Profi-Flieger. Erstrebenswert?

Forum - Plauderecke
  • Ein interessanter Beitrag im Spiegel:

    http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/lufthansa-mitarbeiter-erzaehlt-aus-dem-cockpit-mein-leben-als-pilot-a-979723.html
  • Und genau deshalb bin ich froh, dass ich kein Berufspilot bin :-)
  • Erstrebenswert? Heutzutage sicherlich nicht mehr...

    Also ich stand damals genau vor dieser Entscheidung. Ich hatte mich bei der AB beworben und irgendwann den Vertrag samt Finanzierungsvorschlag der Sparkasse vorliegen. Die finanzieren die Ausbildung (Eigenanteil ca. 70k Euro) für die Zeit der Ausbildung tilgungsfrei. Nach 24 Monaten muss man den Kredit dann zurückzahlen. Die Rückzahlung lag bei rund 950 Euro monatlich über 10 Jahre. Bei einem FO Base von ca. 3.400 Euro brutto (= 2.000 Euro netto), wird es dann schwierig. Die LOL kommt wegen des jährlichen Medicals und der regelmäßigen Sim-Checks schließlich auch noch dazu. Überleben kann man ggf., leben jedoch nicht wirklich. Vielleicht kann man sogar Hartz IV beantragen oder sich insolvent melden, sofern man nach der Schulung nicht direkt ins Cockpit kommt.

    Weiter habe ich mir Gedanken über das Leben als Pilot gemacht. Klar, fliegen ist schön, die Uniform ist sicherlich auch toll. Aber will man das wirklich. Täglich betrunkene Kegelklubs und Mannschaften auf die Insel fliegen? Arbeitstage von 14 Stunden und mehr? Wohnen, wo man eigentlich nicht wohnen will? Umziehen, wenn man nicht umziehen möchte? Arbeiten, wenn andere frei haben? Off-Tage ggf. am Arsch der Welt verbringen? Und das alles nur, um einen Knopf zu drehen, wenn der Lotse es so möchte? Ich weiß ja nicht. Ich habe mal einen 747 LH CPT (mittlerweile im Ruhestand) kennengelernt und ihn gefragt, was denn das Besondere an seinem Job war. Er sagte: "Eigentlich nichts. Es war nichts weiter als das Operieren eines großen Geräts.". Er schwärmte vom Anfang. Das es anfangs alles ganz toll war. So für zwei Jahre. "Wow, Du bist Pilot? Wahnsinn!". Wie gesagt, stellte sich die Begeisterung nach ca. zwei Jahren ein. Kämpfen um zusammenhängende Off-Tage, Schlafmangel, Dauer-Jetlag, keine Frau, keine Kinder, kaum Freunde, nichts.

    Der gute Mann ist nun FI für UL und glücklich damit. Er meint, dass der Unterschied darin liegt, dass er sich beim Fliegen nicht langweilt, dass er steigen, sinken und kurven kann, wann immer ER es möchte, dass er nicht fliegen MUSS, sondern KANN und dass die Faszination dadurch zurückkommt. Er habe zwar auch tolle Dinge erlebt, viele Menschen kennengelernt und natürlich auch Spaß gehabt. Aber der Preis, den er gezahlt hat, war ihm nur um des Fliegens Willen im nachhinein betrachtet zu hoch. Bei der LH habe er zwar noch deutlich über 10k Euro im Monat verdient, aber Geld ist nicht alles. Er sagte, dass er als Ingenieur o.ä. wohl besser dran gewesen wäre. Und dann fügte er noch an, dass er "zu den goldenen Zeiten" Pilot war. Heute ist das alles noch schlimmer. Ich sage nur: Pay to fly! Das steht derzeit wohl symbolisch für die Branche. Fragt mal den letzten Kurs der Tuifly. Die Teilnehmer wünschen sich wohl nichts sehnlicher, als eine Zeitmaschine mit der sie ihre damalige Entscheidung für die Ausbildung ungeschehen machen könnten.

    Andererseits: Die Faszination ist nach wie vor da. Ich könnte mir sowas z.B. in Teilzeit vorstellen. Aber dann mit Vollfinanzierung der Ausbildung durch den Arbeitgeber. Ansonsten macht das wenig Sinn.
  • 10K im Monat (brutto) kann man in der freien Wirtschaft auch so verdienen.....
  • Ich bin wieder einmal erstaunt, was Mann so verdienen kann... Irgendwo hab ich in den letzten Tagen mal gelesen, dass Frauen immer noch erheblich weniger verdienen. Aber STOP, keine weitere Neiddebatte! Ich musste es nur loswerden.

    Jetzt weiß ich, weshalb ich mir bislang nur ne C42 und keine Pipistrel Sinus leisten kann.

    Happy landings
    Conny
  • Also ich stand damals genau vor dieser Entscheidung. Ich hatte mich bei der AB beworben und irgendwann den Vertrag samt Finanzierungsvorschlag der Sparkasse vorliegen.
    Aehnlich wie bei mir. Ich habe dann die Reissleine gezogen und einen eigenen Flieger gekauft. War die richtige Entscheidung.

    Irgendwo hab ich in den letzten Tagen mal gelesen, dass Frauen immer noch erheblich weniger verdienen.
    Warum sollten sie dann mehr bekommen? (Spaaaaass!!!) :)


    Chris
  • Ich dagegen bereue es nicht, mich vor fast drei Jahrzehnten für diesen Beruf entschieden zu haben. Ich würde es allerdings nicht mehr ohne eine andere abgeschlossene Berufsausbildung machen.

    Bei uns verdienen Frauen natürlich in Cockpit und Kabine gleich wie Männer.
  • Ich dagegen bereue es nicht, mich vor fast drei Jahrzehnten für diesen Beruf entschieden zu haben.
    Damals lief es noch etwas anders als heute. Sukram hat es gut umrissen, dem Link zum PuF-Artikel sollte jeder folgen, der mit dem Gedanken spielt, 100k EUR in die Ausbildung zu investieren.

    Ich würde es allerdings nicht mehr ohne eine andere abgeschlossene Berufsausbildung machen.
    Ich wuerde es bei der aktuellen Situation nur machen, wenn ich entweder direkt bei LH reinkomme, oder reiche Eltern haette, die alles finanzieren. Und selbst dann ist es alles andere als einfach...


    Chris
  • Pay to fly geht natürlich gar nicht, das sollte verboten werden.
    Ansonsten kommt es wirklich sehr darauf an, wo man angestellt ist bzw. mit welchem Vertrag. 
    "Off-Tage irgendwo" sollte es dann nicht geben weil nur die auf der Homebase zählen, etc. 
    Aber ich kenne genug Kollegen, die sich nach dem Urlaub schon wieder auf den ersten Dienst freuen und glaube, das kommt nicht in vielen Berufen vor.
  • Aber ich kenne genug Kollegen, die sich nach dem Urlaub schon wieder auf den ersten Dienst freuen und glaube, das kommt nicht in vielen Berufen vor.
    Wenn das bei einem nicht der Fall ist, sollte man dringend ueber einen Jobwechsel nachdenken.
    Aber in noch viel weniger Berufen kommt es vor, dass man selber seine Ausbildung bezahlt (ueberhaupt irgendwo?) und zudem bei jedem Gesundheitscheck Gefahr laeuft, alles zu verlieren.


    Chris
Jetzt anmelden

Passwort vergessen

Umfrage Archiv

Plant ihr, einen Autopiloten in eurem UL zu installieren?

Nein
55.6 %
Ja
44.4 %
Stimmen: 232 | Diskussion
Anzeige: Roland Aircraft
Statistik Alle Mitglieder

Aktuell sind 25 Besucher online, davon 2 Mitglieder und 23 Gäste.


Mitglieder online:
casacki  ronnski 

Anzeige: EasyVFR