hemd an? Was kann das wohl für einen Grund haben? Hinsichtlich der Angst des Passagiers? Ihr könnt mir hier doch nicht ernsthaft einbauen wollen, dass ihr diesen Zusammenhang nicht versteht?

    PS.: Mir geht es hier um diesen Zusammenhang. Nicht mehr und nicht weniger. Ob jetzt irgendeiner Hemd trägt oder nicht, ist mir persönlich latte.

    Ach noch ein kleiner Einwand:
    Wir sind uns hier alle einig, dass es nicht darum geht, Familie, Verwandte, Freunde und Bekannte herumzufliegen?

  • Ralle schrieb:
    Also habt euch nicht so. Wenn man damit sein Geld verdienen möchte, sollte man das auch "standesgemäß " machen dürfen.
    Da sind wir auch nicht auseinander: Wer sowas beruflich macht und für den der Arbeitgeber eine bestimmte Kleiderordnung vorsieht, der trägt dann eben ein Hemd mit wieviel Streifen auch immer.

    Wir Freizeitflieger, die hin und wieder mal Gäste mitnehmen, verdienen unser Geld aber nicht damit.

    Außerdem wäre es doch wohl auch anmaßend, nur weil man PIC in seinem fliegenden Gartenstuhl  ist, sich gleich vier Streifen auf die Schulterklappe zu tackern, wenn die Berufspiloten dafür schätzungsweise 15 bis 20 Jahre Erfahrung und damit 10.000 bis 15.000 Flugstunden benötigen.

    Allein schon aus Respekt vor der Erfahrung derjenigen, deren Berufsausübung aus "...Stunden gähnender Langeweile, durchsetzt von Sekunden grenzenlosen Entsetzens..." (Originalzitat) besteht, würde ich mir sowas nie anziehen. Ich käme mir vor, wie ein Betrüger, der seinen Fluggästen etwas vorgaukelt (und hinterher geteert und gefedert wird?).

    Keine Frage: Saubere Klamotten sind vertrauenerweckender als ölverschmierte Lumpen.

    cbk schrieb:
    Also so wie in der zweiten Version des Briefings und nicht wie bei der ersten Version. Wobei ich nicht verstehe, warum die Paxe die Vorflugkontrolle nicht sehen dürfen.
    Das im Video ist ein schönes Beispiel, wie man Vertrauen erweckt. Da weist der Pilot aber lediglich darauf hin, dass er die Vorflugkontrolle schon erledigt hat, während die Dame am Tresen stand. Und auch das passt eher auf professionelle Luftfahrtunternehmen. ICH hab keinen Tresen zum Buchen und meine Frau wir mir was husten, wenn ich sie dafür einspannen wollte (wohlmöglich noch mit keck schräg aufgesetzer Kappe zur Uniform mit Seidentuch). Ich hab aber auch keine Saftschubse, die während des Fluges Tomatensaft serviert. Obwohl...  das hätte was: Während des Fluges dem Pax vor mir auf den Kopf hauen und ′ne Tüte Tomatensaft über die Windschutzscheibe rüberreichen...

    Gruß Lucky

  • So geht das:

    https://www.youtube.com/watch?v=0YySQIH-n_U

  • Mr. Lucky schrieb:
    Keine Frage: Saubere Klamotten sind vertrauenerweckender als ölverschmierte Lumpen.
    Ich persönlich hätte bei einem Buschpiloten, der sich in ölverschmierter Werkstattkombi ins Cockpit zwängt, ein besseres Gefühl als bei einem Schlipsträger, der Autopiloten ein- und ausschaltet. Vielleicht geht es dem ein oder anderen Passagier ja auch so.

    Aber Kleider machen nun mal Leute, das hat man uns ja von Kind an so ins Hirn geschissen. Und gerade bei der traditionellen deutschen Uniformgeilheit wird meine Ansicht sicher die Ausnahme sein.

  • JaRa schrieb:
    Ich persönlich hätte bei einem Buschpiloten, der sich in ölverschmierter Werkstattkombi ins Cockpit zwängt, ein besseres Gefühl als bei einem Schlipsträger, ....

    ... Und gerade bei der traditionellen deutschen Uniformgeilheit wird meine Ansicht sicher die Ausnahme sein.

    Nee, da bin ich voll bei Dir aber wir sind auch keine unbedarften Gäste. ;-)
  • Moin, also auch mein Senf dazu:

    Wenn ich mal Passagiere rumfliege, dann kläre ich vorab erst mal, welche Erfahrung sie mitbringen. Wer schon mal in so kleinen Kisten mitgeflogen ist, weiß in etwa, was da auf ihn/sie zukommt. Ein Fußgänger bekommt erst mal ca. 1/2 Stunde Theorie. Am Flugzeug selbst gibt es vor Abflug grundsätzlich eine Sicherheitseinweisung, also wie funktionieren die Gurte, wie kommt man aus dem Flieger raus, wo darf man sich festhalten und wo nicht, Steuerorgane sind nur für den Piloten, außer anders besprochen usw. und, wo sind die Tüten.

    Ab da geht es ruhig und ohne Stress los. Gewisse Dinge sage ich an, speziell wenn Neulinge dabei sind. Außerdem erkläre ich, was die Leute außen sehen können, also welche Burg überfliegen wir gerade, welches Gebirge ist das da vorne oder welcher Fluß etc. aber auch welches Wetter (Wolken) und was damit verbunden sein kann (Thermik => unruhiger Flug).

    Es gibt aber eben auch mal eine Ansage, wenn ich Ruhe brauche z.B. wenn ich den Controller im Funk habe oder im kurzen Endteil vor der Landung. Wenn ich da erkläre, dass ich das brauche und wir ja alle landen und nicht einschlagen wollen, habe ich immer Verständnis bekommen.

    ABER, wenn ich denn mal als Pax selbst mitfliege, dann sehe ich mir sehr genau an, bei wem ich einsteige. Kann er am Boden schon nicht vernünftig rollen, überspringt er die Vorflugkontrolle, fliegt er ohne Flugvorbereitung, macht er einen gestressten Eindruck oder vergißt die Einweisung, hat er die Checkliste nicht griffbereit und nutzt diese, dann steige ich nicht ein. Da ist es egal, ob der Pilot tausende Flugstunden hat oder nicht. Und ob er ein weißes Hemd mit Streifen trägt.

    JEs

  • Ich muss ganz ehrlich gestehen: Hut ab, vor jedem Paxe der sich zu mir in den Flieger setzt und mich nicht kennt!!!

    Das ist ernst gemeint! Man vertraut sein Leben irgendeinem dahergelaufenen Typen oder Frau an. Wer mich am Wochenende sieht, der denkt sich sicherlich: "Was, zu dem soll ich einsteigen?"

    Ich bin total rasierfaul. Montags und Mittwochs sind meine Rasiertage. Insbesondere Sonntags sehe ich also schon ziemlich zerzaust aus. Wenn die Haare dann auch nicht mehr meine 5mm Rasierfrisur haben, sondern schon durchaus mehrere cm lang sind, man Tagsüber geschwitzt und ein Käppi getragen hat, dann sieht schon ziemlich zerzaust aus. Außerdem trage ich, auf dem Flugplatz, immer alte und kaputte Klamotten, die ich ruhig dreckig machen kann und bei denen es auch nicht schlimm st, wenn sie weiter kaputt gehen. Dann kommt also ein Paxe, der sich überhaupt nicht mit der Fliegerei auskennt und sieht mich. Verschwitzt, alte kaputte Klamotten, unrasiert und zerzaust. Er setzt sich aber trotzdem zu mir ins Cockpit!

    Wau, mein allerhöchster Respekt!!! Die Leute machen es so. Was bringt jemanden dazu trotzdem Vertrauen in mich zu haben? Das habe ich mich wirklich schon mehr als nur einmal gefragt. Ich habe darauf noch keine wirkliche Antwort gefunden. Todessehnsucht? Adrenalinjunky? Die Aussicht, dass ich nicht fliegen kann und sie es selbst versuchen wenn ich ausfallen sollte? Ich kann es wirklich nicht sagen. Ich stelle mir dann immer vor, was würde ich selbst sagen, wenn mir eine Operation bevorstehen würde und ich mich mit meinem Arzt unterhalten würde, der so aussieht, wie ich das regelmäßig Samstags/Sonntags selbst tue. Ich würde mir unmittelbar vor der OP wohl in die Hose machen.

    Vor dem Paxe Flug habe ich immer das Ziel, dem Paxe zu vermitteln, dass ich durchaus in der Lage bin ihn wieder heil auf den Boden zu bringen. Durch ein persönliches Gespräch lässt sich dann so einiges wieder gerade biegen und der Paxe bekommt Vertrauen. Ich erkläre ihm, was alles gechheckt werden muss und wie der Flug ablaufen wird. Im Flug unterlasse ich alles was den Begleiter dann erschrecken könnte. Alles was ich mache kündige ich vorher an.  Der Co wird dann schon sagen was er gerne hätte, also ob er einfach nur sanft und gemütlich durch die Gegend kutschiert werden möchte, oder ob er mal ein bisschen was erleben und die Welt auch mal falsch herum, oder drehend sehen möchte.

    Bisher habe ich den Eindruck, dass all meinen Paxen der Flug immer gefallen hat. Wichtig ist auf den Beisitzer einzugehen und dessen Wünsche zu berücksichtigen.

  • Ich verstehe irgendwie nicht, was hier fuer ein Theater gemacht wird... Mit jemandem zu fliegen ist nichts anderes, als sich zu jemandem ins Auto zu setzen. Hier wie da vertraut man sein Leben und Gesundheit einer anderen Person an.

    Ich habe es schonmal angesprochen, vielleicht nochmal kurz meine "vorgehensweise": Bei Bekannten/Freunden ist eh alles klar, die kennen mich und wissen grob, was es mit der Fliegerei auf sich hat. Wir treffen uns meisst gemeinsam am Flugplatz, sie sehen, wie ich den Flieger parat mache, dann helfe ich beim einsteigen, schnalle sie fest, erklaere, wie die Tuer im Notfall aufgeht und dann gehts auch schon los. Bei eher aengstlichen Personen erklaere ich kurz, dass es ziemlich rumpelt beim Startlauf wegen unseres Kartoffelackers, auch Piste genannt. Kurz vor Abflug frage ich nochmal, ob alles gut ist und es losgehen kann. Beim Flug selber schaue ich, wie sie sich fuehlen und passe mein Handeln und das, was ich erklaere, daran an.

    Bei zufaelligen Gaesten laeuft es ganz aehnlich, ich frage halt etwas mehr im Vorfeld, aber man spuert doch auch so sehr schnell, was fuer eine Einstellung jemand dazu hat.

    Echte "Angstpatienten" fliegen eh kaum mit. Ich hatte aber 3-4 bisher, die wirklich Schiss hatten und was auch von Anfang an klar war. Da erklaere ich umfangreich das Flugzeug, zeige das Rettungssystem (aber nicht den Griff dazu) und gehe generell sehr auf die Person ein. Auch wird vor Abflug klar gemacht, dass man jederzeit umkehren und wieder landen kann (musste ich bisher nur ein Mal).

    Generell: Ruhe ausstrahlen (was auch sonst, ist ja nichts besonderes, zu fliegen...), es als was selbstverstaendliches wirken lassen (was es ja auch ist) und ueberhaupt: Easy! :))


    Chris

  • Chris_EDNC schrieb:
    Mit jemandem zu fliegen ist nichts anderes, als sich zu jemandem ins Auto zu setzen. 
    Doch, das ist etwas völlig anderes. Ein Auto ist etwas "Bekanntes", fast jeder kann beurteilen, ob der Fahrer alles richtig oder alles falsch macht. Bei einem Flugzeug ist das völlig anders. Meist haben die Passagiere absolut keine Ahnung ob alles richtig ist oder nicht. Sie vertrauen dem Piloten völlig......oder auch nicht. Das macht halt Angst.
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